Wissenschaftliche Fachtagung „Der Danziger Paramentenschatz. Wiederentdeckung, Erinnerung und Erforschung“

Vom 5. bis 8. Oktober 2022 richtete die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen in Danzig eine wissenschaftliche Fachtagung zum Danziger Paramentenschatz aus.

Unter den textilen Kunstwerken des späten Mittelalters ist es den Paramenten aus der Danziger Marienkirche gelungen, nicht zuletzt aufgrund ihrer herausragenden Qualität und ihres umfangreichen Bestandes, in den vergangenen Jahren das Interesse der Forschung zu finden. War es vor allem die Kunstgeschichte, die sich mit Fragen ihrer Herkunft, ihrer Datierung und Ikonografie beschäftigte, sollte die von der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen ausgerichtete Tagung als interdisziplinäres Forum nicht nur Vertreterinnen und Vertreter der Kunst- und Textilwissenschaften zum Dialog einladen, sondern auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die den Kontext zur Stadt- und Kirchengeschichte in den Vordergrund stellten. Auch Theologen, die die Funktion der Paramente mit Blick auf Liturgie und Symbolik untersuchten sowie Kulturschaffende der Gegenwart, die den Horizont auf plurale Erinnerungs- und Geschichtskultur erweiterten, waren eingeladen. Vor Ort wurde jedoch nicht nur dem Genius Loci der Vergangenheit auf den Grund gegangen, sondern angesichts der originalen Ausstellungsstücke im Danziger Nationalmuseum die Möglichkeiten für bilaterale Kooperationen in den Blick genommen.

THOMAS KONHÄUSER, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter der Kulturstiftung, begrüßte zu Beginn alle Referierenden und Teilnehmenden sowie die Schirmherrin der Tagung, Generalkonsulin und Staatsministerin a.D., Cornelia Pieper. Mit ausdrücklichem Dank wandte er sich auch an die ökumenische Ordensgemeinschaft der Heiligen Brygida, die ihr Tagungs- und Gästehaus in Danzig-Oliva zur Verfügung stellte. Gleichermaßen dankte Thomas Konhäuser auch der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, mit deren Unterstützung die Tagung realisiert und der von der Kulturstiftung gepflegte, internationale Diskurs erst möglich wurde. Thomas Konhäuser hob die Bedeutung des wissenschaftlichen Austausches als völkerverständigende Maßnahme hervor, die ähnlich einem Brückenpfeiler eine wichtige Stützfunktion für die bilateralen Beziehungen übernimmt. Die völkerverständige Kraft der Wissenschaftskommunikation vermag auch in Zeiten von politischen Turbulenzen Brücken zu bauen.

Im Anschluss hieß der Initiator der Tagung, STEFAN SAMERSKI (Berlin/München), die Generalkonsulin und alle Teilnehmenden herzlich willkommen. Als Theologe war es ihm eine besondere Freude, dass eine Tagung zu den Danziger Paramenten nicht nur in Danzig, sondern auch in einem kirchenhistorisch so bedeutenden Stadtteil wie dem ehemals selbstständigen Oliva realisiert werden konnte. Allen Ortsunkundigen verhalf er nebenbei zu einer ersten Orientierung, indem er auf die Nähe zur Kathedralkirche in Danzig-Oliva verwies und das Tagungshaus als Teil einer ehemaligen Hofanlage des dortigen Zisterzienserklosters einordnete. Stefan Samerski beschrieb die ersten Überlegungen zu einer Tagung über Paramente, die bis zur Realisierung einige Jahre reifen sollten und nun über die Kunstgeschichte hinaus in die benachbarten Disziplinen getragen werden. Als interdisziplinäre Veranstaltung bringt die Tagung wieder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen, deren Vorreiter bereits in den 50er Jahren den trennenden Gedanken von „hüben und drüben“ hinter sich gelassen haben.

