Biographie

Zweig, Arnold

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Schriftsteller
* 10. November 1887 in Groß-Glogau/Schlesien
† 26. November 1968 in Berlin

Arnold Zweig wurde am 10. November 1887 in der Festung Glogau a. O. geboren. Das Fuhr- und Getreidegeschäft seines Vaters AdolfZweig, eines deutschen Juden, wurde durch eine Heeresvorschrift in den Konkurs getrieben, was zur Folge hatte, daß die Familie Zweig nach Kattowitz übersiedelte, wo Arnold Zweig die Realschule absolvierte. Aus dieser Zeit stammen die ersten literarischen Arbeiten, die während der Studienjahre in Breslau, München, Berlin, Göttingen, Rostock und Tübingen intensiviert wurden. Der Student der Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte, der Psychologie und der Soziologie wurde durch die verschiedensten Erscheinungsformen des alltäglichen Antisemitismus auf seine jüdische Herkunft aufmerksam. In seinen frühen Dramen „Ritualmord in Ungarn“ (1914) und vor allem in „Die Sendung Semaels“, für das Zweig 1915 den Kleistpreis erhielt, spiegelt sich das Interesse an der Geschichte des jüdischen Volkes. Unter dem Eindruck der Lektüre Freuds, Nietzsches und Husserls waren zuvor schon einige Novellen entstanden, so etwa „Vorfrühling“ (1909), „Aufzeichungen über eine Familie Klopfer“ (1911) und „Die Novellen um Claudia“, die 1912 im Leipziger Kurt Wolff Verlag erschienen und ihrem Autor den ersten literarischen Ruhm einbrachten. Das literarische Vorbild dieser Zeit war Thomas Mann. Wie dieser und viele andere begeisterte sich Arnold Zweig für die deutsche Sache im Ersten Weltkrieg, den er als Armierungssoldat miterlebte. Der Eindruck des Krieges jedoch führte zu einem Prozeß der Desillusionierung und der Ernüchterung und zu einer radikalen Überprüfung der eigenen künstlerischen wie politischen Position. Ausdruck dieser Kurskorrektur wurde der breit angelegte, autobiographisch gefärbte Romanzyklus „Der große Krieg der weißen Männer“, dessen Kernstück der Roman „Der Streit um den Sergeanten Grischa“ von 1927 ist. Zweig zeigt darin, wie die gesellschaftlichen Strukturen des Kaiserreichs den Krieg überdauerten und während der Zeit der Weimarer Republik bestimmend blieben. Es folgte der Roman „Junge Frau von 1914“ (1931) und bereits während der Zeit des Exils „Erziehung vor Verdun“ (1935) und „Einsetzung eines Königs“ (1937).

Mit Hitlers Machtergreifung von 1933 floh der Jude und Sozialist Zweig über Prag und Frankreich nach Haifa im damaligen Palästina. In seinem 1943 in hebräischer Sprache erschienenen Roman „Das Beil von Wandsbek“ reagiert Arnold Zweig auf die Geschehnisse im Nazi-Deutschland. In Haifa gab er auch die deutschsprachige Zeitschrift „Orient“ heraus, die sich die Weiterführung der deutsch-jüdischen Kulturtradition zur Aufgabe gesetzt hatte. Zujener Zeit hatte sich Zweig bereits vom Zionismus gelöst, den er in seinem Buch „Das neue Kanaan“ von 1925 noch für politisch vertretbar und durchsetzbar gehalten hatte. In seinem Roman „De Vriendt kehrt heim“ (1932) ist die Abkehr vom Zionismus schon deutlich erkennbar.

Im Jahr 1948 ließ sich Arnold Zweig in Ostberlin nieder, wo er zu Beginn der 50er Jahre das Präsidentenamt der Akademie der Künste bekleidete. In dieser Zeit wendet er sich wieder seinem Romanzyklus „Der große Krieg der weißen Männer“ zu, dem er zwei weitere Romane hinzufügt: „Die Feuerpause“ (1954) und „Die Zeit ist reif“ (1957).

Am 26. November 1968 starb Arnold Zweig in Ostberlin. Auf den Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin liegt er begraben.

