Biographie

Wenkstern, Otto von

Herkunft: Posener Land
* 25. April 1819 in Rawitsch/ Posen
† 5. August 1869 in Trinidad

Otto Friedrich Wilhelm Ludwig von Wenckstern wurde am 25. April 1819 in der späteren Posener Kreisstadt Rawitsch (Rawicz) als Sohn des königlich preußischen Kapitäns Carl v. Wenckstern (1786-1822) und der Kaufmannstochter Marianne Comp geboren. Das Adelsgeschlecht stammte aus Mecklenburg. Sein Vater war Gutsherr auf Gut Lawken (Ławki) im ostpreußischen Kreis Lötzen. Otto war das zweite Kind seiner Eltern, die sich 1814 in Eitorf im heutigen Rhein-Sieg-Kreis kennengelernt hatten, wo der Vater damals bei der Russisch-Deutschen Legion stationiert war.

Nach dem Freiheitskrieg gegen Napoleon wurde der Vater in das nun (wieder) preußische Rawitsch im Großherzogtum Posen versetzt.

Bereits 1822 starb sein Vater und Otto lebte seither bei dem Onkel Joseph Windscheid in Hennef-Geistingen. Im Jahr darauf zog er mit der Mutter zu den Großeltern nach Eitorf. Die Mutter heiratete 1825 den Pastor Friedrich Olbermann. Seither lebte er bei dem strengen Stiefvater in Müllenbach. Es hieß über ihn, dass er als Kind oft kränklich war. Die Familie stand hier in Kontakt zu einem Freund des Vaters, zu dem nationalistischen und demokratischen Schriftsteller und Historiker Ernst Moritz Arndt (1769-1860).

Otto besuchte nach der Schule eine landwirtschaftliche Lehr­anstalt in Wiesbaden. Hier hatte er Kontakte zu englischen Kurgästen und lernte dabei Englisch, was ihn anregte nach seinem Militärdienst seit 1840 in Bonn Anglistik zu studieren. Seit 1841 verdiente er sich sein Geld als Sprachlehrer für Englisch und Italienisch in Elberfeld (heute Stadtteil von Wuppertal).

Er freundete sich mit dem zwanzig Jahre älteren Zeitungsheraus­geber der „Barmer Zeitung“ Otto Wecka v. Czarnowski an, der dem polnischen Adel entstammte.

Gemeinsam engagierten sie sich journalistisch für den polni­schen Freiheitskampf gegen Russland. 1843 veröffentlichte er sein Werk Siebzehn Polenlieder. Das Thema war heikel, da auch Preußen große polnische Gebiete beherrschte, so bekam er rasch Probleme mit der Zensur, weshalb er nach Bonn zog. Aber auch hier erregte er negatives Aufsehen bei der Zensur, weshalb er ins Fürstentum Nassau-Usingen, nach Wiesbaden, ging und von dort aus nach Konstanz an den Bodensee.

1846 heiratete er Sara Anni Houtchins (1824-1891). Mit ihr floh er 1846 über Zürich nach London, wo er Journalist bei der „Times“ wurde. Sein Englisch war so gut, dass er damals sogar als Übersetzer für den preußischen Gesandten in London ar­beitete. Bereits 1845 hatte er seinen ersten Gedichtband veröffentlicht. Sein Werk blieb aber weiterhin revolutionär, so schrieb er z.B. 1859 ein Buch über den Ungarn-Aufstand und über die damaligen Probleme mit Schleswig-Holstein.

Im Jahr 1854 reiste er für die „Daily News“ als Reporter zum Krimkrieg nach Konstantinopel und 1861 nach Königsberg zur Krönung Wilhelm I. Er hatte sich inzwischen gewandelt und erkannte auch das Positive an. So verfasste er 1862 eine Schrift, in der er für die Teilung Polens eintrat und Preußen lobte, Wohlstand und Kultur verbreitet zu haben.

Der unruhige Wenckstern wanderte 1864 in die britische Kronkolo­nie Trinidad auf den Kleinen Antillen aus. Hier gründete er in der Hauptstadt Port of Spain die Zeitung „The Trinidad Chronicle“.

Otto v. Wenckstern starb am 5. August 1869 in Trinidad am Gelbfieber. Seine Witwe kehrte zurück nach England.

Quellen und Lit.: Karl Schröder, Eitorf unter den Preußen 1815-1918, Heimatverein Eitorf 2002. – Martin Sprungala, Biographisches Lexikon der Provinz Südpreußen und Posen 1793-1920, 2 Bde., 1.240 S., Herausgeber Landsmannschaft Weichsel-Warthe, Berlin/Bonn, Wiesbaden 2020.

Bild: Cover Otto von Wenckstern, Siebzehn Polenlieder, Leipzig 1843

Martin Sprungala