Biographie

Thomalla, Georg

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Schauspieler
* 14. Februar 1915 in Kattowitz/Oberschlesien
† 25. August 1999 in Starnberg/Bayern

Eine unverwechselbare Stimme, Wortkaskaden, Gestik und Mimik, die zum Lachen reizen: dieses Bild verbindet man mit Georg Thomalla, dem beliebten Schauspieler. Allerdings waren die bekannten Attribute des quirligen Mimen nur eine Facette seines Könnens. Georg Thomalla wollte mehr sein als der Film- und Fernsehkomiker der Nachkriegszeit. Erfolg und öffentliche Meinung zwangen ihn jedoch in dieses Rollenfach.

Der Weg auf „die Bretter, die die Welt bedeuten“ war Georg Valentin Thomalla, der am 14. Februar 1915 als jüngstes von vier Kindern in Kattowitz zur Welt kam, nicht vorgezeichnet. Seine Eltern, der Justizbeamte Blasius Thomalla und seine Frau Maria geb. Damas, stammten aus Laurahütte/ Ober­schle­sien; mehrere Onkel waren im Bergbau tätig. Bei der Teilung Oberschlesiens infolge des Ersten Weltkrieges optierte die Familie für Deutschland und übersiedelte nach Oppeln. In seinen Erinnerungen, die unter dem Titel In aller Herzlichkeit erschienen, berichtet Georg Thomalla von einer unbeschwerten Kindheit mit zahlreichen Jungenstreichen. Auch sein komödiantisches Talent blitzte gelegentlich schon auf. Der frühe Tod seiner Eltern – die Mutter starb 1925, der Vater vier Jahre später – zwang Georg, nach dem Abschluss der Volks­schule ein Handwerk zu erlernen. An der zunächst vorgesehenen Tischlerlehre zeigte er wenig Interesse, absolvierte stattdessen im Hotel Deutsches Haus in Oppeln eine Ausbildung zum Koch, die er, obwohl er den Beruf eher lustlos ausübte, mit der Note „gut“ bestand. Das Vorbild seines älteren Bruders Eduard, der Schauspieler geworden war, zog ihn auf die Bühne. 1932 verließ er seine Heimat und folgte dem Bruder nach Dömitz/ Meck­lenburg.

Am dortigen Theater lernte Georg Thomalla das Bühnenleben von der Pike auf kennen. Als „Mädchen für alles“ kümmerte er sich um die Requisiten, klebte Plakate und spielte kleine Rollen in heute vergessenen Stücken. Mit Wandertheatern tingelte er anschließend durch Mitteldeutschland. 1934 versuchte er, in der Berliner Theaterwelt Fuß zu fassen, musste jedoch zunächst seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsjobs bestreiten, bevor er 1935 ein Engagement am Theater am Nollendorfplatz erhielt. Als „Grande Utilité“ durfte er kleine Nebenrollen in Operetten von Eduard Künneke spielen. Dabei konnte er sein Talent als Komiker entfalten und machte als Partner von Grethe Weiser auf sich aufmerksam. Doch wechselte Thomalla noch im selben Jahr an das Stadttheater Gelsenkirchen, wo er als Dorfrichter Adam in Heinrich von Kleists Komödie Der zerbrochene Krug erstmals eine Hauptrolle übernahm. Seit 1938 am Reußischen Theater Gera engagiert, erhielt Thomalla 1939 gleichzeitig einen Ruf an das Deutsche Theater in Berlin und an das Wiener Theater in der Josefstadt, denen er jedoch nicht folgen konnte, weil er zur Wehrmacht einberufen wurde. Allerdings wurde er schon bald wieder als Chargenkomiker freigestellt und gab 1939 sein Filmdebüt in Ihr erstes Erlebnis. Nun wechselten Auftritte im Kabarett der Komiker und Filmrollen einander ab. Meist spielte Thomalla in Filmlustspielen wie Wir machen Musik (1942) oder Peter Voss, der Millionendieb (1945), die die Bevölkerung vom Kriegsalltag ablenken sollten. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges hielt er sich zu Dreharbeiten in Prag auf und schlug sich von dort nach Berlin durch.

