Biographie

Wermke, Ernst

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Bibliothekar
* 13. Juli 1893 in Königsberg i.Pr.
† 22. November 1987 in Heidelberg

Zu den unerläßlichen Ansprüchen an denjenigen, der sich für Themen aus dem ost- oder westpreußischen Bereich interessiert, gehört die Beschäftigung mit der „Bibliographie der Geschichte von Ost-und Westpreußen“. Besser und prägnanter ist dieses derzeit in vier Bänden erschienene Werk jedoch als „der Wermke“ bekannt. Die gängige Verkürzung weist bereits darauf hin, welch unangefochtener Stellenwert der bibliographischen Arbeit von Ernst Wermke als Standardwerk besonders im Bereich der ost- und westpreußischen Historie und Landeskunde zukommt. Der Autor ist Königsberger. In Königsberg besuchte er das Hufengymnasium und immatrikulierte sich 1913 an der Albertus-Universität, um Geschichte und deutsche Philologie zu studieren. Unterbrochen vom Ersten Weltkrieg, promovierte er 1920 mit einer Arbeit über „Die päpstlichen Legaten in Deutschland unter Innozenz IV. und Alexander IV.“ zum Dr. phil. und absolvierte 1921 das philologische Staatsexamen. Im Schuldienst hielt es Ernst Wermke jedoch nur ein halbes Jahr. Noch 1921 begann er mit dem Eintritt in die Staats- und Universitätsbibliothek in Königsberg als Volontär in der von ihm favorisierten Profession die Bibliothekarslaufbahn, die er bis 1960 beibehielt.

In Königsberg erreichte ihn zum 1. August 1933 die Berufung zum Direktor der Stadtbibliothek in Breslau. Wie bei den meisten seiner Generation setzte der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs dieser Karriere ein vorläufiges Ende. Im Range eines Hauptmanns war Ernst Wermke am Polenfeldzug ebenso wie an den Kampfhandlungen im Westen beteiligt und ging 1942 als Abteilungskommandeur nach Afrika. Befördert zum Oberstleutnant, geriet Wermke mit Kriegsende in russische Gefangenschaft, aus der er spät, 1950, entlassen wurde. Es gelang ihm, in seinem angestammten Beruf an der Bayerischen Staatsbibliothek in München Fuß zu fassen, und er erreichte bereits 1952 die Position des Direktors der Bibliothek der Technischen Hochschule in München, die er bis 1960 innehatte. Bereits 1924 hatte Wermke in Königsberg die Bearbeitung und Herausgabe der „Bibliographie der Geschichte von Ost- und Westpreußen“ im Auftrag der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung begonnen. Neben seiner engagierten beruflichen Tätigkeit trägt besonders diese eindrucksvolle Leistung der Zusammenstellung von Tausenden von Titeln im Bereich unserer ost- und westpreußischen Landeskunde, Geschichte, Volkskunde, Sprach- und Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Familienforschung dazu bei, der Forschung in den genannten Gebieten eine solide wissenschaftliche Basis zu schaffen und die Fachkompetenz Ernst Wermkes publik zu machen. Arnold Gehlens kühner Vergleich der Summe aller Bibliotheken mit dem in die Außenwelt verlegten Gehirn der Menschheit betrifft das von Ernst Wermke erarbeitete Schriftenverzeichnis in besonderem Sinne. Die hier erfaßten Bücher, Zeitschriften, Einzelaufsätze sorgen nachdrücklich dafür, daß ostdeutsche Themen der Forschung zugänglich und verfügbar bleiben. Nach dem Erscheinen der Bände I bis IV (Schrifttum bis 1929,1930-1938, 1939-1970, 1971-1974) wird das Lebenswerk von Ernst Wermke durch Mitarbeiter des Geheimen Preußischen Staatsarchivs fortgesetzt.

Die Landsmannschaft Ostpreußen ehrte Ernst Wermke und sein Lebenswerk mit der Verleihung ihres Kulturpreises für Wissenschaft im Jahre 1977.

Werke: Bibliographie der Geschichte von Ost- und Westpreußen, Ernst Wermke, bearb. im Auftrag der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung. – Aalen: Scientia Verlag. Bis 1929. – Neudr. d. Ausg. 1933 mit erg. Nachtr. – 1962; für die Jahre 1930-1938. – 1964; für die Jahre 1939-1970. – MB-Godesberg: Verl. Wissenschaftl. Archiv, 1974; 1971-1974. – Marburg/Lahn: Herder-Institut, 1978 (wissenschaftliche Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Ortmitteleuropas; 109).