Als Vertreterin des Auswärtigen Amtes griff CORNELIA PIEPER den völkerverständigenden Aspekt des wissenschaftlichen Austausches auf. Sie bedankte sich bei der Kulturstiftung und bei allen aus Nah und Fern angereisten Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die Entscheidung, die Tagung in Danzig stattfinden zu lassen und sich dafür auf den mitunter längeren Weg gemacht zu haben. Die damit verbundene Wertschätzung geht einher mit einer wichtigen Pflege der deutsch-polnischen Beziehungen. Aus zivilgesellschaftlicher Perspektive lässt sich zurzeit ein großes Maß an Übereinstimmung bei allen wichtigen Themen der bilateralen Zusammenarbeit verzeichnen. Es ist aber vor dem Hintergrund der Kriegsgeschehnisse noch wichtiger als zuvor, dass das polnische Engagement für die Geflüchteten aus der Ukraine von Deutschen gesehen und unterstützt wird.

Auch die polnische Jugend, die sich im Schüleraustausch engagiert oder die polnische Leistung beim Denkmalschutz, etwa von deutschen Friedhöfen, sollte deutlicher anerkannt und unterstützt werden. Wichtig ist, dass angesichts einer zu beobachtenden, einseitigen Berichterstattung, keine falschen Schlüsse gezogen werden und kein „Auseinanderdividieren“ stattfindet. 50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Polen, Frieden und Versöhnung in diesem Teil des europäischen Hauses müssen gewürdigt und gefeiert werden. Auf dieser Basis lassen sich auch aktuelle Fragen, wie die nach der Kulturgüterrückführung, leichter beantworten.

Im Anschluss an Cornelia Pieper wurde die Tagungsgemeinschaft von ERNST GIERLICH, Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung, begrüßt. In seiner Ansprache stellte er die Arbeitsgebiete der Kulturstiftung vor und ließ ihre langjährige Kompetenz bei Fragen zu Forschungs- und Vermittlungsaufgaben im ostmitteleuropäischen Raum deutlich werden. Auch Gierlich war dankbar über die Möglichkeit, die Tagung wieder in Präsenzform und in Danzig stattfinden zu lassen – eine Stadt, die als besonderes Zentrum und Glanzstück des Aufgabengebiets gelten darf. Von den Danziger Paramenten lassen sich viele Rückschlüsse auf grenzüberschreitende Verständigungen ziehen. Über den wirtschaftlichen Aspekt hinaus kann untersucht werden, auf welche Art und Weise Menschen unterschiedlicher Nationalitäten ihre Interessen und Räume verflochten haben. Neben den kunsthistorischen Forschungen gilt es nun, mit multiperspektivischem Blick, auch sozial- und wirtschaftshistorische Bedingungen sowie die mit den Paramenten verbundenen Frömmigkeitsaspekte genauer in den Blick zu nehmen. Es kann als Glücksfall beschrieben werden, dass ein solch einzigartiger Bestand an textilen und liturgischen Kunstwerken sich erhalten hat, auch wenn der Bestand aufgrund der tragischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts auseinandergerissen wurde. Gerade dieser Umstand bietet in der jetzigen Zeit die Chance, dass nicht nur in Danzig selbst, sondern auch in anderen Orten in Polen, Deutschland und darüber hinaus Forscherinnen und Forscher unterschiedlicher Fachrichtungen den Paramentenschatz untersuchten. Vor diesem Hintergrund entstand die Idee zu einer gemeinsamen, internationalen Fachtagung, die von Stefan Samerski konzipiert und trotz widriger Umstände, Covid-19-Pandemie inbegriffen, schlussendlich bis zur Realisierung verfolgt wurde. Mit Dankesworten leitete Ernst Gierlich über zum ersten Vortrag, der als Keynote mit dem Thema „Danzig als Zentrum transregionalen künstlerischen Austauschs an der Schwelle zur Neuzeit“ in das Thema einstimmte.

