Biographie

Tauentzien, Friedrich Bogislaw von

Herkunft: Pommern, Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: General
* 18. April 1710 in Tauentzien/Hinterpommern
† 21. März 1791 in Breslau

Über Tauentzien sagte Friedrich der Große: „Und ich sehe niemals darauf, ob jemand reich oder arm ist, wenn er nur Verdienste hat. Alsdann kann ein Armer auch reich werden, wie zum Beispiel der von Tauentzien, der von Hause aus nichts gehabt und zu einem Vermögen von wenigstens 150 000 Talern gelangt ist.“ Friedrich Bogislaw von Tauentzien wurde am 18. April 1710 auf Tauentzien, dem Familiensitz in der Herrschaft Lauenburg in Hinterpommern geboren. Mit 15 Jahren wurde er in das Kadettenkorps aufgenommen und trat 1728 als Fahnenjunker in das König-Regiment ein. 1734 wurde er Fähnrich, doch erst 1740 wurde er von Friedrich II. zum Secondelieutenant mit Hauptmannsrang im 1. Bataillon Leibgarde befördert und gleichzeitig zum Adjutanten ernannt. Bei Mollwitz 1741 zeichnete er sich durch große Tapferkeit aus und erhielt als einer der ersten den Orden pour le mérite. 1744 kommandierte er als Major ein Grenadierbataillon und behauptete nach der Schlacht bei Hohenfriedberg sechs Wochen lang mit zwei Bataillonen einen vorgeschobenen Posten bei Neustadt an der böhmischen Grenze gegen stark überlegene österreichische Truppen. 1756 wurde er Major bei der Garde, im Jahr darauf Oberst und kommandierte 1757 in der Schlacht von Kolin ein Garde-Bataillon, das den Angriff von mehreren feindlichen Bataillonen abwehrte. Die Verluste des Bataillons betrugen 24 Offiziere und 475 Mann, während Tauentzien selbst schwer verwundet wurde. Wieder genesen, zeichnete er sich 1758 im Korps des Prinzen Heinrich aus. Unter anderem nahm er am 1. Februar mit nur 100 Freiwilligen in einem Handstreich die 300 Mann starke französische Garnison von Hornburg bei Halberstadt gefangen. Ende des Jahres ernannte ihn der König zum Generalmajor und Interimskommandanten von  Breslau, … da er in gegenwärtigem Kriege sich bei so vielen  importanten Gelegenheiten dergestalt distinguiert“, wie es der König begründete. Dort sollte sich Tauentziehn bei der Belagerung der Stadt im Jahre 1760 auszeichnen. Am 23. Juni 1760 hatte Laudon das Korps des Generals Fouqué bei Landeshut vernichtend geschlagen und die Reste gefangen genommmen. Am 26. Juli eroberte Laudon die Festung Glatz im Sturmangriff und wandte sich nunmehr gegen Breslau. Zugleich bestand die Gefahr, daß sich die österreichischen Truppen Laudons mit den russischen Truppen Soltikovs vereinigten, die von Posen gegen Schlesien vorrückten. Um den Russen den Weg auf das linke Oderufer zu öffnen, griff Laudon Breslau mit dem Ziel an, die Stadt vor dem Eintreffen der Russen zu nehmen. Am l. August begann an die Beschießung der Stadt, in der lediglich 3000 Mann preußisch Soldaten, aber 9000 österreichische Gefangene lagen. Angebote Ludons zur Kapitulation wies Tauentzien zurück. Als Laudon drohte, daß im Falle der Weigerung auch das Kind im Mutterleib nicht geschont werden würde, ließ Tauentzien entgegnen: „Ich bin nicht schwanger und meine Soldaten sind es auch nicht“. Am 2. August ließ Tauentzien die Vorstädte niederbrennen, um einen österreichisch Sturmangriff zu verhindern. Laudon brach daraufhin die Belagerung ab, da auch die Russen nicht schnell genug herankamen. Diese gelangten erst  6. August über Militsch nach Hundsfeld kurz vor Breslau, wo sie statt der erwarteten Österreicher nun Preußen vorfanden. Damit war die Gefahr einer Vereinigung von Russen und Österreichern beseitigt. Tauentzien wurde für die Verteidigung Breslaus zum Generalleutnant befördert und erhielt den Schwarzen Adlerorden. 