Biographie

Völz, Wolfgang

Herkunft: Danzig
Beruf: Schauspieler, Sprecher
* 16. August 1930 in Danzig-Langfuhr
† 2. Mai 2018 in Berlin

Als „allererster Mann der zweiten Klasse“ pflegte sich der Schauspieler Wolfgang Völz zu bezeichnen, der seine Popularität vor allem den Nebenrollen verdankte, die er an der Seite mit gefälligerer Physiognomie oder eleganterem Auftreten ausgestatteter Hauptdarsteller spielte. Zum Erfolg der überaus zahlreichen Fernsehserien und Filme, in denen er mitwirkte, dürfte indes die bisweilen polternde, aber niemals plumpe Komik ganz wesentlich beigetragen haben, die Völz mit seinen markanten Gesichtszügen und der dazu passenden Stimme zum Ausdruck brachte.

Wolfgang Völz war bekennender Danziger, und wie jeder Danziger, der etwas auf sich hält (Achtung: Ironie!), wurde er im Stadtteil Langfuhr geboren – im selben Haus wie der Komiker Eddi Arent, mit dem er in Film und Fernsehen bisweilen gemeinsam auftreten sollte. Dass sein bürgerlicher Name Wolfgang Otto Isaak (oder Aaron) Treppengeländer sei, gehört zu den von ihm selbst scherzhaft in Umlauf gebrachten Mythen, die sich um seine Anfänge ranken. Die Familie, über die Völz wenig preisgab, war jedenfalls eng mit dem Theater verbunden, der Großvater Opernsänger, die Mutter Tänzerin, und so stand Wolfgang bereits als Kleinkind auf der Bühne. Seine erste Rolle war die eines Küchenjungen in Zwerg Nase.

Nach dem Krieg fand sich die Familie im niedersächsischen Hameln wieder, wo Völz eine Bäckerlehre antrat. Spätestens jedoch, als er 1948 – angeblich beim Brötchenausfahren – für den Film Wege im Zwielicht unter der Regie von Gustav Fröhlich engagiert wurde, wendete sich sein Lebensweg: Völz nahm in Hannover Schauspielunterricht und debütierte 1950 am dortigen Landestheater als Page in Schillers Don Carlos. Es folgten Engagements in Wien, Hamburg, Osnabrück und Berlin, auch bei den Berliner Stachelschweinen wirkte er in der Mitte der 1950er Jahre zeitweise mit.

Ganz zum Film wechselte er 1954, als er den Mops Müller in Ihre große Prüfung unter der Regie von Rudolf Jugert gab. Es folgten rasch Nebenrollen an der Seite von Heinz Rühmann in Charlys Tante 1956, von Hans Albers in Der Mann im Strom 1958, von Paul Dahlke in Abschied in den Wolken 1959, von Rudolf Lenz in Heimat – deine Lieder und von Peter van Eyck und Gert Fröbe in Die tausend Augen des Dr. Mabuse – insgesamt dank der prominenten Besetzung der Hauptdarsteller erfolgreiche Filme der gehobenen Unterhaltung. In den 1960er Jahren setzte sich dies fort, wobei etwa die Rolle des Sergeant Higgins im Edgar-Wallace-Film Der grüne Bogenschütze im Jahre 1961 hervorzuheben ist, ebenso seine Rolle als Knut in dem Drama Straße der Verheißung 1962 oder auch sein Auftritt in dem insgesamt weniger gelungenen Kriminalfilm Das Wirtshaus von Dartmoor von 1964. Das komödiantische Talent von Völz kam indes wesentlich stärker in den Pippi-Langstrumpf-Verfilmungen von 1969 und 1970, Pippi geht von Bord und Pippi im Taka-Tuka-Land, zum Tragen.

