Biographie

Triebs, Franz

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Katholischer Theologe
* 7. November 1864 in Glogau/ Schlesien
† 27. Februar 1942 in Berlin

Franz Triebs kam am 7. November 1864 in der alten schlesischen Oder- und Festungsstadt Glogau auf die Welt und besuchte dort das traditionsreiche Königliche Katholische Gymnasium – eine im Zuge der Gegenreformation 1626 von Jesuiten errichtete Anstalt, einer „Verwandten“ der fast gleichzeitig gegründeten höheren Schulen dieses Ordens in Neisse und Breslau. Er erwies sich als talentiert, fleißig und „ordentlich“ und wurde mit einigen Prämien und Stipendien gefördert. Nach acht auf dem Gymnasium verbrachten Jahren legte er 1883 die Reifeprüfung ab und widmete sich dann in Breslau und Münster dem Studium der Theologie, trat einer farbentragenden katholischen Studentenverbindung bei und wurde 1888 aufgrund einer in lateinischer Sprache verfassten Dissertation über die Lehre von den Engeln im Alten Testament zum Doktor der Theologie promoviert.

Wenige Wochen vor der Promotion, am 23. Juni 1888, empfing Triebs in Breslau die Priesterweihe, wurde dann Kaplan in der Weber- und Bergbaustadt Waldenburg, setzte sich dort zum Ärger des Industriemächtigen Fürsten Pless energisch für die Arbeiter ein, kam dann in die Gemeinden Märzdorf am Bober (Kreis Löwenberg) und Schönau an der Katzbach (Kreis Hirschberg). 1891 wurde er Pfarrer in Schwedt an der Oder, 1893 Pfarrer in Militsch, dachte aber daran, einem Orden beizutreten und probierte es bei den Benediktinern in Maria Laach und bei Jesuiten – dieser Orden war seit dem Kulturkampf in Deutschland verboten – in den Niederlanden. Triebs kam also viel herum und war anscheinend noch nicht so recht mit sich einig. Schließlich setzte sich die Liebe zur Wissenschaft durch, der wissenschaftliche Eros, und führte ihn an die Bonner Universität, die ihn 1897 aufgrund einer orientalistischen Arbeit zum Doktor der Philosophie promovierte. Dann ging er als Hilfsgeistlicher nach Berlin, studierte dort sechs Semester Jura, wechselte als Hilfsarbeiter an das Breslauer Bistumsarchiv, habilitierte an der Breslauer Universität für Kirchenrecht und erhielt 1905 die Ernennung zum außerordentlichen und 1910 zum ordentlichen Professor dieses Faches in der Katholisch­theologischen Fakultät. Ebenfalls im Jahre 1910 erfolgte seine Promotion zum Dr. iuris utriusque, zum Doktor beider Rechte, an der Universität Göttingen. Triebs war nun immerhin schon 46 Jahre alt.

In der Folgezeit wirkte er erfolgreich als Universitätslehrer, zeitweilig auch als Dekan seiner Fakultät, bis zur Emeritierung im Jahre 1930. Er verband Forschung und Lehre miteinander, veröffentlichte eine Anzahl von Büchern und Aufsätzen, fast alle über Themen des kirchlichen und des weltlichen Rechtes, dabei gelegentlich ganz aktuelle zeitgeschichtliche Probleme behandelnd, so z.B. im Ersten Weltkrieg eine Arbeit über die Jurisdiktion über die katholischen Kriegsgefangenen in Preußen (1915 u. 1916). Zu der anlässlich des 70. Geburtstages des Zentrumsführers Felix Porsch, der, wie er, jedoch früher, das Glogauer Katholische Gymnasium besucht hatte, herausge­gebenen Festschrift (1923), steuerte Triebs eine Abhandlung bei.

Als wichtigstes Werk, als sein wissenschaftliches Lebenswerk, ist das 1925 bis1932 in Lieferungen erschienene Opus Praktisches Handbuch des geltenden kanonischen Eherechts in Vergleichung mit dem deutschen staatlichen Eherecht für Theologen und Juristen anzusehen, das als Gesamtausgabe (1933) rund 780 Seiten umfasst und viel Anerkennung erfuhr. In Bezug auf die juristische Durcharbeitung des Stoffes galt es als bestes der damaligen Hand- und Lehrbücher des geltenden Kirchenrechtes. Der Verfasser widmete die Gesamtausgabe des Mammutwerkes „in Ehrfurcht“ dem Breslauer Erzbischof Adolf Kardinal Bertram.

