Biographie

Wrangel, Friedrich Graf von

Herkunft: Pommern
Beruf: Generalfeldmarschall
* 13. April 1784 in Stettin/Pommern
† 1. November 1877 in Berlin

Wrangel entstammte einem weitverzweigten, ursprünglich deutsch-baltischen Adelsgeschlecht. Schon 1796 trat er als Fahnenjunker in die preußische Armee ein, der er bis zu seinem Tode 81 Jahre lang angehören sollte. In den Befreiungskriegen zeichnete er sich bei der Kavallerie aus und wurde 1814 Regimentskommandeur. 1839 wurde er kommandierender General in Königsberg, wo sich der streng konservative Pommer, der schon hier seinen derben Humor pflegte, bei den reformerisch und demokratisch gesinnten Kreisen derart unbeliebt machte, daß Friedrich Wilhelm IV. ihn 1842 versetzte.

Im März 1848 holte sich Otto v. Bismarck unter anderem bei Wrangel in Stettin Rückenstärkung für seine konservativen Aktionspläne. Im April 1848 übernahm Wrangel den Oberbefehl über die deutschen Truppen in Schleswig-Holstein. Er eroberte das Dannewerk, schlug die Dänen bei Schleswig und drang in Jütland ein. Mit Rücksicht auf England und Rußland befahl Preußen Wrangel den Rückzug bis Flensburg. Nach dem Waffenstillstand von Malmö wurde Wrangel im September  1848  Oberbefehlshaber in den Marken. Damit wurde er für die militärische Sicherheit des revolutionär bewegten Berlin verantwortlich. Der König versuchte mit Hilfe des Ministerpräsidenten General Ernst v. Pfuel, als Reformer das Gegenteil von Wrangel, gleichzeitig zum letzten Mal einen Ausgleich mit der Revolution. Als nach Unruhen im Oktober Pfuel sich weigerte, den Belagerungszustand zu verhängen und damit Wrangel die Macht zu übergeben, entließ Friedrich Wilhelm IV. das Kabinett. Anfang November wurde Graf Friedrich Wilhelm v. Brandenburg (1792-1850) preußischer Ministerpräsident. Wrangel stand mit 80.000 Mann vor den Toren Berlins. Die preußische Nationalversammlung protestierte gegen ihre vom König verfügte Verlegung und Vertagung; die Berliner Bürgerwehr stellte sich hinter sie.  Am 10. November rückte Wrangel mit seinen Truppen in Berlin ein, ohne auf Widerstand zu stoßen. Zum erstenmal seit den Barrikadenkämpfen im März und dem seinerzeitigen königlichen  Befehl zum Abzug  der Truppen war Berlin wieder vom preußischen Militär geprägt. Auf Wrangeis ruhige und bestimmte Anordnung hin verließen die Abgeordneten der Nationalversammlung das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, in dem sie tagten. Zwei Tage später wurde der Belagerungszustand verkündet, und der energische Wrangel schloß alle politischen Vereine und Klubs, schränkte die Versammlungs- und Pressefreiheit ein und löste die Bürgerwehr auf. Am 14. November griff Wrangel noch energischer durch und verhängte das Kriegsrecht. Der Staatsstreich von oben, wie man diese Gegenrevolution nennen kann, hatte sich durchgesetzt. Zumal die Truppen keinen einzigen Schuß abgegeben hatten, kann man von einem großen Erfolg Wrangels sprechen. Wrangel blieb in Berlin als Kommandierender General und wurde als „Papa Wrangel“ schnell populär. Der 1856 zur höchsten militärischen Würde des Generalfeldmarschalls Ernannte spielte bei der Krönung Kaiser Wilhelms I. in der Schloßkirche von Königsberg am 18. Oktober 1861 eine wichtige Rolle. Er trug das preußische Reichsbanner und ging und stand unmittelbar hinter dem König. Wrangel sollte als 80jähriger 1864 noch einmal hervortreten. Für das gemeinsame preußisch-österreichische Vorgehen gegen Dänemark hatten die Österreicher sich mit einem preußischen Oberbefehl einverstanden erklärt, wenn ein älterer preußischer General mit Kriegserfahrung damit betraut würde. Wrangel, der, trotz seiner Grobheiten nicht vermeidenden Eigenart, einen bedeutenden Ruf genoß, kam allein in Frage. Doch bald stellte sich heraus, daß er höchstens körperlich noch den Anforderungen des Feldzuges gewachsen war. Man versuchte Wrangel, so gut es ging, vor schlimmen Fehlgriffen zu bewahren, und war froh, als der Kronprinz (später Kaiser Friedrich III.) am 30. 3.1863 faktisch an seine Stelle gesetzt wurde. Bei den feierlichen Einzügen der siegreichen Truppen 1866 und 1871 in Berlin spielte Wrangel zum letztenmal eine Rolle. Wegen der vielen Anekdoten, die um seine Person kreisen und gemeinhin auf wahren Begebenheiten beruhen, blieb dieser altpreußische Militär mit seiner urwüchsigen Sprache bis heute bekannt.