Biographie

Stasiewski, Bernhard

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Kirchenhistoriker
* 14. November 1905 in Berlin
† 1. Juli 1995 in Ittenbach

Geboren wurde der in Bonn sehr beliebte Kirchenhistoriker Prof. Dr. Dr. Bernhard Stasiewski in Berlin-Rixdorf, seine Eltern stammten jedoch aus Westpreußen. Daraus ergab es sich, daß er schon als Gymnasiast nicht nur die Heimat seiner Eltern, sondern auch die Polen und ihre Sprache kennenlernte. Da seine Geburtsstadt noch als Fürstbischöflicher Delegaturbezirk für die Mark Brandenburg und Pommern der Diözese Breslau unterstellt war, studierte er Theologie an der Breslauer Universität und empfing die Priesterweihe 1929 durch Adolf Kardinal Bertram. Von 1929 bis 1930 war er als Kaplan an St. Peter und Paul in Nauen und St. Pius in Berlin tätig. Von 1931 bis 1958 wirkte er als Hausgeistlicher am Knaben-Waisenhaus der Armen Brüder vom hl. Franziskus Seraphicus in Berlin-Moabit. Von 1929 bis 1932 setzte er seine Studien an der Berliner Universität fort und promovierte 1933 mit einer Dissertation über die polnische Kirchengeschichte. Dieses Spezialgebiet der Kirchengeschichtsschreibung ist sein erstes sowie ein von ihm bis zuletzt mit besonderer Vorliebe und großer Sorgfalt betriebenes Forschungsgebiet geworden. Aber auch in vielen anderen Bereichen der Kirchengeschichte leistete Bernhard Stasiewski grundlegendes. Die Zahl seiner wissenschaftlichen Publikationen beträgt mehr als 600. In der Zeit von 1935 bis 1942 nahm Bernhard Stasiewski einen Lehrauftrag für polnische Geschichte an der Universität Berlin wahr. Nach dem Krieg, den er als dienstverpflichteter Sprachmittler bei der Deutschen Wehrmacht in Berlin überlebte, konnte er zunächst seine Lehrtätigkeit am Katholischen Bildungswerk der Diözese Berlin wiederaufnehmen (1946-1951), dann dozierte er von 1949 bis 1952 an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin, von 1953 bis 1958 am Osteuropa-Institut der Feien Universität Berlin. Außerdem leitete er von 1943 bis 1958 den Diözesangeschichtsverein im Bistum Berlin.

Die vom Krieg verhinderte theologische Promotion holte Bernhard Stasiewski bei seinem Lehrer, Professor Franz Xaver Seppelt, 1952 in München nach und habilitierte sich 1958 im Fach Kirchengeschichte bei Professor Hubert Jedin in Bonn. 1959 siedelte er nach Bonn über, wo er an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität am 15. März 1961 eine Dozentur, am 7. November 1962 einen neu eingerichteten Lehrstuhl für Neuere und Neueste Kirchengeschichte und die Kirchengeschichte Osteuropas erhielt. Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät war er im akademischen Jahr 1966/67, Wahlsenator der Fakultät von 1967 bis 1969 und von 1971 bis 1973. Von 1972 bis 1981 war er Vorsitzender der Kommission der Bonner Universität für das Studium der deutschen Geschichte und Kultur im Osten. Von 1965 bis 1969 war er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Katholisch-Theologischen Fakultätund der Philosophisch-Theologischen Hochschulen Deutschlands. Nach seiner Emeritierung 1974 hielt er bis 1987 kirchengeschichtliche Vorlesungen an der Studienanstalt für Spätberufene St. Lambert in Lantershofen.

1974 bis 1984 wirkte er als Präsident des Johann-Gottfried-Herder-Forschungsrates in Marburg, dessen Ehrenpräsident er später wurde. Von 1961 bis 1984 leitete er das Institut für ostdeutsche Kirchen- und Kulturgeschichte, seit 1984 war er dessen Ehrenvorsitzender. In Bonn half Bernhard Stasiewski in der Seelsorge der Pfarrei St. Marien von 1959 bis 1971 aus. In Ittenbach, wo er seit 1971 wohnte, war er in der Pfarrei „Zur schmerzhaften Mutter“ tätig. Von 1967 bis 1987 war er berufenes Mitglied des Priesterrates des Erzbistums Köln, von 1969 bis 1978 Mitglied der Ökumenischen Kölner Bistumskommission.

Die Kirche zeichnete ihn 1969 durch Ernennung zum päpstlichen Ehrenkaplan mit dem Titel Monsignore und 1975 zum päpstlichen „Ehrenprälaten aus. Der Staat verlieh ihm 1971 das Verdienstkreuz erster Klasse und 1986 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 1981 erhielt er den Dehio-Preis für Kultur- und Geistesgeschichte, 1985 die St. Hedwigs-Medaille in Würdigung der besonderen Verdienste um Erhaltung und Entfaltung der Erzdiözese Breslau in der Vertreibung. Seine Schüler und Mitarbeiter ehrten ihn 1975 und 1980 durch zwei Festschriften.

Lit.: Gabriel Adriányi u. Joseph Gottschalk (Hrg.), Festschrift für Bernhard Stasiewski. Beiträge der ostdeutschen und osteuropäischen Kirchengeschichte, Köln-Wien 1975; Gabriel Adriányi (Hrg.), Festgabe für Bernhard Stasiewski zum 75. Geburtstag, Leverkusen-Opladen 1980.