Als Sohn eines Zimmermannes geboren, wurde Joseph Wittig Priester. Er amtierte in Breslau, wo er sich im Jahre 1909 für Kirchengeschichte, Patristik und christliche Archäologie habilitierte und 1912 Professor für Kirchengeschichte wurde. Im Verlauf seiner weiteren Tätigkeit geriet er in Gegensatz zu seiner Kirche, was ihm den Verlust seines Lehramtes und die Exkommunikation eintrug; sein Buch „Das Leben Jesu in Palästina, Schlesien und anderswo“, durch das er bald bekannt wurde, kam 1926 auf den Index. Wittig zog sich in seine Heimat im Glatzer Bergland zurück, wo er eine Familie gründete. Er gehört in die Reihe der schlesischen Gottessucher, die es zu allen Zeiten gegeben hat. Zu den Problemen, die ihn am meisten beschäftigt haben, gehörte die Frage nach der Eigenschaft Gottes, die das Böse in der Welt wissentlich zuläßt. Kurz vor seinem Tode schloß die Kirche Frieden mit ihm. Grundlage seines Schaffens war seine Liebe zu seiner schlesischen Heimat und sein christlicher Glaube, den kirchliche Maßnahmen nicht zu erschüttern vermochten.
(1979)