GERHARD WEILANDT (Greifswald), Lehrstuhlinhaber für Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Mittelalter, Kunst- und Kulturgeschichte des Ostseeraums, gab einen Überblick über die räumlichen und funktionalen Kontexte des Hanseraumes. Danzigs Stellung als prosperierende Handelsstadt bestimmte an der Schwelle zur Neuzeit die Identität ihrer Bürgerschaft. Wohlhabende Kaufleute verfügten über internationale Netzwerke, vereinten sich in Bruderschaften und generierten sich zu standesbewussten Auftraggebern. Allein an der Baugeschichte und Ausstattung der Danziger Marienkirche, die als größte Backsteinkirche der Welt beschrieben wird, lässt sich ein Handelsnetz erkennen, dessen Fäden bis nach China gesponnen waren. Dass weltoffene, hansische Identitäten keinen stilistisch geschlossenen Kunstraum bildeten, sondern vor dem Hintergrund eines stetigen Kulturtransfers häufiger neuen Modetrends folgten, untermauerte er mit Bildbeispielen von frühen englischen Alabasterarbeiten bis zu sakralen, goldfarbenen Textilien auf Retabeln des späten 15. Jahrhunderts. In seinem Vortrag fokussierte sich Weilandt auf die Altäre der Marienkirche und folgte dabei den Spuren eines ihrer Meisterwerke: Hans Memlings Weltgerichtsaltar, gemalt in Brügge um 1467, heute im Danziger Nationalmuseum. Der Auftraggeber, Angelo Tani (1415-1492), arbeitete als Gesandter der Medici in Brügge, Europas Finanz- und Handelszentrum an der Schwelle zur Neuzeit. Memlings Jüngstes Gericht, für Florenz vorgesehen, sollte bekanntermaßen seinen ursprünglichen Bestimmungsort nie erreichen, denn das Schiff, mit dem das Kunstwerk 1473 nach Italien transportiert werden sollte, wurde wiederrum von einem der größten Schiffe der damaligen Zeit, der Peter von Danzig, gekapert und nach Danzig verbracht. Trotz jahrelanger Querelen, Verhandlungen und auch Teilzahlungen verblieb es in Danzig und wurde als Altar der St. Georgs-Bruderschaft eines der bekanntesten Werke der Kunstgeschichte.

Nach der abendlichen Keynote eröffnete am nächsten Tag HANNA BIGOS, Vertreterin der Marienkirche, den ersten Tagungstag. Sie übermittelte die Grußworte der Gemeinde und ihres leitenden Pfarrers, Prälat Ireneusz Bradtke. Dabei schlug sie einen Bogen von der Danziger Innenstadt nach Oliva und tat es Arthur Schopenhauer gleich, der nahe der Marienkirche geboren wurde, aber seine Kindheit auf dem großväterlichen Hof in Oliva verbracht hatte. Hanna Bigos stellte außerdem das Programm vor, dass die Tagungsgesellschaft bei ihrer Besichtigung der Marienkirche am letzten Tagungstag erwarten sollte und vermittelte einen ersten Eindruck vom neuen Multimedia-Studio der Marienkirche.

STEFAN SAMERSKI übernahm im Anschluss die Tagungseinführung, erläuterte das Konzept und hob dabei die Bedeutung der Kontextualisierung für die Paramentenforschung hervor. Der Blick auf die Paramente sollte nicht allein ein kunsthistorischer sein, sondern alle historischen Disziplinen einbeziehen. Die Tagung war von ihm sowohl interdisziplinär als auch epochenübergreifend konzipiert; ein wichtiges Forschungsdesiderat, wie das der Geschichte der Paramente während und nach dem Zweiten Weltkrieg, werde als Thema in den Sektionen „Museumskultur“ und „Plurale Erinnerungs- und Geschichtskultur“ behandelt. Ziel der Tagung sei es auch, der „Lebensgeschichte“ der Paramente näher zu kommen und sich über ihre Restaurierungen sowie über ihre aktuellen Museumspräsentationen, digital und analog, auszutauschen.

