Albert Ziegler kam am 9. April 1888 als Bauernsohn in der im Burzenland in Siebenbürgen in der Nähe Kronstadts gelegenen deutschen Gemeinde Zeiden zur Welt. „Ich bin“, schrieb er später, nachweislich der erste in ganz Siebenbürgen, der erfolgreiche längere Flüge unternahm.“ Als einer der Pioniere des modernen Motirflugwesens zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehört er der Generation der Louis Blériot, Orville und Wilbur Wright u.a. an und nimmt in der Geschichte der Motorfliegerei, nicht allein Südosteuropas, einen herausragenden Platz ein.
Ziegler machte schon als Kind mit selbsthergestellten Flugschirmen und Tragflächen erste Flugversuche; als Halbwüchsiger bastelte er an einem Motor ohne Benzinantrieb, baute ein Amphibienfahrzeug und erarbeitete sich Technik und Handhabung der Funktelegraphie. Für den Bau eines Motors erhielt er als Schlosserlehrling bei einer Ausstellung technischer Geräte in Kronstadt den goldenen Preis der Handels und Gewerbekammer. Noch nicht zwanzig Jahre alt, ging er in die Schweiz und von dort für zwei Jahre in das damals im Motorflugwesen führende Paris. Auch seine folgenden Aufenthalte in London, in Schottland, Wien und Berlin dienten ausschließlich der Gewinnung theoretischer wie praktischer Kenntnisse in diesem Bereich; so stellte er sich in Berlin dem Internationalen Luftschiffahrtshaus für Flugversuche zur Verfügung. Als Gleitfluglehrer und als Konstrukteur bei der 1908 von Edmund Rumpier gegründeten Luftfahrzeugbau GmbH tätig, lernte er hier die EtrichRumplerTaube kennen, das bekannteste und am meisten geschätzte Flugzeug vor dem Ersten Weltkrieg, ehe er bei SiemensSchuckert mit dem Bau seines 50PS„Pfeilflugzeugs“ erfolgreich war und von der Fachpresse gefeiert wurde. Zieglers „Pfeilflugzeug“ hatte als erstes Fluggerät pfeilförmig angeordnete Tragflächen, was die Manövrierfähigkeit erheblich verbesserte. Am 28. Juli 1913 legte der Siebenbürger auf dem Flugplatz Johannistal die Pilotenprüfung ab und wurde durch zahlreiche Schauflüge über die Reichshauptstadt hinaus bekannt. Für 15000 Kronen, von siebenbürgischen Verehrern aufgebracht, erwarb Ziegler bald danach einen EtrichEindecker und baute dessen 120PSMotor in sein Flugzeug ein, mit dem er, nach Siebenbürgen zurückgekehrt, am 18. Oktober 1913 „vor der Behörde“ – wie die „Kronstädter Zeitung“ berichtete – und am 19. Oktober vor großem Publikum in der Nähe Kronstadts je einen Schauflug mit solchem Erfolg unternahm, daß ihn die jubelnde Kronstädter Jugend auf den Schultern vom Fluggelände in die Stadt trug. Zieglers Maschine hatte eine Tragflächenweite von 12 m und eine Rumpflänge von 9,50 m; der Tank faßte 175 l Benzin, mit denen 500 km bewältigt werden konnten; sie erreichte innerhalb von vier Minuten 500 m Flughöhe. Bei einem der fast hundert Schauflüge, die er bis zum 16. Juni 1914 über den deutschen Städten Siebenbürgens durchführte, stellte er mit über 3000 m einen Höhenrekord auf. Der Publikumsandrang bei diesen Schauflügen war so groß, daß sogar die Überlandstraßen verstopft waren.
Während des Ersten Weltkriegs war Ziegler dann als Chefpilot der österreichischungarischen LloydFlugzeugwerke tätig; nach dem Krieg flog er als Testpilot für eine Reihe deutscher Flugzeugwerke, darunter u.a. auch für Heinkel, und arbeitete als Konstrukteur. Er galt als zuverlässig, aufrichtig und mutig. Albert Ziegler starb, 58jährig, im Jahre 1946 in Halle an der Saale.