Biographie

Teutsch, Georg Daniel

Herkunft: Siebenbürgen
Beruf: Theologe, Bischof
* 12. Dezember 1817 in Schäßburg/Siebenbürgen
† 2. Juli 1893 in Hermannstadt/Siebenbürgen

Kirche und Geschichte – in diesen drei Gebieten bewegte sich das Wirken und Bemühen des Georg Daniel Teutsch. Alle drei waren ihm verbunden durch den ihnen gemeinsamen Zweck der Bewahrung und Stärkung der nationalen Identität der Siebenbürger Sachsen in einer Zeit, als diese bereits angefochten war durch die Politik des Romanismus und Magyarismus.

Sohn eines Seifensieders, studierte Georg Daniel Teutsch von 1837 bis 1839 in Wien und Berlin Theologie, Philologie und Geschichte.  Unter seinen Lehrern verdienen es vor allem der Theologe J. A. W. Neander und der Historiker Leopold von Ranke, erwähnt zu werden. Zurückgekehrt in die Heimat, lehrte er kurze Zeit als Hauslehrer, um ab 1842 als Lehrer und ab 1850 als Rektor am evangelischen Gymnasium seiner Geburtsstadt Schäßburg zu unterrichten. 1863 wurde Teutsch Pfarrer in Agnetheln und Dechant des Schenker Kirchenbezirks. Als solcher wählte ihn am 19. September 1867 Landeskirchenversammlung der evangelischen Kirche Augburgischen Bekenntnisses in Siebenbürgen zu ihrem Bischof als Nachfolger des verstorbenen Georg Paul Binder (1784-1867). Bis zu seinem Tode im Alter von fast 76 Jahren stand Teutsch seiner Kirche fast 26 Jahre vor.

Als Lehrer und später als Bischof setzte sich Teutsch dafür ein, die Schulen und Gymnasien als kirchliche und somit als deutsche Anstalten zu erhalten, getreu seinem Grundsatz, daß „jeder Fortbestand unserer Nationalität … wesentlich auf einer Konstituierung unserer Kirche und Schule [beruht], die die Kräfte dieser zu sammeln, zu stärken, zu erhalten Raum und Möglichkeit biete“. So erwehrte sich Teutsch 1848, 1879 und 1890 der immer neuen staatlichen Versuche der Trennung von Schule und Kirche und der Einführung des ungarischen Sprachzwangs. Als zuständiger Referent war Teutsch schon vor seiner Wahl zum Bischof wesentlich an der Ausarbeitung einer neuen Kirchenverfassung beteiligt. Diese sollte die 1807 der Kirche vom Staat oktroyierte Verfassung ablösen und die alten, seit der Einführung der Reformation bestehenden Rechte der Autonomie und Selbständigkeit der Kirche wieder zur Geltung bringen. Insbesondere ging es in der 1861 beschlossenen neuen Verfassung um das Recht der Kirche, sich selbst und ohne staatliche Bestätigung Gesetze zu geben und ihre Amtsträger in freier Wahl zu bestimmen. Die hier erreichte Autonomie der Kirche sollte sich als wichtig erweisen, als die Siebenbürger Kirche als Träger des nationalen Lebens sich gegenüber den Angriffen einer Politik des Romanismus und Magyarismus zu behaupten hatte. Seit den Tagen seines Studiums hatte Teutsch seine vielfältigen Verbindungen und Kontakte zu führenden Protestanten aus Kirche und Wissenschaft in Deutschland nicht abreißen lassen. Institutionell konnte er die Verbindung zum deutschen Protestantismus 1861 in Hannover knüpfen durch den Anschluß des Siebenbürger Hauptvereins der Gustav-Adolf-Stiftung an den deutschen Zentralverein, dessen Vorstand er von 1882-1891 angehörte. Das dritte Gebiet seines Wirkens ist nun dasjenige, das Teutsch‘ bleibende Bedeutung begründet: Als Nachfolger J.R. Schullers ist Teutsch der Geschichtsschreiber der Siebenbürger Sachsen und insbesondere der Siebenbürger Kirche geworden. Die zahlreichen Einzeluntersuchungen, daneben die Herausgabe der zugehörigen Quellen, fanden ihre krönende Zusammenfassung in seiner Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Diesem Werk, das sein Sohn, Biograph und Nachfolger im Bischofsamt, Friedrich Teutsch, weiterführte, stellte dieser ein auch uns gemahnendes Zitat seines Vaters voran: „Ein Volk, das gleichgültig wird gegen seine eigene Vergangenheit und Gegenwart, legt sich selbst zu den Toten.“

Werke: Teutsch, Georg Daniel: Geschichte der Siebenbürger Sachsen für das sächsische Volk. 1. Aufl. 1825-58, 2. Aufl. 1874, 3. Aufl. 1899. Band I: Von den ältesten Zeiten bis 1699. Hermannstadt: Krafft. – Teutsch, Georg Daniel: Predigten und Reden von G. D. Teutsch. Hg. Friedrich Teutsch. Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1894.

Lit.: Teutsch, Friedrich: Georg Daniel Teutsch. Geschichte seines Lebens. Hermannstadt: Krafft 1909. – Teutsch, Friedrich: „Teutsch, G. D.“. Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche. Hg. A. Hauck. 3. Aufl. Band 19. Leipzig: Hinrichs 1907. – Müller, Friedrich. Georg Daniel Teutsch. Eine Lebensskizze von Freundeshand. Hermannstadt: Krafft 1872. – Archiv des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde. NF 26 (1894): 293-432 (mit Bibliographie).

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