Biographie

Thomson, Erik

Herkunft: Baltikum (Estland, Lettland, Litauen)
Beruf: Redakteur, Schriftsteller
* 12. Februar 1915 in Dorpat/Estland
† 15. Dezember 1990 in Lübeck

Am 12. Februar 1915 wurde Erik Thomson in der ehrwürdigen Universitätsstadt Dorpat (Tartu) geboren. Es war die Zeit, in der das steigende nationale Bewußtsein der Esten und Letten, die herrschenden Unruhen in Rußland und die Kämpfe des Ersten Weltkriegs das Ende deutscher Führung in den Baltischen Ostseeprovinzen Estland, Livland und Kurland erahnen ließen.

Erik Thomson besuchte von 1924 bis zu seinem Abitur 1933 die Domschule zu Reval (Tallinn). Unmittelbar im Anschluß studierte er in seiner Heimatstadt Dorpat bis 1935 Landwirtschaft. Er schloß sich der studentischen Verbindung „Neobaltia“ an.

Auf dem Gut Wardes (Varudi) des ehemaligen Kommandeurs des Baltenregiments, Oberst a.D. Constantin von Weiss, und auf dem Gut Oehrten (UM), beide im Kreis Wierland (Virumaa) gelegen, erhielt er in den Jahren 1936/37 seine praktische landwirtschaftliche Ausbildung. Diesen Jahren folgte bis 1941 die Bewirtschaftung des Restgutes des großelterlichen Besitzes Korps (Einmanni) im Kreis Jerwen (Jervamaa). Das Gut Korps war seit 1879 im Besitz der Familie Thomson. So wurde Erik Thomson Augenzeuge der ersten sowjetischen Besetzung Estlands (1940), bevor auch er am 1.3.1941 die Heimat verließ. Sein Gemeinschaftsbewußtsein, seine vielseitigen Interessen und seine tiefe Verbundenheit mit seiner Heimat werden durch seine Mitgliedschaft in vielen Vereinigungen deutlich. Hierzu zählten der Estländische Landwirtschaftliche Verein, die Estländische Literarische Gesellschaft, der Estländische See-Yacht-Club, der Revaler Verein für Kammermusik, der Revaler Philatelistenverein und der Naturforscherverein bei der Universität Dorpat.

Bereits in der Heimat erschienen die ersten Veröffentlichungen Erik Thomsons auf den Gebieten Ornithologie (Vogelkunde), Lepidopterologie (Schmetterlingskunde) sowie der Landwirtschaft.

Im Warthegau, wo die Volksgruppe der Deutsch-Balten angesiedelt worden war, bewirtschaftete er von 1942 bis 1944 das Gut Gallwiese im Kreis Welun. Besondere Leistungen während dieser Zeit auf dem Gebiet des Gartenbaus wurden durch eine Ehrenurkunde des Reichsnährstandes gewürdigt. Noch im Dezember 1944 wurde E. Thomson zur Wehrmacht eingezogen. Die Zeit der amerikanischen und britischen Gefangenschaft endete für ihn Anfang Juni 1945. Kaum in Gunzenhausen (Bayern) seßhaft geworden, widmete er sich wieder der Gemeinschaft. Er war Mitbegründer der Heimatortskartei für Deutsch-Balten und erwarb sich in diesem Zusammenhang große Verdienste im Bereich der Familienzusammenführung. Er wurde zum Beauftragten des Hilfskomitees der Evangelisch-Lutherischen Deutsch-Balten für den Regierungsbezirk Mittelfranken ernannt und leitete zusätzlich deren Ortsgruppe Gunzenhausen. Der Einstieg in die deutsch-baltische Kulturarbeit erfolgte bereits 1949, als er bei der Reaktivierung der im Dritten Reich verbotenen Carl-Schirren-Gesellschaft das Amt ihres Vertreters für die Französische und Amerikanische Besatzungszone übernahm. Professor Dr. Max Hildebert Boehm, der die Carl-Schirren-Gesellschaft wieder aufleben ließ, berief Erik Thomson 1951 als deren ersten Geschäftsführer nach Lüneburg. Noch im gleichen Jahr wurde er auch Mitarbeiter im neu gegründeten Nordostdeutschen Kulturwerk und der Ost-Akademie.

Nachdem E. Thomson 1969 die Geschäftsführung bei der Carl-Schirren-Gesellschaft abgegeben und 1978 seine berufliche Tätigkeit beim Nordostdeutschen Kulturwerk und der Ost-Akademie beendet hatte, wäre anzunehmen gewesen, er gäbe sich nun dem wohlverdienten Ruhestand hin. Diesen Begriff konnte man jedoch bei ihm bis heute wahrlich nicht alszutreffend bezeichnen, wenn man sich die Vielzahl seiner Mitgliedschaften und weiteren Aktivitäten in den vergangenen Jahren vor Augen führt:

Von seinen 39 selbständigen Veröffentlichungen erschienen fünf erst nach 1978. Gleiches gilt für drei der insgesamt neun von ihm herausgegebenen Bücher sowie zwei der sieben Übersetzungen aus der estnischen Sprache. Die Vielzahl seiner Artikel ist hierbei unberücksichtigt. Noch heute ist Erik Thomson unter anderem Mitglied des Vorstands der Deutsch-Estnischen Vereinigung und des Beirats der Baltischen Gesellschaft in Deutschland e.V., des Estnischen PEN-Clubs, der Künstlergilde e.V. (Esslingen), ihres Beirats der Fachgruppe Schrifttum und des Vorstands ihres Landesverbandes Niedersachsen, der Union Freier Estnischer Journalisten (Stockholm), des Verbandes der Freien Presse e.V. (München), des Walter-Flex-Freundeskreises, des Internationalen Entomologischen Vereins sowie der Deutschen Forschungszentrale für Schmetterlingswanderungen. An dieser Stelle soll aber auch mit einem besonderen Dank darauf hingewiesen werden, daß Erik Thomson von Beginn an in den „Ostdeutschen Gedenktagen“ das Baltische Deutschtum durch zahlreiche Beiträge vertreten hat. Sein reichhaltiges Lebenswerk läßt unschwer die breite Spanne seiner Interessen erkennen, die sich jedoch alle letztendlich in seiner unverbrüchlichen Heimatliebe sowie seiner Verbundenheit mit der deutsch-baltischen Gemeinschaft und mit seinem Heimatvolk der Esten vereinigen. Mit auffallender Zurückhaltung hat Erik Thomson nie großes Aufsehen von sich gemacht. Dank und Anerkennung sind ihm jedoch durch eine verdientermaßen sicherlich noch nicht abgeschlossene Reihe von Ehrungen zuteilgeworden: Goldenes Ehrenzeichen des Estnischen Nationalfonds (Eesti Rahvusfond), Stockholm 1965; Goldenes Ehrenzeichen der Estnischen Volksgemeinschaft in der Bundesrepublik Deutschland (Eesti Ühiskond Saksa Liiduvabariigis), Münster 1968; Ehrengabe des Georg-Dehio-Preises der Künstlergilde e.V., Esslingen 1972; Goldenes Ehrenzeichen des Bundes der Vertriebenen, Bonn 1975; Estnischer Orden vom Roten Kreuz, 2. Klasse (Halsorden), Stockholm 1980; Ehrenmitglied (Honorary Member) des „Boreas“ Estonian Publishing House, Cardiff/England 1982.