Biographie

Zimmermann, Mac

Herkunft: Pommern
Beruf: Maler, Zeichner, Grafiker
* 22. August 1912 in Stettin/Pommern
† 11. Juni 1995 in Wasserburg am Inn

Die Werke der modernen Kunst, in denen sich landschaftliche Einflüsse und stammesmäßige Eigenschaften niederschlagen, werdenimmer rarer. Doch es gibt sie noch hier und da. Zu diesen Seltenheiten gehört das Œuvre des Pommern Mac Zimmermann. Seine Gemälde, Zeichnungen und Grafiken tragen die Züge des Surrealismus; doch die romantische Variante des Stils schlägt einen Bogen zu seinen großen Kollegen Caspar David Friedrich (geb. 1774 im damals zu Schweden gehörenden Greifswald) und Philipp Otto Runge aus Wolgast (geb. 1777).

Mac Zimmermann verbrachte seine Kindheit und Jugend in seiner pommerschen Heimat, und diese lebt, obwohl er sie vor etlichen Jahrzehnten verlassen hat, noch in manchem seiner Gemälde. 1975 entstand sein Bild „Pommerland ist abgebrannt“: im Vordergrund eine gebeugt sitzende Gestalt, die sich gegen eine weite, in sanften Farben gehaltene Landschaft abhebt. Auch in anderen Werken begegnet man jenen gesichtslosen Figuren, dunklen Silhouetten, vor weite Horizonte gestellt, als sollten sie die Blicke des Betrachters in die Tiefe des Bildes lenken. Romantische Sehnsucht. Mancher Werktitel weist in diese Richtung: „Traumbild“, „Norddeutsche Melancholie“, „Menschen am Meer“. Hier bietet sich nicht nur die Brücke zum 18. Jahrhundert an, sondern auch zu seinem Landsmann, dem er sein Gemälde „Hommage à C.D.F.“ gewidmet hat. Er scheint ihm verwandter zu sein als seine Kollegen des 20. Jahrhunderts, die phantastischen Realisten Dali, de Chirico, Tanguy, Delvaux, Magritte, Max Ernst, Ernst Fuchs u. a., die sich in der internationalen Kunstszene unseres Jahrhunderts ebenfalls einen Namen gemacht haben.

So traditionsgebunden Zimmermanns Stil und so konservativ seine künstlerische Entwicklung sind, so bewegter ist seine Biografie. In seiner Geburtsstadt Stettin besuchte er die Werkkunstschule (für Angewandte Kunst), übersiedelte er 1934 nach Hamburg (als Bühnenbildner, Pressezeichner und Lehrer an einer privaten Zeichenschule), von dort 1938 in die Reichshauptstadt Berlin. 1947, als man trotz der Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen voller Optimismus ans Werk ging und mancher noch an eine einheitliche deutsche Kunstszene glaubte, nahm Zimmermann den Ruf an die Staatliche Hochschule für Baukunst und Bildende Künste Weimar an. Doch schon 1949 setzte er sich in den Westen ab, zunächst nach Murnau, später nach München. Nachdem er auf der Biennale in Venedig (1948) vertreten war, erhielt er 1950 den Kunstpreis der Stadt Berlin, war 1954 wiederum in Venedig und wurde 1956 mit dem Preis der Grafik-Biennale Lugano geehrt. Ab 1958 Professoran der Hochschule für Bildende Künste in West-Berlin, hält er es auch hier nicht allzu lange aus und wird 1963 ordentlicher Professor an der Münchener Kunstakademie. Inzwischen emeritiert, lebt Prof. Zimmermann abwechselnd in seinem Bauernhaus in Oberbayern und auf Formentera, sofern er sich nicht mit seiner Gattin auf Weltreisen befindet. 1981 wird ihm der Lovis-Corinth-Preis der Künstlergilde verliehen. Im Mittelpunkt seines malerischen und zeichnerischen Werkes steht der Mensch – in der Landschaft und im Innenraum. Mit der Technik hat sich der Maler lange auseinandergesetzt („Halle der Mathematik“, „Antennenwald“, „In Erwartung des Flugzeuges“, „Prozession mit Vogelmenschen“), doch entstanden diese Bilder ganz im Sinne des Surrealismus. Auch die griechische Mythologie und Ägypten (wo er wiederholt im Sommer einige Monate verbrachte) sind ihm nicht fremd. In seinen Werken treten Daphne und Apoll, Jupiter und Merkur, Orpheus, Argos, Deukalion, Sirenen auf.

Reich sind seine Druckgrafiken und Mappenwerke, die sich stilistisch in sein malerisches Œuvre einfügen. Zu seinem Alterswerk gehören seine „gestalteten Briefumschläge“. Es handelt sich um Briefe, die Zimmermann aus aller Welt erhalten hat und die er nun mit Pastell- und Bleistiften und Kugelschreiber, zeichnend und malend, verändert, so daß Anschrift und Absender, Briefmarken und Poststempel, ins neue Bild integriert, unkenntlich werden. Skurrile Kompositionen, die wie von selbst entstanden zu sein scheinen, als habe sich der Künstler jener „ecriture automatique“ besonnen, die einst von den klassischen Surrealisten erfunden wurde.