Biographie

Tau, Max

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Verlagsdirektor, Schriftsteller
* 19. Januar 1897 in Beuthen/Oberschlesien
† 13. März 1976 in Oslo

Er wurde in einer Grenzstadt geboren. Diese seelische und politische Situation war nicht ohne Einfluß. Sie blieb von entscheidender Prägekraft auf seine Lebensleistung, die ein Dienen war an der Verständigung zwischen den Völkern. Seine Erziehung, er studierte in Hamburg, Berlin und Kiel Philologie und schloß mit dem Doktorgrad ab (Der assoziative Faktor in der Landschafts- und Ortsdarstellung Theodor Fontanes, Diss. 1928) und sein jüdisches Erbe prädestinierten ihn dazu in hervorragender Weise. Seine Arbeit galt der Vermittlung des Wortes (Verlagslektor in Trier und bei Bruno Cassirer in Berlin, seit 1945 Cheflektor im Exil in Oslo, wo er auch starb).

Bezeichnend für seine kosmopolitische Haltung ist die Gründung der „Friedensbücherei“ 1956. Max Taus Tätigkeit als Schriftsteller tritt zurück hinter seiner eigentlichen Lebensleistung als Anreger, Förderer und Sponsor junger, aufstrebender Begabungen. Sein Wirken ist hier von bleibender Bedeutung. So erschienen auf seine Anregung hin die ersten Bücher von Marie Luise Kaschnitz und Wolfgang Koeppen bei Bruno Cassirer, Berlin. Max Taus Publikationen sind vornehmlich Bücher der Erinnerung, nicht als Klage über Vergangenes und Erlittenes, sondern als Wegzeichen für künftige bessere Menschlichkeit. „Das Land, das ich verlassen mußte“ (1961) u.a. Diese Botschaften der Versöhnung und der Friedensliebe sind neben ihrem zeitgeschichtlichen Wert einzigartige Zeugnisse der Güte und Noblesse eines großen Herzens. 1950 erhielt Max Tau als erster den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, ein Zeichen des sich wieder besinnenden besseren Deutschlands. Er mag die Ehrung stellvertretend für seine Leidensbrüder empfangen haben, die ebenfalls ins Exil gehen mußten, dieses aber nicht überlebten, wie Stefan Zweig, der andere große Europäer. So war der unermüdliche Anreger, Förderer, Humanist und Schriftsteller Max Tau neben Victor Gollancz, ebenfalls ein Jude (!), der 1960 den Buchhandels-Friedenspreis erhielt, nach dem Ende der Apokalypse einer der ersten, die zur Versöhnung zwischen den Feinden, zu Frieden und Völkerverständigung aufriefen. Dies gibt Max Taus Werk und Person Rang und Würde. „Es gibt keine Freude, die Dauer hat, wenn man sie nicht mit dem Nächsten teilt“ (Max Tau in einem Brief an den Verf.).Übergreifend bleibt die Kulturleistung der deutschen Juden insgesamt festzuhalten.

Werke: (in Auswahl) Die Stillen. Dichtungen, Anth. Hg. 1921; Die deutsche Novelle. Eine Bücherei zeitgen. Dichtung, Hg.  1921-1925; Der deutsche Roman, Hg., 1921-1925; H. Stehr: Gesammelte Werke, Festausgabe, 9 Bde., Hg. 1924; Denn über uns ist der Himmel, R., norweg. 1954, dt. 1955; Albert Schweitzer und der Friede, Rede 1955; Trotz allem! Lebenserinnerungen aus 70 Jahren, 1973.

Lit.: Lexikon der dt. Gegenwartsliteratur, hrsg. v. H. Wiesner, München, 1981. Knaurs Lexikon der Weltliteratur, München, 1979. Max Tau – Der Freund der Freunde, hrsg. Egon H. Rakette, Heidenheim 1977.