Biographie

Tschirch, Alexander

Herkunft: Ostbrandenburg
Beruf: Pharmazeut, Botaniker
* 17. Oktober 1856 in Guben/Brandenburg
† 2. Dezember 1939 in Bern/Schweiz

Wilhelm Oswald Alexander Tschirch wurde am 17.10.1856 als Sohn des Pfarrers der ev. Hauptkirche in Guben geboren. Hier besuchte er Volksschule und Gymnasium. Ohne letzteres zu beenden, ging er 1872 als Apothekenpraktikant in eine Apotheke in Loschwitz/Elbe, um sich hier für den Apothekerberuf vorzubereiten. Danach war er als Apothekenassistent in Apotheken verschiedener Städte tätig (Freiburg i.Br., Bern). In Bern besuchte er an freien Nachmittagen chemische und botanische Vorlesungen und widmete sich eingehend der Mikroskopie. 1878 begann er sein Pharmaziestudium in Berlin, wo eine Reihe von bedeutenden Wissenschaftlern (v. Hofmann, H. v. Helmholtz, A. Eichler, P. Ascherson, A. Garke, A. Reichert, R. Virchow u. a.) seine Lehrer waren. 1880 beendete er sein Studium und promovierte 1881 mit einem botanischen Thema bei Hildebrand in Freiburg i.Br. 1884 habilitierte sich Tschirch an der Universität Berlin für Botanik und Pharmakognosie. Neben seinen Vorlesungen über Angewandte Pflanzenanatomie führte er botanisch-mikroskopische Übungen an Drogen und Nahrungsmitteln für Pharmazeuten erstmals an einer deutschenUniversität ein.

Nachdem seinem Wunsche nach mehr Raum für eine Drogensammlung im Pharmakognostischen Institut der Universität Berlin und die Ausstattung eines Mikroskopieraumes mit einer entsprechenden Anzahl von Mikroskopen für die Durchführung seiner Übungen nicht zugestimmt wurde, folgte Tschirch 1890 einem Ruf als Professor der Pharmazie und Pharmakognosie nach Bern. Hier konnte er seine Lehr- und Forschungstätigkeit nach eigenen Vorstellungen durchführen und sich in einer alten Kaserne ein eigenes Institut einrichten. In dieser neuen Aufgabe wurde Tschirch im Laufe der Jahre zu einer weltberühmten Persönlichkeit unter den Pharmazeuten.

Seine zahlreichen Arbeitenüber Arzneipflanzen und ihre Drogen ermöglichten Tschirch die Abfassung von grundlegenden pharmakologischen Werken, so daß er als der Begründer der modernen Pharmakognosie (heute Pharmazeutische Biologie) bezeichnet werden kann. Zu diesen Werken gehört vor allem sein „Handbuch der Pharmakognosie“ (1908-1925). Auch durch die Mitarbeit an den „Grundlagen der Pharmakognosie“ und am „Schweizer Arzneibuch“ wurde er in der Fachwelt bekannt und hat durch zahlreiche andere Arbeiten zum Ausbau der Pharmakognosie als Wissenschaft erheblich beigetragen. Seine Anerkennung als Persönlichkeit beweist auch die Tatsache, daß ihn die Universität Bern bereits 1908 mit dem Amt des Rektors betraute.

Der Wunsch, seine Tätigkeit als Lehrer und Forscher in einem modernen, nach eigenen Vorstellungen erbauten Institut durchführen zu können, ging erst 1931 in Erfüllung. Dieses Institut war zu jener Zeit das modernste seiner Art in der ganzen Welt. – 1934 ging Tschirch hochgeehrt in den Ruhestand und starb am 2.12.1939 in Bern.

Dank seiner unermüdlichen Arbeitskraft und seinen hervorragenden Fähigkeiten hat Tschirch viel publiziert. 21 Werke erschienen von ihm im Buchhandel und über 530 Beiträge sind von ihm in verschiedenen wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen. Als Begründer und Mitbegründer mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften hat er sich ebenfalls Verdienste erworben. Tschirch wurde wiederholt ausgezeichnet, erhielt mehrfach die Ehrendoktorwürde verliehen und war Ehrenmitglied vieler wissenschaftlicher Gesellschaften. Dank seiner hervorragenden Leistungen als Hochschullehrer und Forscher war Tschirch der bedeutendste und bekannteste Pharmazeut der ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts.

Werke (Auswahl): Grundlagen der Pharmakognosie (mit F. A. Flückiger), Berlin (1885). – Angewandte Pflanzenanatomie, Wien 1889. – Anatomischer Atlas der Pharmakognosie und Nahrungsmittelkunde, Leipzig, 1893-1900. – Die Harze und die Harzbehälter … Leipzig u. Berlin; 1. Aufl. 1900, 2. Aufl. 1906, 3. Aufl. 1933- 1936. – Handbuch der Pharmakognosie. Leipzig, 1. Aufl. 1908-1928 (3 Bände), 2. Aufl. 1930-1933. – Mitverfasser der 4. u. 5. Ausgabe des Schweizerischen Arzneibuches (die 4. Ausg. galt seinerzeit als bestes Arzneibuch der Welt).

Lit.: Th. Sabalitschka, Alexander Tschirch. Berichte d. Dt. Bot. Ges., 59. Jahrg., Bd. 59, Jena 1941, S. 57-108.