Nach der Entpflichtung von der Tätigkeit als Universitätslehrer zog Triebs sich nicht in die Studierstube zurück und widmete sich allein der Wissenschaft, sondern übernahm auf Wunsch des Bischofs der gerade gegründeten Diözese Berlin, Dr. Christian Schreiber, in dieser das verantwortungsvolle Amt des Bistumsoffizials, in das er seine im Breslauer Offizialat gemachten Erfahrungen einbringen konnte. Er war nun der Vertreter des Bischofs in der Ausübung der geistlichen Gerichtsbarkeit, baute das Offizialat auf und machte sich sehr verdient um das Bistum Berlin, auch unter dem seit 1935 amtierenden Bischof Dr. Konrad Graf v. Preysing. 1935 wurde Triebs zum Päpstlichen Hausprälaten ernannt, und Mitte 1938 schied er aus seiner Stellung als Offizial, kehrte aber nicht in die schlesische Heimat zurück, sondern behielt seinen Wohnsitz in der Reichshauptstadt, in der er am 27. Februar 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg, im Alter von 77 Jahren verstarb.

Professor Dr. Nikolaus Hilling, sein renommierter Fachkollege von der Universität zu Freiburg im Breisgau, schrieb in seinem wegen des Krieges erst 1947 veröffentlichten Nachruf u.a.: „So hat der Verblichene volle vierzig Jahre hindurch mit großem Eifer und reichem Erfolge als Theoretiker und Praktiker auf dem Gebiete des Kirchenrechts gewirkt. Seine Liebe zur Kirche und Begeisterung für die Wissenschaft haben sich in seinem langen Leben glänzend bewährt.“ – Professor Hermann Hoffmann, Kirchenhistoriker und Pädagoge, wie Triebs in Glogau geboren, würdigte diesen zum zehnjährigen Todestag: „Triebs war ein ausgezeichneter Lehrer, der seine Schüler mit Begeisterung für die Kirche und mit Liebe zu ihrem Rechte zu erfüllen verstand. Er war und blieb neben aller Gelehrsamkeit Christ und Priester. Das hat er besonders bewiesen durch die Geduld und Ergebung, mit der er viele Jahre sein Kreuz trug: Das Abnehmen der Sehkraft bis zur völligen Erblindung.“

Werke: Veteris Testamenti de Cherubim doctrina, Münsteraner kath.-theol. Diss., 1888. – Liber decem quaestionum contra Christianos, Auctore Saliho Ibn al-Husain, Bonner phil. Diss., 1897. – Studien zur Lex Dei, Teil I, Freiburg i.Br. 1905, Teil 11, ebd. 1907. – Die lex Julia de adulteriis coercendis auf Grundlage der sog. Lex Dei, Göttinger jur. Diss., 1909. – Praktisches Handbuch des geltenden kanonischen Eherechts in Vergleichung mit dem deutschen staatlichen Eherecht für Theologen und Juristen, Teil I-IV in einem Band (Gesamtausgabe), Breslau 1933.

Lit.: F(riedrich) Wagner, Nachruf für Franz Triebs, in: Ostdeutsches Pastoralblatt 62, 1942, S. 41. – Nikolaus Hilling, Franz Triebs †, in: Archiv für katholisches Kirchenrecht 122, 1947, S. 349-351. – Klaus Mörsdorf, (Nachruf), in: Theologische Revue 45, 1949, Sp. 42-43. – Hermann Hoffmann, Prof. D. Dr. Franz Triebs †. Zum zehnjährigen Todestag, in: Heimat und Glaube 4, 1952, Februar, S. 9. – Erich Kleineidam, Die katholisch-theologische Fakultät der Universität Breslau 1811-1945, Köln 1961, v.a. S. 156. – Gedenken für Prof. Dr. Franz Triebs, in: Heimat und Glaube 16, 1964, Nr. 11, S. 13. – Hans-Ludwig Abmeier, Professor Dr. theol. et phil. et jur. utr. Franz Triebs (1864-1942), in: Fridericianum Glogau, 1974, H. 11, S. 13-16.

Bild: Kulturstiftung.

Hans-Ludwig Abmeier