Biographie

Trenck, Friedrich von der

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Offizier, Schriftsteller, Abenteurer
* 16. Februar 1727 in Neuhaldensleben
† 25. Juli 1794 in Paris

Zur Zeit von Trencks Geburt in Neuhaldensleben war sein Vater als preußischer Offizier in der nahegelegenen Festung Magdeburg kein Unbekannter. Mit einem später berühmten Verlies, seiner „Sternschanze“, musste der inzwischen welt­bekannte Flüchtling Friedrich von der Trenck dort für fast zehn Jahre eingekerkert, den ganzen Siebenjährigen Krieg hin­durch, noch bittere Bekanntschaft schließen. In dem nahe Königsberg gelegenen väterlichen Gut Schakaulack, immerhin 600 Hektar groß, aufgewachsen, war der hoch aufgeschossene, blendend aussehende Königsberger Student von großer Belesenheit als Kornett von Friedrich d.Gr. nach Potsdam engagiert worden, wo er 1744/45 eine nachmals berühmte kur­ze Affäre mit der Schwester des Königs, Prinzessin Amalie (1723-1787) gehabt haben soll, die sein späteres Schicksal besiegelte. Trencks Autobiographie (1787ff.) macht aber nur Andeutungen dazu. Es wird offiziell in der Forschung immer noch von Gustav Volz (1926) entschiedener Zurückweisung jener alten europaweiten Gerüchte ausgegangen, im Unterschied zu meinen jahrzehntelangen Aktenanalysen im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStAPK). Trenck wurde offiziell (nach Aktenlage) wegen hochver­räteri­schen Briefwechsels mit seinem Cousin, dem österreichischen Pandurenoberst Franz von der Trenck 1745 auf der Festung Glatz „vergleichsweise komfortabel“ inhaftiert, ist aber von dort, in Unkenntnis seines eigentlich milden Urteils, verzweifelt desertiert, weil er mit „lebenslang“ rechnete, und danach in Russland und Österreich als preußischer Flüchtling im Militärdienst jahrelang untergeschlüpft.

Friedrich d.Gr. ließ ihn auf neutralem Boden aber plötzlich in Danzig unvermutet verhaften (1754), als Trenck Erbschaftsangelegenheiten dort regeln wollte. Es kann sich dabei um des Königs Recherche nach Liebesbriefen der Prinzessin gehandelt haben, deren sich der naive Trenck schon lange gebrüstet hatte. Auch als Wichtigtuer und Aufschneider wird er gern abgestempelt – eher wohl absichtlich unterschätzt, um des großen Königs Ruhm nicht zu verdunkeln. Die Haftbedingungen in der Festung Magdeburg waren, Trencks unaufhörlichen Ausbruchsversuchen geschuldet, anfänglich definitiv grausam. Berühmt wurden die damals acht Bibeln, die erwiesenermaßen (!) mit Eigenblut auf durchschossenen Seiten seine Lebensgeschichte, Gedichte, Erzählungen, Briefe an hochgestellte Persönlichkeiten in Form von Bittgesuchen, so auch an Prinzessin Amalie, von der als Quedlinburger Äbtissin die Bibeln stammten, und Hunderte von dreisprachigen emblematischen Zeichnungen enthielten. Dass zwei Bibeln die Zeiten überlebt haben, wurde erst vor einigen Jahrzehnten bekannt (Digitalisat des bedeutendsten Berliner Exemplars: GStAPK). Schon viel länger beherrschten ein halbes Hundert seinerzeit minutiös handgeritzter emblematischer Zinnbecher die Antiquitätenmärkte. Sie befinden sich in allen europäischen Museen und werden hoch gehandelt.

Trenck heiratete 1757, nach fast zehnjähriger Einzelhaft durch Maria Theresia nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges zur Regelung der Erbschaftsangelegenheiten seines Cousins freigekommen, eine Aachener Bürgermeistertochter und lebte mit seiner großen Familie auf seinem Weingut in Österreich. Viele Prozesse und finanziell fragwürdige Transaktionen, aber auch eine Gesandtschaft Preußens nach Friedrichs d.Gr. Tod in Paris bestimmten sein weiteres Leben bis zum Tod unter der Guillotine, kurz vor Ende der Schreckensherrschaft Robespierres: Wiederum in der Bastille inhaftiert, unter erneut grausamen Bedingungen, hatte er auf seinem Recht zum Ausbruch bestanden. Er wurde deshalb verurteilt. Den Ruf nach menschenwürdiger Gerechtigkeit hatte er immer auf seine Fahne geschrieben. Mit ihm starb ein unbequemer, ewig aufbegehrender und als persona non grata weit unterschätzter Zeitzeuge des aufgeklärten Europa, der noch immer einer adäquaten Darstellung harrt, ungeachtet der bisher unbeachteten „Anspielungen“ bei Voltaire (1759).

Lit.: Gustav Berthold Volz (Hrsg.), Friedrich der Große und Trenck, Berlin 1926, Neudruck 1998. – Sibylle Penkert, Emblem und Emblematikrezeption, Vergleichende Studien zur Wirkungsgeschichte vom 16. bis 20. Jahrhundert, Darmstadt Wiss. Buchgesellschaft, 1978 (Einleitung). – Eberhard Cyran, Des Friedrich Freiherrn von der Trenck merkwürdige Lebensgeschichte. Memoiren und Historie, Berlin 1983. –Walter Grab, Friedrich Freiherr von der Trenck – Hochstapler und Freiheitsmärtyrer und andere Studien zur Revolutions- und Literaturgeschichte, Kronberg/Ts. 1977, S. 7-68. – Werner Vogel, Die „Blutbibel“ des Friedrich Freiherr von der Trenck (1727-1794) (Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Bd. 69), Köln/Weimar/Wien 2014 (Text ohne Embleme).

Film: Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck, Fernsehserie 1973, Regie: Fritz Umgelter (erhältlich als DVD).

Bild: Titelkupfer der ersten Ausgabe von Trencks Autobiographie 1787.

Sibylle Penkert