Biographie

Zoege von Manteuffel, Kurt Baron

Herkunft: Baltikum (Estland, Lettland, Litauen)
Beruf: Kunsthistoriker
* 20. August 1881 in Reval/Estland
† 10. Januar 1941 in Konitz/Westpr.

Der Kunsthistoriker Kurt Baron Zoege von Manteuffel wurde in Reval geboren. Sein Vater, der estländische Landespolitiker Günther Zoege von Manteuffel, ein Sohn des Mannrichters Hermann Zoege von Manteuffelund seiner Ehefrau Bertha von Parrot (einer Tochter des Dorpater Physikers Friedrich von Parrot), war Besitzer des Rittergutes Meyris in Estland. Er war verheiratet mit Henriette (Rita) von Ramm aus dem Hause Wichterpal/Estland und verließ im November 1918 seine Heimat. Ihr erster Sohn war Kurt Baron Zoege von Manteuffel. Seine Kindheit verbrachte er in Estland, wo er im Alter von zehn Jahren in Reval mit Otto von Taube, dem späteren bekannten Dichter und Schriftsteller, eine „nie getrübte Freundschaft“ schloß.

Nach einer Deutschlandreise mit seinen Eltern und Geschwistern kehrte er nicht wie diese nach Estland zurück, sondern besuchte Gymnasien in Kassel und in Königsberg. Schon damals zeigten sich bei ihm ernsthafte kunstgeschichtliche Liebhabereien, die ihn nach Abschluß der Schule diese Wissenschaft studieren ließen. So widmete er sich an den Universitäten München, Berlin und Halle dem Studium der Kunstgeschichte. Mit Otto von Taube besuchte er Krakau und Wien, um die dortigen ihm noch unbekannten Kunstsammlungen durchzuarbeiten, und wurde schließlich im Jahre 1909 in Halle mit der Dissertation Gemälde und Zeichnungen des Antonio Pisano promoviert. Nach dem Studium wurde er Assistent beim Städtischen Museum in Aachen (1909/10). Danach war er von 1911 bis 1914 Redaktionsmitglied des Allgemeinen Lexikons der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begründet von U. Thieme und F. Becker, in Leipzig. In den Jahren 1914/15 wurde er bereits stellvertretender Direktor des Kunsthistorischen Instituts in Florenz. Er hat auch am Ersten Weltkrieg teilgenommen und war in Berlin von 1916 bis 1919 als Hilfsarbeiter am Kaiser-Friedrich-Museum und am Kupferstichkabinett beschäftigt. Im Jahre 1919 begann er seine Tätigkeit in Dresden als Kustos am Staatlichen Kupferstichkabinett, dessen Direktor er im Jahre 1924 wurde. Er blieb es bis zu seinem Tode am 10. Januar 1941, als er auf einer Reise, die ihn zu seiner sterbenden Schwester geführt hatte, in Konitz/Westpreußen den Folgen einer Erkältung erlag.

Als Kunsthistoriker hatte Kurt Zoege von Manteuffel vor allem zwei Arbeitsgebiete, auf denen er durch mehrere Aufsätze hervorgetreten ist: die Niederländische Malerei und Graphik sowie Zeichnung und Graphik des XIX. Jahrhunderts. Eine umfangreiche Monographie mit Oeuvre-Katalog über Alfred Rethel, an der er seit etwa 1910 gearbeitet hat, war bei seinem Tode fast vollendet. Außerdem verfaßte er einige sehr verdienstvolle populärwissenschaftliche Bändchen, u.a. über Leonardo da Vinci (1920), Hans Holbein, den Maler (1920), Hans Holbein, den Zeichner (1920), über den Deutschen Holzschnitt (1924), das Flämische Sittenbild des 17. Jahrhunderts (1921), den Deutschen Kupferstich von seinen Anfängen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts (1922), die Niederländischen Radierungen von ihren Anfängen bis zum Ende des 17. Jahrhunderts (1925), über Alfred Rethel (1927) und die Malerfamilie van de Velde (1927), sowie zahlreiche Abhandlungen in Zeitschriften. Sein eigentliches Lebenswerk aber ist wohl die Leitung des Kupferstichkabinetts in Dresden gewesen. Er war als Kollege, Experte und Vorgesetzter sehr geschätzt und beliebt. Unter anderem hat er sich auch für moderne Kunst wie den deutschen Expressionismus eingesetzt was nach 1933 zu Angriffen gegen ihn (und andere Museumsleiter) geführt hat, da sie „Entartete Kunst“ für öffentliche Sammlungen erworben hätten.

Kurt Zoege von Manteuffel war mit Alexandra Gräfin Schwerin verheiratet, einer Tochter des Wirklichen Geheimrats Ulrich Graf Schwerin und der Freda von Bethmann-Hollweg. Der 1926 in Dresden geborene Sohn Claus wurde wie sein Vater Kunsthistoriker. Er war seit 1978 Professor für Kunstgeschichte an der Universität Stuttgart und Direktor des Württembergischen Landesmuseums. An der großen Monographie seines Vaters über Alfred Rethel hat er weitergearbeitet.

Lit.: Wer ist’s? (1935). – Otto von Taube: Im alten Estland. Stuttgart 1949. – Ders.: Wanderjahre. Stuttgart 1950. – Deutschbaltisches biographisches Lexikon 1710-1960. Köln/Wien 1970.

Bild: Bildarchiv E. Thomson, Lüneburg