Als politisch unbelastet eingestuft, kehrte Georg Thomalla nach dem Krieg rasch wieder auf die Berliner Bühnen und in die Kinos zurück. Bis zum Ende der siebziger Jahre stellte er in zahlreichen Filmen sein komödiantisches Talent unter Beweis. Viele dieser Produktionen waren seinem eigenen Urteil nach „leicht verderbliche Ware“ (In aller Herzlichkeit, S. 158), die den Charakterkomiker unterforderte, ihn aber als „König der Klamotte“ (Dössel) unsterblich machte. Erwähnt seien aus dieser Periode die FilmeFanfaren der Liebe (1951), Meine Tante – deine Tante (1956), Tante Wanda aus Uganda (1957), Das Spukschloß im Spessart (1960), Unsere Pauker gehen in die Luft (1970) undHochwürden drückt ein Auge zu (1971). Aus dem Rahmen fiel Himmel ohne Sterne (1955 unter der Regie von Helmut Käutner), ein Film über die deutsche Teilung mit einem nachdenklichen Thomalla. Dieser Film lief mit großem Erfolg bei den Filmfestspielen in Cannes, doch war Thomalla in Deutschland so sehr auf die komischen Rollen festgelegt, dass er nach seinem Ausflug ins ernste Fach einige Zeit kaum noch Filmangebote bekam.

Das Fernsehen eröffnete dem Schauspieler seit den sechziger Jahren neue Entfaltungsmöglichkeiten. Er erhielt sogar eigene Fernsehsendungen: Komische Geschichten mit Georg Thomalla (12 Folgen, Süddeutscher Rundfunk, 1961-1971); Georg Thomallas Geschichten (6 Folgen, ZDF/ORF, 1982). Hinzu kamen diverse Engagements am Theater, darunter auch anspruchsvolle Rollen. Fritz Kortner inszenierte mit ihm die Uraufführung seines Stückes Zwiesprache an den Münchner Kammerspielen (1964). Große Erfolge feierte Thomalla in Komödien von Curth Flatow auf den Berliner Boulevardbühnen, dem Theater und der Komödie am Kurfürstendamm, unter anderem in Vater einer Tochter (1965), Der Mann, der sich nicht traut (1973), Willi – Ein Aussteiger steigt ein (1990). Flatow schrieb ihm die Rollen auf den Leib und unterstrich so Thomallas Begabung als Charakterkomiker, der mit dem Humor auch melancholische leise Töne verbinden konnte. Besonders gelang ihm dies in der Durchreise, der Geschichte einer jüdischen Modefirma im Dritten Reich (1982). Viele der Theaterinszenierungen wurden für das Fernsehen aufgezeichnet und so einem breiten Publikum bekannt. Nicht unbedeutend war Thomalla auch als Synchronsprecher, u. a. für Jack Lemmon und Danny Kaye.

Privat lebte er eher zurückgezogen. Aus einer Liaison mit der Schauspielkollegin Lilo Haertner in Gera hatte er einen Sohn Thomas. Seit 1957 war er mit der Hotelierstochter Margit Mayrl verheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn Tino (Valentin) kam mit einem schweren Herzfehler zur Welt, der erst durch mehrere Operationen behoben werden konnte. Georg Thomallas Lebensmittelpunkt bildete in den letzten Lebensjahren Bad Gastein in Österreich, die Heimat seiner Frau, wo er sich als Hotelier betätigte und gelegentlich seine erlernten Kochkünste präsentierte. Daneben verbrachte er längere Zeit in München und Spanien. Er hatte einen Hang zur Mystik, sammelte Ikonen und begeisterte sich für Yoga.

Von den zahlreichen Auszeichnungen, die er erhielt, seien erwähnt das Filmband in Gold (1972), der Goldene Bildschirm (1972), der Goldene Vorhang des Theatervereins Berlin (1976) und der Oberschlesische Kulturpreis (1977).

Georg Thomalla starb im 85. Lebensjahr an den Folgen einer Lungenentzündung im Krankenhaus von Starnberg/ Ober­ba­y­ern. Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Bad Gastein. Als einer der beliebtesten Komiker des deutschen Films, Theaters und Fernsehens ist er der Nachwelt in Erinnerung geblieben.

Lit.: Georg Thomalla, In aller Herzlichkeit. Erinnerungen. Aufgezeichnet von Peter M. Thouet. München, Wien 1988 (mit Verzeichnis der Theaterrollen, Filme und Fernsehsendungen). – Christine Dössel, Fit for Fun. König der Klamotte: Zum Tod des Schauspielers Georg Thomalla, in: Süddeutsche Zeitung Nr. 196 vom 26. August 1999, S. 15. – Starnberger Neueste Nachrichten/ Lokalteil der Süddeutschen Zeitung für den Landkreis Starnberg vom 26. August 1999, S. 1. – Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart – Deutschland, Österreich, Schweiz. Hrsg. v. Hermann J. Huber. München, Wien 1986, S. 1013 f. – Adolf Heinzlmeier/ Berndt Schulz, Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars. Berlin 2000, S. 348 f. – Munzinger-Archiv Online (Internationales Biographisches Archiv – Personen 49/1999 vom 29. November 1999; https://www.munzinger.de). – Filmportal (https://www.filmportal.de; mit Filmographie der späten Werke).

Bild: Archiv der Kulturstiftung.