Biographie

Zimnik, Reiner

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Maler, Graphiker, Schriftsteller, Illustrator
* 13. Dezember 1930 in Beuthen/Oberschlesien

Am 13.12.1930 wurde Reinhard Karl Zimnik als Sohn eines Beamten in Beuthen geboren. Bis 1944 besuchte er den Kindergarten, die Volksschule und das Gymnasium. Durch die Vertreibung aus Schlesien gelangte er 1945 zusammen mit seiner Mutter und vier Geschwistern zu Verwandten nach Landshut in Bayern. Der Vater kehrte nicht aus dem Krieg zurück.

Zimnik begann eine Schreinerlehre und legte 1948 die Gesellenprüfung ab. 1949 nahm er seine durch die Ereignisse am Ende des Krieges abgebrochene Gymnasialausbildung wieder auf und machte 1952 das Abitur.

Ab 1952 studierte er an der Akademie der Künste in München, wurde Meisterschüler von Prof. Josef Oberberger und legte 1957 sein Abschluss-Diplom ab. Er erhielt 1956 den Förderpreis des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, 1958 den Förderpreis der Landeshauptstadt München für Grafik und das Eichendorff-Stipendium, 1961 das renommierte Villa Massimo-Rom-Stipendium. Er machte sich in München als freischaffender Künstler selbständig.

Reiner Zimnik ist eine Doppelbegabung: Dichter, Erzähler und Illustrator. Schon 1954 erschienen die Erzählungen Der Bär und die Leute,  Jonas der Angler  und  Xaver der Ringelstecher und das gelbe Roß. Er illustrierte die Erzählungen. Die Gestalten wurden lebendig. Es entstand eine Bildgeschichte, in der die Zeichnung ebenbürtig neben dem Wort steht. Er schuf einprägsame Typen der Alltagswelt des 20. Jahrhunderts, die immer etwas skurril und dabei liebenswert sind. Sie sind nicht schön, fast etwas karikiert, übertrieben hässlich und doch sieht man sie gern an, weil sie so gut gezeichnet sind, mit Phantasie und Witz.

In rascher Folge erschienen in den nächsten 10 Jahren 12 Bücher darunter Die Trommler für eine bessere Zeit  (1958), Der Bär auf dem Motorrad (1962), Geschichten vom Lektro  (1962), Lektro und die Feuerwehr  (1964),  Neue Geschichten vom Lektro (1964).

In den nächsten 10 Jahren ging die Buchproduktion etwas zurück. Reiner Zimnik bearbeitete seine Helden für das Fernsehen: Jonas, der Angler,  Trommler für eine bessere Welt, Die Entdeckung des Schneemenschen  und die Fernsehreihe Der Lektro (1958-1964).

1975 erschien Sebastian Gsangl, eine köstliche Geschichte mit hervorragenden Zeichnungen, als Buch und als Fernsehreihe 1961-1985.

Mehr und mehr widmete sich Reiner Zimnik nun der freien grafischen und malerischen Arbeit. Es fanden größere Ausstellungen statt: 1975 Winterzeichnungen  in Zürich und immer wieder in München Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen.

1987 nahm Reiner Zimnik einen Lehrauftrag an der Salzburger Sommerakademie wahr und erhielt das Stipendium des Kulturpreises Schlesien des Landes Niedersachsen.

1988 folgte eine Ausstellung mit Zeichnungen in der Ostdeutschen Galerie in Regensburg. Bei den beiden Ausstellungen Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen an bildende Künstler 1978-1988 in Bonn und Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen an bildende Künstler 1978-1998 in Oldenburg war Zimnik vertreten.

Die Baumlegenden wurden für das bayerische Fernsehen produziert und erschienen 1990 als Buch.

1991 und 1995 folgten Ausstellungen in München, in denen Aquarelle, Zeichnungen und Radierungen ausgestellt waren und einen Einblick gaben in die herausragende handwerkliche Qualität der Arbeiten, die künstlerische Erfindungsgabe und den Witz, der in den satirischen Blättern aufleuchtet.

2001 ehrte München Reiner Zimnik mit einer Retrospektive zu seinem 70. Geburtstag, zu der ein schöner Ausstellungskatalog erschien.

2003 wurdeDas große Reiner-Zimnik-Geschichtenbuch in einer erweiterten Neuausgabe aufgelegt.

Gerhard Polts Buch Drecksbagage, 2008 zeigt auf dem Buchdeckel eine Gestalt in der typischen Handschrift Reiner Zimniks, bodenständig und mit Schmunzeln karikiert.

Die Wochenzeitschrift „Die Zeit“ stellte Reiner Zimnik 1963 „als bekanntesten Karikaturisten der Welt“ vor. Der Künstler ist nicht nur Grafiker, er ist Erzähler, Geschichtenschreiber, einer jener interessanten Doppelbegabungen, die in die gängigen Kategorien nicht einzuordnen sind. Er malte Akte mit keuschen Flügelhauben und schuf Kinder- und Jugendbücher. Er arbeitete für das Fernsehen. Joachim Fuchsberger las moderne Märchen von Reiner Zimnik, festgehalten auf einer Platte der Deutschen Grammophon 1972. Im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek sind 189 Publikationen von Reiner Zimnik verzeichnet.

Er kümmert sich nicht um die Moderichtungen der Kunstszene, sondern entwickelt und pflegt seinen eigenen Stil. Zeichnen und erzählen gehören bei ihm zusammen. Seine Individualität ist sein Markenzeichen.

Lit.: Herbert Hupka, Laudatio auf Reiner Zimnik zum Stipendium des Kulturpreises Schlesien 1987, in: Schlesien, Vierteljahresschrift, Jg. 33, 1988 S. 241-244. – Herbert Hupka, Reiner Zimnik, in: Ostdeutsche Gedenktage – Persönlichkeiten und historische Ereignisse 2000, Bonn 1999, S. 262-266. – www.ostdeutsche-biographie.de. – wikipedia.org/ wiki/Reiner Zimnik. – Stipendium – Reiner Zimnik, in: Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen für 1987. – Idis B. Hartmann, Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen an bildende Künstler 1978-1988, Hannover 1989. – Idis B. Hartmann, Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen an bildende Künstler 1978-1998, Hannover 1999.

Bild: Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen für 1987.

  Idis B. Hartmann