Am 1. Juli 1944 wurde Elisabeth von Thadden vom „Volksgerichtshof“ zum Tode verurteilt. In Pommern beheimatet und in Mohrungen (Ostpreußen) geboren, wo ihr Vater Landrat war, zog sie im Jahre 1905 mit ihrer Familie auf das Gut Trieglaff in Pommern. Hier übernahm die Zwanzigjährige den Gutshaushalt und die Betreuung der jüngeren Geschwister. Später wandte sie sich dem Erzieherberuf zu und gründete nach praktischer Tätigkeit im Jugendlager Heuberg auf der Schwäbischen Alb und in der Schloßschule Salem am Bodensee, im Jahre 1927 auf dem Schlosse Wieblingen bei Heidelberg ein evangelisches Landerziehungsheim. Sie wurde im Jahre 1941 durch staatlichen Zwang der Leitung ihrer aufblühenden Anstalt enthoben, arbeitete seitdem im Roten Kreuz, ab 1943 als Helferin in Soldatenheimen in Frankreich. Während eines Urlaubs in Berlin wurde sie am 10. September 1943 das Opfer eines Spitzels, den sie zu einer Teegesellschaft eingeladen hatte. Die in der Gesellschaft geführten Gespräche wurden von dem jungen Mann, der vorgab, schreckliche Erfahrungen mit den Nationalsozialisten gemacht zu haben, und bat, in die christlich-konservativen Kreise Berlins eingeführt zu werden, der Gestapo gemeldet, die im Laufe der nächsten Monate alle Gäste jener Teegesellschaft verhaften ließ. Wegen „Wehrkraftzersetzung und versuchten Hochverrats“ wurde Elisabeth von Thadden am 1. Juli 1944 vom „Volksgerichtshof“ zum Tode verurteilt, ins KZ Ravensbrück gebracht und am 8. September in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Elisabeth von Thadden war die älteste Schwester des langjährigen Präsidenten des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Dr. theol. h. c., Dr. jur., D. D., LLD Reinhold von Thadden-Trieglaff (geboren am 13. August 1891 in Mohrungen/Ostpreußen).
(1969)