Biographie

Zacher, Julius

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Germanist
* 15. Februar 1817 in Obernigk/Schlesien
† 23. März 1887 in Halle/Saale

Julius Zacher verlebte seine Jugend bei seinen Großeltern mütterlicherseits in Koroschke. Er besuchte das Gymnasium in Breslau, wo er 1836 das Abitur ablegte. Danach studierte er Theologie, wechselte aber bald zur Philologie über. Um sein Studium finanzieren zu können, gab er Privatstunden und arbeitete als Hilfskraft an der Unversitätsbibliothek Breslau. 1839 mußte er aus finanziellen Gründen sein Studium unterbrechen und eine Hauslehrerstelle bei dem Grafen Friedrich von Wylich und Lottum auf Deutsch-Lissa annehmen. Diesem folgte er dann nach Berlin, Putbus und 1840 nach Den Haag, wo der Graf als Gesandter Preußens tätig war. In den Niederlanden hatte Zacher die Möglichkeit, die deutschen und niederländischen Handschriften der Bibliotheken und des Staatsarchivs in Den Haag bzw. Leiden einzusehen, deren Beschreibung er als seine erste wissenschaftliche Publikation in der „Zeitschrift für deutsches Altertum“, 1841, veröffentlichte. 1842 ging er nach Berlin, um bei den Brüdern Grimm und bei dem Rechtshistoriker Carl Gustav Homeyer seine Studien fortzusetzen. Nachdem er 1844 in Halle den Doktorgrad erworben hatte, erhielt er 1847 eine provisorische Kustodenstelle an der Universitätsbibliothek Halle und wurde gleichzeitig Sekretär des Thüringisch-Sächsischen Vereins zur Erforschung der vaterländischen Altertümer, den er zu neuer Blüte brachte. Nach seiner 1854 erfolgten Habilitation hielt er Vorlesungen und Übungen und wurde 1856 Extraordinarius. 1859 wurde er Oberbibliothekar in Königsberg und erhielt eine eigens für ihn eingerichtete ordentliche Professur. Aus Gesundheitsrücksichten kam er um eine Rückversetzung ein, die ihm 1863 gewährt wurde. Nun wurde auch in Halle für ihn ein Ordinariat für deutsche Philologie eingerichtet, das erste für dieses Gebiet an der Hallischen Universität.

Zachers Verdienste liegen weniger auf dem Gebiet der Forschung als auf dem der Lehre und der Wissenschaftsorganisation. Für die sich in seiner Zeit herausbildende Wissenschaftsdisziplin in der Germanistik plante er eine vorzugsweise für Studenten gedachte Handbuchreihe, die zum einen kommentierte Textausgaben, zum anderen Handbücher der Grammatik, Metrik, Stilistik, Rhetorik, Poetik und der Mythologie umfassen sollte. Bis zu seinem Tode erschienen von den Textausgaben seiner „Germanistischen Handbibliothek“ 6 Bände, die auch heute noch von wissenschaftlichem Wert sind. Von den Handbüchern ist nichts erschienen, da Zacher keine geeigneten Bearbeiter gewinnen konnte. Mit einem weiteren wissenschaftlichen Unternehmen war er erfolgreich, der Gründung des Fachorgans „Zeitschrift für deutsche Philologie“, das 1868 zum erstenmal erscheinen konnte und welches er bis zu seinem Tode mit Ernst Höpfner, einem seiner Schüler, herausgab. Dieses Periodikum, das lange als „Zachers Zeitschrift“ zitiert wurde, hat sich zu einem der führenden Organe auf dem Gebiet der Germanistik entwickelt und bewahrt noch heute die Erinnerung an seinen Gründer.

Werke:Die deutschen Sprichwörtersammlungen 1852; Das gotische Alphabet Vulfilas und das Runenalphabet, 1855; Pseudocallisthenes, 1867.

Lit.: ADB, 44, 1898; M. Lemmer: Julius Zacher und die Gründung des Seminars für deutsche Philologie an der Universität Halle. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 5 (1956), S. 613-622.

Harro Kieser