Das erste Panel unter dem Titel „Der Danziger Kontext“ wurde von TOMASZ TORBUS (Danzig/Gdańsk) eingeleitet. Der Absolvent der Universität Hamburg blieb der Hanse treu, lehrt heute an der Danziger Universität und behandelte die Stellung der Stadt an der Wende des 15. zum 16. Jahrhunderts. Er beschrieb Danzig als weitgehend autonome Republik, de facto ein Stadtstaat innerhalb des polnischen Königreiches. Politik, Kunst und Architektur Danzigs am Ausgang des Mittelalters waren durch ihre Lage an der Ostsee bestimmt. Mit einem der größten Umschlaghäfen Europas war die Stadt mehr mit dem Ostseeraum als mit dem binnenländischen Königreich verbunden. Eine eigene Münzprägung und Gerichtsbarkeit, eine Bürgerwehr und selbständige diplomatische Vertretungen trugen zur Eigenständigkeit bei und stützten die Vermittlerrolle, die die Stadt auch für die nächsten 200 Jahre übernehmen und ihr Wohlstand und Reichtum bringen sollte. In diesem Zusammenhang warnte Torbus vor einer nationalen Kontaminierung Danzigs, die sowohl für die deutsche als auch für die polnische Geschichtsschreibung festgestellt werden kann. Die komplexe Stadtgeschichte sah Torbus verwoben mit der Geschichte des Deutschen Ordens und seiner rivalisierenden Beziehung zur Stadt Danzig und zum Königreich Polen. Eine Einverleibung in die jeweilige Geschichtsschreibung erschien ihm überholt und unhaltbar. Obwohl Mitte des 15. Jahrhunderts die Mehrheit der 25.000 Einwohner, wie Torbus es ausdrückte, deutscher Zunge waren, wurde mit dem Danziger Plattdeutsch eine Sprache gesprochen, die auch durch ihre kaschubischen Einflüsse als eigenständige Sprache gelten darf. Folgenreiche Geschehnisse und Entwicklungen, wie die Schlacht bei Tannenberg von 1410, die städtische Gesetzgebung zur Limitierung von Turm- und Traufhöhen, die Befreiung von der Deutschordensherrschaft 1454 sowie die Aufnahme in das polnische Königreich unter Gewährung einer erheblichen Autonomie, führten die Hafenstadt zu Unabhängigkeit, Prosperität und zur Blütezeit der spätgotischen Kunstlandschaft. Im abschließenden Teil seines Vortrages beschäftigte sich Torbus mit der klassischen Frage nach der Zuschreibung und Identifizierung von Danziger Künstlern. Bei der Auswertung von um 1500 datierten Schriftstücken wurde er auf einen Künstler namens Carpentarius aufmerksam. Obwohl die Quellenlage noch nicht ausreichend erforscht ist, unternahm Torbus den Versuch, diesem Architekten aufgrund stilistischer Vergleiche die Danziger Franziskanerkirche (Annakapelle) sowie zwei weitere Kirchen in Warschau und Wilna zuzuschreiben. Die einzigartige künstlerische Entwicklung Danzigs, resümierte Torbus, konnte sich noch bis in das späte 16. Jahrhundert fortsetzen, als es mit Bauten wie dem Grünen Tor zu einem Zentrum des Manierismus avancierte. Im Sog polnisch-schwedischer Auseinandersetzungen nahm ab 1569 die künstlerische Bedeutung im gleichen Maße ab, wie der Bau von Fortifikationen an Bedeutung gewann.

