Biographie

Stifter, Adalbert

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Schriftsteller, Maler, Pädagoge
* 23. Oktober 1805 in Oberplan/Böhmen
† 28. Januar 1868 in Linz/Donau

Adalbert Stifter verband in seinem literarischen Werk „den bürgerlich beruhigten, auf die Bildung des individuellen Bewußtseins gerichteten ästhetisch-sittlichen Humanismus des deutschen Idealismus seit Herder mit seiner angestammten katholischen Gläubigkeit. Geistiger Aristokratismus und ein bäuerlich-heimatliches Grundgefühl, Selbstvertrauen, Überzeugung vom höchsten Bildungssinn der Kunst, der Glaube an die sittliche Wahrhaftigkeit des Schönen und ein zunehmender Pessimismus gegenüber Zeit und Zukunft schichten sich in Persönlichkeit und Werk ineinander“ (Fritz Martini: Deutsche Literaturgeschichte, 1972). Im 19. Jahrhundert teils verkannt, teils von der literarischen Kritik fehlgedeutet, wurde er erst in den 20erJahren dieses Jahrhunderts von Forschung und Kritik neu entdeckt und werkgerecht charakterisiert. Auch als Maler fand er posthum Anerkennung und wird gemeinhin als ein Vorläufer des landschaftlichen Impressionismus angesehen. Am 23. Oktober 1805 als Kind des Leinwebers und -Händlers Johann Stifter und seiner Frau Magdalena in Oberplan im südlichen Böhmen geboren, besuchte er das Gymnasium des Benediktinerstifts Kremsmünster in Oberösterreich und studierte anschließend an der Universität Wien. Nach Abschluß seiner Studien war er ohne Erfolg um Lehramtsstellen bemüht. Zeitweilig war er Hauslehrer in der Familie des Staatskanzlers Fürst Metternich. 1849 wurde er als Schulrat beamtet. Er litt in den 60er Jahren an nervösen und organischen Störungen und an Schwermut und endete am 26. Januar 1868 sein Leben durch Selbstmord. Sein literarisches Wirken begann er mit den Erzählungen „Der Condor“ (1840), der „Mappe meines Urgroßvaters“, „Feldblumen“ und „Hochwald“ (1841-42). Es folgten „Studien“ (1844), „Hagestolz“ (1845) und „Der heilige Abend“ oder „Bergkristall“ (1845) und „Bunte Steine“ (1853). Höhepunkte seines literarischen Schaffens sind jedoch die berühmten Romanwerke „Nachsommer“ (1857) und „Witiko“ (1865). Als Journalist veröffentlichte er Aufsätze zur Theorie des Staates, zum Freiheitsproblem und zum Schulwesen. Politisch war er darauf bedacht, die überzeitlich gültigen Grundwerte der Vergangenheit mit dem Fortschritt der Menschheit zu größerer Humanität zu verbinden.

Bibl.: Hist.-krit. Gesamtausgabe, begründet v. August Sauer, fortges. v. F. Hüller und G. Müller u. a. (Prag und Reichenberg),1901-1940. Ausführl. Bibl. in „Stifter“, rororo Monographien, S. 158-179.