Im Laufe der Jahrzehnte gab es immer wieder Ausflüge in den Film – insgesamt zählte man ca. 150 Filmproduktionen, in denen er auftrat, und noch 2004 und 2007 war er als Sir John in den Edgar-Wallace-Parodien Der Wixxer und Neues vom Wixxer zu sehen, 2006 als Major Servatius Sebaldus in Hui Buh – Das Schlossgespenst und 2009 in der Komödie Mord ist mein Geschäft, Liebling. Dennoch war es vor allem das Fernsehen, das ab den frühen 1960er Jahren Wolfgang Völz bekannt und beliebt machte. Am Anfang standen hierbei Rollen in Kriminalserien wie Das Stahlnetz und Kriminalmuseum. War die Rolle des 2. Chauffeurs in der Satire Orden für die Wunderkinder an der Seite von Carl-Heinz Schroth von 1963 noch eine bescheidene und kaum beachtete, so brachte den großen Durchbruch und insgesamt wohl den größten Erfolg seiner Laufbahn als Schauspieler im Jahre 1966 die Rolle als Leutnant Mario de Monti in der heute als Klassiker deutscher Science-Fiction Kultstatus genießenden Reihe Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion. Hier rettete er als Armierungsoffizier am Kampfstand des schnellen Raumkreuzers gemeinsam mit Commander Cliff Allister McLane alias Dietmar Schönherr die Menschheit und ihre Kolonien im Weltraum vor den heimtückischen außerirdischen Frogs. Kaum weniger erfolgreich war seine Darstellung des schlitzohrigen vorbestraften Butlers Johann der Serie Graf Yoster gibt sich die Ehre, von der ab 1967 nicht weniger als 78 Folgen in den Vorabendprogrammen der ARD liefen.

Es folgte eine Fülle weiterer Rollen und Gastauftritte, nicht nur in Kriminalfilmen und -serien wie Der Kommissar und Tatort, sondern ebenso in familientauglichen Unterhaltungsproduktionen jedweder Art sowie etwa in der Kinderserie Meister Eder und sein Pumuckl. Völz, der über alle seine Aktivitäten akribisch Buch führte, hat an die 600 Fernsehrollen selbst gezählt, die er indes in der Rückschau, gemäß seiner bisweilen schnoddrigen Art, als „immer die gleiche Grütze“ wertete.

Nicht weniger bedeutend als die Schauspielerei im engeren Sinne war jedoch das fleißige Wirken von Wolfgang Völz als Synchronsprecher, für die ihn seine unverwechselbare Stimme und das Vermögen, sich in das Wesen anderer Schauspieler einzufühlen, prädestinierten. Dies gilt nicht nur für Walter Matthau – ihm in zerknautschten Gesichtszügen und Habitus ohnehin nicht unähnlich –, dem er erklärtermaßen am liebsten seine Stimme lieh, sondern ebenso für Peter Ustinov, Bill Cosby, Mel Brooks und Jean Gabin. Aber auch Trickfiguren, wie Majestix in diversen Asterix-Filmen, der Mäusekönig im Zeichentrickfilm Nussknacker und Mäusekönig von 2004 oder der See-Elefant im Animationsfilm Urmel aus dem Eis von 2006 wurden von Völz in markanter Weise synchronisiert. Dies gilt selbst für die Werbefigur Kapt’n Iglu und den Ch’ich-Yu im Computerspiel Die Siedler III. Unnachahmlich war indes die hanseatisch-knarrende Stimme, die er seit 1988 dem der Sendung mit der Maus entwachsenen Käpt’n Blaubär lieh. Dessen Seemannsgarn beflügelte die Phantasie keineswegs nur der Kinder, was 1998 durch die Verleihung des Münchhausen-Preises gewürdigt wurde. Als Hörspielsprecher wirkte Völz insbesondere bei beliebten Kinderserien wie Die drei ???, TKKG und Benjamin Blümchen mit.

Verheiratet war Wolfgang Völz seit 1955 mit Roswitha Karwath, die als Tänzerin auch im Starlight-Casino der Reihe Raumpatrouille zu sehen war. Die Kinder Benjamin und Rebecca Völz haben sich längst gleichfalls als Schauspieler bzw. Synchronsprecher etabliert; unter dem Künstlernamen Ben Gasch ist Benjamin Völz zudem als Musiker sowie als expressionistischer Maler erfolgreich.

Bühnen-, Film- und Fernsehschauspieler, Sprecher, bisweilen auch Buchautor und sogar Operettensänger: Auf ein 70 Jahre währendes vielseitiges und erfolgreiches Wirken konnte der gebürtige Danziger und spätere Wahlberliner Wolfgang Völz zurückblicken. „Ich bin ein Kind des Glücks!“ bekannte er in einem Radiointerview. Vornehme Zurückhaltung, auch im politischen Sinne, war nie seine Sache. Geradeheraus blieb vielmehr immer noch seine Ausdrucksweise, doch stets voller Charme und immer mit einem Schuss Selbstironie versehen. Als schauspielerisches Urgestein bezeichnete er sich zu recht selbst – alles andere als glatt und leichtgewichtig.

Lit.: Benjamin und Wolfgang Völz – Eine Biografie, Berlin 2010.

Bild: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.

Ernst Gierlich