Die Folgen der Reformation für Gesellschaft und Kirche wurden anhand eines Vortrags von SŁAWOMIR KOŚCIELAK (Danzig/Gdańsk) deutlich. Der Geschichtswissenschaftler von der Universität Danzig und Präsident der Uphagen-Gesellschaft skizzierte zunächst die Voraussetzungen für den Beginn der Reformation. Danzig um 1520 war eine der größten Städte im nördlichen Europa und hatte als solche zwar internationale, gewinnbringende Verbindungen, kämpfte aber mit Begleiterscheinungen eines Bevölkerungswachstums wie der zunehmenden Verarmung der unteren und mittleren Bevölkerungsschichten. Die traditionellen Verbindungen nach Deutschland brachten neben Handelsgütern auch die Lehren Martin Luthers mit in die Stadt. Insbesondere eine junge, teils in Wittenberg ausgebildete Generation, stand der neuen religiösen Bewegung aufgeschlossen gegenüber und verbreitete die Schriften Luthers in der Bevölkerung. Gleichzeitig war der prozentuale Anteil katholischer Würdenträger an der Gesamtbevölkerung überraschend klein. Ein Vergleich mit Städten wie Lübeck, Hamburg und Krakau ergab für Danzig einen deutlich geringeren Anteil von Priestern, Mönchen und Ordensschwestern. Auch war die religiöse Diskussion in Danzig mindestens so wichtig wie die gewollte, politische Auseinandersetzung im Kampf gegen Handelsgesellschaften und herrschende Obrigkeiten. Den Danziger Klerus beschrieb Kościelak als isoliert, mehr mit der Pflege von Kirchen, Klöstern, Altären und Jenseitsvorstellungen als mit öffentlicher Seelsorge und Armutsbekämpfung beschäftigt. Zwar wurde 1526 der „Danziger Aufruhr“ noch mit Hilfe des polnischen Königs Sigismund des Ersten niedergeschlagen, doch mit Wirken Pankratius Klemmes (um 1475-1546), Prediger an der Marienkirche und Anhänger Luthers, gewann die Reformation an Bedeutung. Schließlich wurde 1557 unter Sigismund II. Augustus die Religionsfreiheit eingeführt und zahlreiche Schulen, Hospitäler und sogar Kirchen und Klöster von Protestanten übernommen. Aus einer von Sławomir Kościelak erstellten Bevölkerungsstatistik ließ sich bis Mitte des 17. Jahrhunderts ein Anstieg der protestantischen Bevölkerung auf bis zu 87,8 Prozent ablesen. Konsequenzen dieser Entwicklung waren zunächst eine innen- wie außenpolitische Stärkung Danzigs. Eine einzigartige Beförderung der Wissenschaft sowie eine Verbreitung des Calvinismus konstatierte Kościelak ebenfalls. Gleichzeitig begünstigte diese Entwicklung ein vermehrtes Streben der Bürgerschaft nach Kultur und Bildung, ablesbar in der steigenden Zahl von höheren Schulen, Druckereien sowie Buch- und Verlagsanstalten. Die zunehmende, religiöse Durchdringung des privaten und gesellschaftlichen Lebens führte 1567 zur Gründung eines „Geistlichen Ministeriums“, das zusammen mit dem Stadtrat kirchliche Vertreter und ihre Positionen kontrollierte. Katholiken war der Zugang zu Danziger Ämtern und Gilden so lange verwehrt, bis ihre Unterstützung durch königliche und kirchliche Kräfte von außen gelang. Mit dem zunehmenden Konflikt zwischen Lutheranern und Calvinisten sowie der Genehmigung zur Gründung eines außerhalb der Stadtmauern gelegenen Jesuitenkollegs bahnte sich zum Ende des 16. Jahrhunderts die Gegenreformation an.

JACEK FRIEDRICH (Danzig/Gdańsk), Direktor des Danziger Nationalmuseums und Lehrbeauftragter für Kunstgeschichte ebendort, sprach zunächst eine herzliche Einladung ins Nationalmuseum aus, um dann den Schwerpunkt von der Stadt- auf die Objektgeschichte zu verlegen. Nach kurzer Vorstellung des Nationalmuseums, zu dessen Sammlung Hans Memlings Weltgericht gehört, eröffnete er den Blick auf den Bestand der Danziger Paramente, die sich mit einer Anzahl von 191 Objekten vor Ort erhalten haben. Friedrich unterstrich die Bedeutung der Paramente für Danzig und für das Nationalmuseum und sprach die Hoffnung aus, dem Publikum in absehbarer Zeit eine größere Auswahl präsentieren zu können. Aufgrund von Platzmangel ist die aktuelle Präsentation im Obergeschoss des Museums auf wenige Stücke limitiert. Als Museumsdirektor sei es sein Traum, die Kunstwerke der Marienkirche in einer gemeinsamen Ausstellung zu vereinen. Planungen zur baulichen Erweiterung des Museums seien aufgrund der gegenwärtigen, unsicheren Finanz- und Sicherheitslage eingestellt worden. Mit Verweis auf eine dreibändige Publikation, die die vollständige Ansicht des Danziger Paramentenbestandes bieten wird, leitete er zum Forschungsprojekt „Danziger Paramente in Warschau“ über.