Weitere Werke: Vorfrühling, N. 1909 (= „Die Gäste“, H. 3); Der Englische Garten, Son. 1910; Aufzeichnungen über eine Familie Klopfer, Das Kind, En. 1911; Abigail und Nabal, Dr. 1913 (Neuf. 1920); Die Bestie, E. 1914 (Neuf. u.d.T. Westlandsaga, Chronik 1952); Geschichtenbuch, Nn. 1916; Bennaröne, E. 1918; Das ostjüdische Antlitz, Ess. 1920; Drei Erzählungen, 1920; Entrückung und Aufruhr. Zwölf Gedichte, m. 12 Lithogr. v. Magnus Zeller, Faks.-Druck 1920; Das Spiel vom Sergeanten Grischa, geschr. 1921, Romanfassg. 1927 als Vorabdruck d. „Frankfurter  Zeitung“(Buch 1928); Söhne. Das zweite Geschichtenbuch, 1923; Gerufene Schatten, En. 1923; Büchner: Sämtl. poetische Werke, nebst einer Auswahl seiner Briefe, hg. und eingel. v. Z., 1923; H.v. Kleist: Sämtl. Werke, 4 Bde., hg. u. eingel. v.Z., 1923:; Lessing, Ges. Werke, 3 Bde., eingel. v.Z., 1923; Frühe Fährten, En. 1925; Regenbogen, En. 1925; Die Umkehr des Abtrünnigen, Dr. 1925; Lessing, Kleist, Büchner, Das neue Kanaan, Ess. 1925; Der Spiegel des großen Kaisers, N. 1926; Juden auf der deutschen Bühne, 1927; Caliban oder Politik und Leidenschaft. Versuch über die menschlichen Gruppenleidenschaften, dargetan am Antisemitismus, 1927; Herkunft und Zukunft, Ess. 1928 (enth.: Das ostjüdische Antlitz u. Das neue Kanaan); Pont und Anna, N. 1928 (enth. in: Regenbogen, 1925); Laubheu und keine Bleibe, Dr. 1930 (auch u.d.T. Berge von Schaum, 1922); Wilde: Werke hg. v. Z., 2 Bde. 1930; Die Aufrichtung der Menorath, Entwürf e. Pantomime 1930; Knaben und Männer, En. 1931; Mädchen und Frauen, En. 1931; Die Vriendt kehrt heim, R. 1932; Spielzeug der Zeit, En. 1933; Die Aufgabe des Judentums, zus. m. L. Feuchtwanger 1933; Bilanz der deutschen Judenheit. 1933, 1934 (erw. 1960, 1964); „Das Spiel vom Herrn und vom Jockel“ (in: „Das Wort“, 1938, H. 5); Versunkene Tage, R. 1938 (u.d.T. Verklungene Tage, 1950); The living thoughts of Spinoza, hg. v. Z. 1939; Bonaparte in Jaffa, Dr. 1939; Austreibung 1744 oder Das Weihnachtswunder, Spiel 1946; Der Typus Hitler 1947; Allerleirauh, En. 1949; Stufen, En. 1949; Die Kulturschaffenden und der Kampf um den Frieden, 1949; Über den Nebeln, N. 1950; Fahrt zum Acheron, Einl. zu einem Ber. v. Hilde Huppert 1951; Der Elfenbeinfächer, Nn. 1952; Ausgewählte Novellen, 2 Bde. 1953-1955; Der Regenbogen, Nn. 1955; Soldatenspiele, Stücke 1956; Früchtekorb, Jüngste Ernte, Aufs. 1957; Fünf Romanzen, biblioph. Ausg.1958; Essays, 1959 (Literatur u. Theater); Vorw. zu: Sandbergs satir. Zeitgeschichte,1960; Novellen, vollst. Zusammenfassg. 1907-1955, 2 Bde. 1961; Baruch Spinoza,Ess. 1961; Traum ist teuer, R. 1962; Jahresringe, G. u. Sp. 1964; Aufsätze zu Krieg und Frieden, 1967; Über Schriftsteller, Ess. 1967; S. Freud u. A.Z.: Briefwechsel, 1968; Der Briefwechsel zwischen L. Fürnberg u. A.Z., 1978. – Ausgewählte Werke in Einzelausgaben, 16 Bde., 1957 bis 1967.

Lit.: Sinn und Form, Sonderh. A.Z., 1952 (m. Bibl.); J. Rudolph, 1955; P. Huys, Diss. Cent 1959; P.M. Toper, Moskau 1960; E. Hilscher, 1962 u. 31973; A.Z. – E. Almanach, 1962; E. Kaufmann, A.Z.s Weg z. Roman, 1967; Bibl.: Z.V. Zitomirskaja, Moskau 1961.A. Z. 1887-1968. Werk u. Leben in Dokumenten u. Bildern, hg. v. G. Wenzel 1978 (m. Mitteilungen aus d. R.-Fragm. „Das Eis bricht“ u. aus „Freundschaft mit Freud“, Bibl.).