Wilhelm, Kronprinz des Deutschen Reiches und Kronprinz von Preußen, geboren im Marmorpalais bei Potsdam 6. Mai 1882, gestorben in Hechingen 20. Juli 1951. Der Kronprinz verfügte über einen kritischen Verstand und war bei aller Anhänglichkeit an die Tradition durchaus neuen Ideen aufgeschlossen. Seit 1905 verheiratet mit der bildschönen Herzogin Cecilie zu Mecklenburg, erlebte er seine glücklichste Zeit als Regimentskommandeur der 1. Leibhusaren in Danzig-Langfuhr. Während des 1. Weltkrieges war er Chef der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz, die er mit militärischem Sachverstand führte. Er war ein Gegner der verlustreichen Schlachten um Verdun, die seine Heeresgruppe zu durchstehen hatte. Da die neuen Machthaber seine weitere dienstliche Verwendung ablehnten, ging auch der Kronprinz ins niederländische Exil. Ende 1923 ermöglichte ihm Gustav Stresemann die Rückkehr von der öden Insel Wieringen. Der Kronprinz lebte hinfort im von ihm erbauten Potsdamer Schloß Cecilienhof und auf seinem schlesischen Besitz Schloß Oels. Er war viel in Schlesien, Pommern und Ostpreußen, wo die kaiserliche Familie die bekannte Majolika-Fabrik Cadinen, Nähe Elbing, besaß, unterwegs. Im Zusammenhang mit den Morden um den sogenannten Röhm-Putsch wurde der Kronprinz von der Gestapo verhört, sein Adjutant verhaftet. Sein Name durfte öffentlich nicht mehr genannt werden. Als 50 000 Menschen bei der Beisetzung seines ältesten in Frankreich 1940 gefallenen Sohnes Prinz Wilhelm in Potsdam ihre Trauer bekundeten, wurden alle Prinzen aus der Wehrmacht entlassen. 1945 wurde der Kronprinz von den Franzosen verhaftet und gedemütigt. Als Vertriebener lebte er in bescheidenen Verhältnissen in Hechingen am Fuß der Stammburg Hohenzollern. Ob er ein guter Herrscher geworden wäre, kann man schwer entscheiden. Mancher bewährt sich erst dann, wenn ihm Verantwortung zufällt. Auf seinen Wunsch wurde er auf der Michaelsbastei der Burg Hohenzollern beigesetzt – ein Akt voll tiefer Symbolik!