1762 erhielt er den Befehl über ein Korps für die Belagerung Schweidnitz‘, dessen Garnison etwa 10 000 Mann aufwies. Die Belagerung erwies sich jedoch als schwierig, so dass die Festung unter ihrem äußerst energischen österreichischen Kommandanten erst nach 61 Tagen kapitulierte – der König hatte mit 12 Tagen gerechnet. Nach dem Frieden von Hubertusburg erhielt Tauentzien das Regiment Nr. 31 und wurde zum Gouverneur von Breslau ernannt und bekam außerdem die Inspektion über die schlesische Infanterie. Diese behielt Tauentzien bis zum Jahre 1784, als der König nach dem großen Manöver in einem Brief an Tauentzien die Leistungen der schlesischen Infanterie heftig kritisierte, worauf Tauentzien von seinem Posten als Inspekteur zurücktrat. Seit 1775 General der Infanterie, blieb Tauentzien jedoch bis zu seinem Tode Gouverneur von Breslau und Regimentschef. Außerdem verlieh Friedrich der Große ihm eine Domherrenstelle zu Brandenburg und eine weitere in Magdeburg, letztere war mit der Erlaubnis zur Veräußerung verbunden. Als Gouverneur von Breslau betrieb Tauentzien vor allem den Ausbau der Festung. Die alten Außenwerke auf dem linken Oderufer wurden erneuert, aber auch der rechte Stadtteil erhielt Verstärkungen und Schanzen, von denen der Springstern hinter dem Dom die bekannteste ist. Als Gouverneur wohnte Tauentzien in der Junkerstraße 2, einem Haus, das er 1764 vom Fürsten Radziwill erwarb. Bei der Breslauer Bevölkerung, die damals eher Österreich zuneigte, war er wenig beliebt, hauptsächlich deshalb, weil er für die Belange der Bürger kaum Verständnis aufbrachte. Durch und durch Militär, war es für ihn selbstverständlich, daß die Erfordernisse des Militärs immer und überall Vorrang besaßen. Tauentzien war kein herausragender Truppenführer, doch zeichnete er sich durch hervorragende Tapferkeit und Standhaftigkeit aus. Gotthold Ephraim Lessing, sein Sekretär von 1760-1764, schrieb über ihn: „Wäre der König von Preußen so unglücklich geworden, seine Armee unter einem Baume versammeln zu können, General Tauentzien hätte gewiß unter diesem Baume gestanden“. Zweifellos hatten sich hier zwei grundverschiedene Charaktere getroffen, doch wie Goethe schrieb, gefiel sich Lessing „…in einem zerstreuten Wirtshaus- und Weltleben, da er gegen sein mächtig arbeitendes Innere stets ein gewaltiges Gegengewicht brauchte, und so hatte er sich auch in das Gefolge des Generals Tauentzien begeben“. Minna von Barnhelm war das literarische Ergebnis dieser vier Jahre, ein Stück, das nach dem Urteil Goethes „… zwischen Krieg und Frieden, zwischen Haß und Neigung“ erzeugt wurde, „… die erste, aus dem bedeutenden Leben gegriffene Theaterproduktion von spezifisch temporärem Gehalt.“ So finden sich in der Figur des Majors von Teilheim manche Züge Tauentziens wieder, der am 21. März 1791 in Breslau starb.

Lit.: J[ohann] D[avid] E[rdmann] Preuß.: Friedrich der Große. Eine Lebensgeschichte. Bd. MV, Berlin 1832-1834. – Hannsjoachim W. Koch: Geschichte Preußens, 2. Auflage, München 1981. – Otto Busch: Militärsystem und Sozialleben im alten Preußen 1713-1807. Durchgesehene, um das Vorwort zur Taschenbuchausgabe und den bibliographischen Nachtrag erweiterte Edition, Ullstein TB Nr. 35082, Frankfurt/Main-Berlin-Wien 1981. –Generalfeldmarschall Graf Alfred von Schlieffen: Gesammelte Schriften. Bd. II, Berlin 1913. – Curt Jany: Geschichte der Königlich Preußischen Armee bis zum Jahre 1807. Band I-IIl, Berlin 1928-1930. J.W. Goethe: Dichtung und Wahrheit, Teil l (1811). – G. E. Lessing: Minna von Barnhelm. Ein Lustspiel in fünf Aufzügen. (1767).

Bild: Kupferstich, unbekannter Stecher. Dr. Elmar Mauch, Bad Mergentheim.