MONIKA STACHURSKA (Warschau/Warszawa), Textilrestauratorin und Dozentin an der Akademie der Schönen Künste, gab einen Überblick über Ziele und Inhalte des Forschungsprojekts, das fachübergreifend bei verschiedenen Instituten und Forschungseinrichtungen angesiedelt ist und mit einem vierbändigen Bestands- und Ausstellungskatalog abschließen wird. Von den 541 Objekten, die in den 1930er Jahren unter Walter Mannowsky, damaliger Direktor der städtischen Kunstsammlungen Danzigs, erfasst wurden, haben sich 191 Objekte im Danziger Nationalmuseum erhalten. Zu verstehen sind darunter u.a. Chormäntel, Kaseln und Dalmatiken (Obergewänder), Alben (Untergewänder), Amikten (Schultertücher), Stolen, Manipel (Unterarmtücher) und 42 Altartücher, die den größten Einzelbestand bilden. Ergänzend zu Forschungen der letzten Jahre, u.a. von Beata Sztyber und Birgit Borkopp-Restle, sind von 2014 bis 2018 die Bestände neu inventarisiert, restauriert und digitalisiert worden. In ihrer Präsentation zeigte Monika Stachurska eindrucksvolle Detailaufnahmen und beschrieb eine Fülle an tierischen und pflanzlichen Motiven bei vielfältiger Stoffmaterialität. Der Projektleiterin, Helena Hryszko, dankte sie für die Erstellung eines systematischen Katalogs, mit dem erstmalig charakteristische Motive, Muster sowie Web- und Nähtechniken analysiert und verglichen werden können. Den Fragen nach der Herstellung und Zusammensetzung von Stoffen, Farben und Fäden ging sie ebenfalls nach und beschrieb beispielsweise das sog. Häutchengold als feinste, mit Blattgold überzogene Tiermembrane. Abschließend betonte Monika Stachurska die Bedeutung des Projektes und dass mit neuen, naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden und unter Zuhilfenahme moderner Makro-Fotografie das Wissen über die Danziger und anderer Textilbestände auf ein aktuell höchstmögliches Niveau gehoben werde.

JULIANE VON FIRCKS (Universität Jena) eröffnete das zweite Panel des Tages, das mit „Paramentenbestände in komparativer Perspektive“ überschrieben war. In ihrem Online-Vortrag „Die mittelalterlichen Paramente in Stralsund“ stellte die Professorin der Friedrich-Schiller-Universität die liturgischen Gewänder aus der Stralsunder Nikolaikirche vor. Zwar gehören die Stralsunder Paramente zu den weniger bekannten Textilschätzen, auch ist ihr Bestand deutlich kleiner als der Danziger, doch befinden sich die inventarisierten 39 Objekte in einem so guten Erhaltungszustand, dass allein schon ihre Authentizität und Aussagekraft eine Erforschung rechtfertigt. Die Geschichte der Stralsunder Paramente beginnt etwas früher als die der Danziger, ein Umstand dessen Gründe in der früheren Stadtentwicklung Stralsunds zu suchen sind. Juliane von Fircks konzentrierte sich in ihren Ausführungen auf Werkbeispiele des 15. Jahrhunderts, um eine vergleichende, systematische Perspektive einnehmen zu können. Durch die Stellung St. Nikolais als Hauptpfarrkirche Stralsunds seien zudem weitere Analogien zur Danziger Marienkirche gegeben. Von Fircks konstatierte, dass innerhalb der Sammlung zwar nur 17 Gewänder zu verzeichnen sind, sich aber unter diesen Gewändern eines der frühesten Beispiele aus dem 13. Jahrhundert erhalten habe. In diesem Zusammenhang erwähnte sie den Kleriker Franz Bock, der im 19. Jahrhundert als Sammler nicht von Gewändern, sondern von historisch-christlichen Stoffen die unrühmliche Rolle eines Schneiders übernahm, indem er besonders wertvolle Stoffteile aus den Paramenten herausschnitt. Im weiteren Verlauf konzentrierte sich von Fircks auf die Fragen nach der Herkunft der Stoffe, ihres Transports und ihrer weiteren Verarbeitung. Dass die Stoffe, in Bahnen gelegt, mit Wachs in Behältnissen verschlossen, aus verschiedensten Herkunftsregionen stammten, sich mit den sog. Panni Tartarici auch ein großer Bestand im Mongolenreich aber auch in China, Persien, Spanien und Italien verorten lasse und über die Seidenstraße, aber auch über den Seeweg und weiter über Brügge oder Venedig das europäische Festland erreichten. Auch dass im Grunde von hybriden Kunstwerken gesprochen werden kann, da sie eine weitere Verarbeitung vor Ort erfuhren, konnte von Fircks nachweisen. So sei ein Großteil der Samt- und Seidenstoffe mit einem Leinengewebe gefüttert, das ortspezifische Merkmale beinhalte, wie beispielsweise eine für Danzig typische Blaufärbung. Mit Fragen der Ikonografie und Ikonologie kam Juliane von Fircks zum Schluss ihres Vortrages. Während aufgearbeitete Stickereien und Applikationen häufig Heiligen-, Anbetungs- oder Kreuzigungsdarstellungen zeigten, offenbarten die Stoffe eine Vielfalt an Motiven, die weit über die christliche Symbolik herausreichen. Vegetabiles Dekor wie Ranken und Palmettenblüten sei ebenso zu finden, wie mit Gold- und Lederfäden eingewebte Tiere (Löwen, Hunde, Papageien etc.) oder Schriftzeichen, die auf den ersten Blick einen Ursprung in China, Persien oder der Mongolei vermuten lassen. Doch weisen diese kalligraphischen Formen weniger auf ihren Herkunftsort hin, sondern deuten mit der Verwendung von Pseudo-Schriftzeichen vielmehr eine Mode an, die auch für die südeuropäische Weberei an der Schwelle zum 15. Jahrhundert festgestellt werden kann. Abschließend wies Juliane von Fircks noch auf eine Besonderheit hin: Stempelabdrücke, die sich auf den aus dem Mongolenreich importierten Seidenstoffen (Panni Tartarici) finden lassen, seien keine Zoll- oder Steuerkennzeichen, sondern Gütesiegel, die die hohe Qualität des Produktes und seines Herstellungsverfahrens zertifizierten.

