Biographie

Trojan, Johannes

Herkunft: Danzig
Beruf: Schriftsteller
* 14. August 1837 in Danzig
† 23. November 1915 in Rostock

Trojans Vater war Kaufmann in Danzig (Geschäft in der Hundegasse 101). Nach Besuch des Städtischen Gymnasiums seiner Vaterstadt und dem 1856 abgelegten Abitur begann Johannes Trojan in Göttingen das Studium der Medizin. Er erkannte schon bald, daß ihm die medizinische Wissenschaft nicht entsprach, wechselte an die Universität Bonn, wo er, wie anschließend in Berlin, Germanistik belegte. Er gab auch dieses Studium auf und folgte seiner Veranlagung, nach der er offensichtlich zum Journalisten prädestiniert war.

1862 war er bereits Redakteur der Berliner illustrierten Zeitschrift„Kladderadatsch“, die er über 47 Jahre als Chefredakteur zu Ansehen brachte als führende satirisch-witzige Stimme zur Politik der Bismarckzeit. Gewagte Karikaturen eines Mitarbeiters des „Kladderadatsch“ brachten Trojan zwei Monate Haft ein. Trotzdem verlieh ihm die Philosophische Fakultät der Universität Rostock 1912 die Ehrendoktorwürde. Der Kaiser verlieh Trojan einige Jahre nach der „Majestätsbeleidigung“ den Professortitel. Die deutsche Lyrik verdankt Trojan (er hatte aus zwei Ehen sieben Kinder) das Empfinden und den Ton von Kinder ungewöhnlich ansprechenden Kinderliedern („Hundert Kinderlieder“, 1889). Er setzte mit ihnen die von seinem Danziger Landsmann Robert Reinick geschaffene Kunst der Kinderlieddichtung fort.

Trojan galt nach dem Urteil seiner Zeitgenossen als einer der hervorragenden Lyriker Westpreußens – auch durch seine stimmungsvollen Weihnachtslieder. Seine sonstigen Dichtungen wie „Das Wustrower Königsschießen“, „Der Sängerkrieg von Trarbach“ u.a. zeichnen sich durch feinen Humor aus. Von seinen landeskundlichen Arbeiten verdient seine ausführliche Darstellung der Geschichte des Weines, der seit der Zeit des Ordensstaates an den Hängen der Ufer der unteren Weichsel angebaut wurde, Beachtung.

Werke: Beschauliches, G. 1870; Gedichte, 1883; Scherzgedichte, 1883; Von drinnen und draußen, G. 1888; Von Strand und Heide, Sk. 1888; Für gewöhnliche Leute, G. u. Prosa 1983; Von einem zum ändern, Ges. En. 1893; Hundert Kinderlieder, 1899; Auf der ändern Seite, Sk. 1902; Berliner Bilder, Sk. 1903; Erinnerungen, 1912.

Lit.: Hanswerner Heincke. Trojan, Johannes.In: Altpreußische Biographie. Im Auftrage der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung herausgegeben von Kurt Forstreuter und Fritz Gause, Bd. II, S. 745, Marburg/Lahn 1965; Paul Fechter, Geschichte der deutschen Literatur, Gütersloh 1960, Bd. l, S. 282; Lexikon der Weltliteratur, hrsg. von Gero v. Wilpert, Stuttgart 1963; Helmut Motekat, Ostpreußische Literaturgeschichte mit Westpreußen und Danzig, München 1977, S. 290; Bruno Pompecki, Literaturgeschichte der Provinz Westpreußen, Danzig 1915.