Biographie

Tau, Max

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Verlagsdirektor, Schriftsteller
* 19. Januar 1897 in Beuthen/Oberschlesien
† 13. März 1976 in Oslo

Der seit 1938 in Norwegen und Schweden lebende Emigrant Max Tau stammte aus Beuthen in Oberschlesien, wo er in einem von jüdischen Traditionen geprägten Elternhaus geboren wurde. Da er als Kind von schmächtiger Gestalt und schwacher Gesundheit war, wurde er in den Schulferien oft zu seinem Groß­vater auf einen Bauernhof nach Ostpreußen geschickt. Nach dem Abitur sollte er eigentlich den Beruf eines Kaufmanns ergreifen wie sein Vater, aus Neigung wandte er sich aber der Literatur und den Geisteswissenschaften zu. Er studierte Philosophie, Psychologie und Germanistik in der Reichs­hauptstadt Berlin, in Hamburg und in Kiel, wo er schließlich 1927 mit einer Arbeit über Theodor Fontane (1819-1898) promoviert wurde.

Seit 1928 wirkte er als Cheflektor in dem 1898 gegründeten Verlag des aus Breslau stammenden Bruno Cassirer (1872-1941) und setzte sich dort für die Verbreitung einer Reihe von norwegischen Romanschriftstellern wie Knut Hamsun (1859-1952), Olav Duun (1876-1939) und Sigrid Undset (1882-1949) ein, was ihm vermutlich die Aufnahme in Norwegen erleichterte, als er 1938 aus Deutschland fliehen musste.

Drei Jahre, nachdem er 1935 aus der „Reichsschrifttumskammer“ ausgeschlossen worden war, floh er in die norwegische Hauptstadt Oslo, wo er bis zur Besetzung des Landes durch die deutsche „Wehrmacht“ am 8./9. April 1940 als Lektor im Johan-Grundt-Tanum-Verlag arbeiten konnte. Danach hielt er sich, als Jude und Antifaschist doppelt gefährdet, versteckt und floh 1942 nach Schweden. In Stockholm wurde er Mitbegründer des „Neuen Verlags“, in dem Autoren, die im „Dritten Reich“ verboten waren, gedruckt wurden: Heinrich Mann (1871-1950), Lion Feuchtwanger (1884-1958), Arnold Zweig (1887-1968) und Alfred Neumann (1895-1952). Im selben Jahr 1944, als er die norwegische Journalistin Tove Filseth (1905-1994) heiratete, wurde ihm von der norwegischen Exilregierung in London die norwegische Staatsbürgerschaft zuerkannt, die außer ihm damals nur noch Willy Brandt (1913-1992) erhielt.

Nach Kriegsende kehrte Max Tau nach Oslo zurück und war weiterhin als Lektor tätig, zunächst wie 1938/40 im Tanum-Verlag, von 1957 an im Verlag Aschehoug. In Oslo starb er am 13. März 1976. Sein literarischer Ruhm in der Nachkriegszeit aber beruht auf seinen autobiografischen Romanen wie Glaube an den Menschen (1948), für den er 1950 in Frankfurt am Main mit dem ersten Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde, Denn über uns ist der Himmel (1955), Das Land, das ich verlassen musste (1961), Ein Flüchtling findet sein Land (1964) und Auf dem Weg zur Versöhnung (1968).

Außer mit dem „Friedenspreis“ wurde Max Tau mit der Ehrenbürgerschaft der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (1965), dem „Nelly-Sachs-Preis“ der Stadt Dortmund (1965), dem „Schlesierschild“ (1965) und dem Großen Bundesverdienstkreuz (1967) ausgezeichnet. Auch zwei Schulen wurden nach ihm benannt: Die „Max-Tau-Schule“ in Kiel (1967) und die deutsche „Max-Tau-Schule“ in Oslo (1998).

Lit.: Alfons Perlick, Festschrift für Dr. Max Tau. Dortmund 1961. – Bernhard Doerdelmann (Hrsg.), Freundesgabe für Max Tau. Gratulationen zu seinem 70. Geburtstag, Hamburg 1967. – Lothar Stiehm, Max Tau. Bildner, Erwecker, Warner, Heidelberg 1968. – Egon H. Rakette, Max Tau. Der Freund der Freunde, Heidenheim 1977. – Hans Däumling, Das Leben lieben. Max Tau in Briefen und Dokumenten 1945-1976, Würzburg 1988. – Olaf Haas, Max Tau und sein Kreis, Paderborn 1988.

Bild: Max Tau bei einer Veranstaltung des West-Ost-Kulturwerks auf Schloss Burg a.d. Wupper 1957, aus: Egon H. Rakette, Jeder Mensch kann das Seine tun. Hommage für Max Tau anläßlich der Verleihung des Humanitas-Ringes in Bonn 7. April 1974, München 1975.

Jörg Bernhard Bilke, 2017