Biographie

Zedlitz, Joseph Christian von

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Dichter, Publizist
* 28. Februar 1790 in Schloß Johannisberg bei Jauernig/Österr. Schlesien
† 16. März 1862 in Wien

Im ersten Bezirk in Wien ist die Zedlitzgasse nach einem Sudetenschlesier benannt, der am 16. März 1862 in Wien starb: Joseph Christian von Zedlitz. Er stammt aus Jauernig, wo sein Vater Schlosshauptmann und bischöflicher Landeshauptmann war, denn das Schloss gehörte bis 1945 dem Bischof von Breslau, dessen Bistumsgebiet nach den Schlesischen Kriegen kirchenrechtlich bis 1972 auch zwei fürstbischöfliche Kommissariate Freiwaldau und Teschen in Österreich und seit 1919 in der Tschechoslowakei umfasste.

Zedlitz besuchte das Gymnasium in Breslau, wo Joseph von Eichendorff sein Schulfreund war. 1806 wurde Zedlitz Soldat im österreichischen Husaren-Regiment Erzherzog d’Este, wo er bald als Oberleutnant Ordinanzoffizier von Feldmarschall Prinz Friedrich Franz von Hohenzollern-Hechingen war und 1809 bei den Schlachten von Eggmühl, Aspem und Wagram wegen seiner Tapferkeit ausgezeichnet wurde. Aber schon 1810 verließ Zedlitz das Militär und verwaltete auf Wunsch der Familie die Güter in Ungarn.

Seit 1815 schrieb er regelmäßig Lyrik und Prosa und wurde mit einem Gedichtzyklus Frühlingsrosen und Arbeiten im Almanach Aglaja und in den Wiener Jahrbüchern der Literatur bekannt. In diesen Jahren hatte er Kontakt mit Franz Grillparzer, Zacharias Werner, Joseph Schreyvogel und Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall. Als 1835 nach dem Tode des Kaisers Franz I., der bis 1806 als Franz II. der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war, den Text der österreichischen Kaiserhymne zu ändern beschloss, wählte man den neuen Text von Zedlitz.

Der bayerische König Ludwig I. wollte 1830 Zedlitz als Minister in sein Kabinett in München holen, doch nach Tagen des Verhandelns in der bayerischen Hauptstadt ging Zedlitz wieder nach Österreich zurück. Seit 1836 war Zedlitz in Wien im Staatsdienst, wo ihn Kaiser Ferdinand I. und der Staatskanzler Fürst Metternich sehr schätzten. Er war im Kriegsministerium, aber auch als Diplomat tätig und schrieb neben dieser Tätigkeit auch für die Augsburger Allgemeine Zeitung. Seine Berichte waren ganz im Sinne der Politik Metternichs gehalten, besonders seine politischen Flugschriften Über die Orientalische Frage (1840) und Fromme Wünsche aus Ungarn (1846) oder Über den galizischen Aufstand (1846). In den Jahren 1840 und 1842 begleitete er Metternich nach Köln, wo er auch mit Autoren wie Karl Simrock, Ferdinand Freiligrath und Carl Lebe-recht Immermann zusammentraf. Nach dem Sturz Metternichs infolge der Revolution 1848 zog sich Zedlitz nach Ausee auf seine dortigen Besitzungen zurück, ging aber 1851 wieder nach Wien, um dort kleinere deutsche Fürsten am Wiener Hof zu vertreten. So war er Ministerresident des Großherzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach und außerdem auch Geschäftsträger der Höfe von Nassau, Oldenburg und Braunschweig.

Zedlitz veröffentlichte lyrische Werke unter Titeln wie Gedichte (1832) und Todtenkränze. Seine Ballade Die nächtliche Heerschau wurde mehrfach vertont, darunter auch von Carl Löwe. Seine Dramatischen Werke erschienen bereits zu Lebzeiten gesammelt 1860 in vier Bänden. Einzelne Dramen, aber auch Komödien waren seit 1829 erschienen wie das Lustspiel Cabinettsintrigen im Stile des damals gefeierten Erfolgsautoren und Theaterschriftstellers August Kotzebue oder Kerker und Krone über die letzten Tage des italienischen Dichters Tor-quato Tasso. Nach Motiven des spanischen Dichters Lope de Vega gestaltete er den „Stern von Sevilla“ und die Tragödie „Zwei Nächte zu Valladolid“.

Bild: Lithographie von Josef Kriehuber, 1840

Rudolf Grulich