Mit HEIKE-KATHRIN REMUS (Stiftung Stadtmuseum Berlin) rückte die Museums- und Ausstellungskultur von Textilien in den Vordergrund. Die Leiterin der Mode- und Textilsammlung berichtete über „Historische brandenburgische Paramente im Stadtmuseum Berlin“ und vermittelte den Zuhörerinnen und Zuhörern einen Einblick von der klassischen Museumsarbeit mit den Paramenten vor Ort. Ihren Vortrag hatte sie in drei Abschnitte gegliedert: nach einer Bestandsübersicht mit Erläuterungen zu Fragen der Konservierung, Provenienz und Präsentation stellte sie in einem zweiten Teil ausgewählte Sammlungsstücke vor, um in einem abschließenden Part auf ein konkretes, aktuelles Restaurierungsbeispiel einzugehen. Im ersten Schritt stellte die Referentin das Haus und seine Sammlung vor. Hervorgegangen aus dem 1874 gegründeten Brandenburgischen Provinzialmuseum, das 1908 als Märkisches Museum neu eröffnet wurde, wird es seit 1996 als Stiftung Stadtmuseum Berlin geführt. Das Museum verfügt über mehrere Außenstellen, zu denen u.a. die Nikolaikirche, das Knoblauchhaus und das Ephraim-Palais gehören. Stammsitz des Museums ist das historische Märkische Museum im Köllnischen Park in Berlin-Mitte. Während der gesamte Sammlungsbestand bisher nur geschätzt werden konnte (über 4 Millionen Objekte), ist der Bestand der textilen Sammlung mit ca. 14.000 dreidimensionalen Objekten fast vollständig inventarisiert und digitalisiert. In Bearbeitung befindet sich der Teilbestand der sog. Flachware, der ca. 40.000 Dokumente umfasst und Fotografien und Modezeichnungen zum Schwerpunkt hat. Innerhalb der Sammlung zählt der Paramentenbestand ca. 100 Objekte, inklusive fragmentarisch erhaltener Stücke und sonstiger Textilien wie Prozessionsfahnen, Behänge, Sargtücher und Klingelbeutel. Der Bestand rekrutiert sich aus dem gesamten Gebiet der Mark Brandenburg und ist überwiegend Ende des 19. Jahrhunderts, mit der Abkehr vom Barock und einer Hinwendung zur neugotischen Überformung, in das damalige Provinzialmuseum überführt worden. Im Gegensatz zu den Danziger und Stralsunder Paramenten handelt es sich bei den Exemplaren im Stadtmuseum Berlin nicht um liturgische Textilien großer Kirchen wohlhabender Hansestädte, sondern um textile Bestände kleinerer Dorfkirchen, deren stofflicher Ursprung häufig unklar, eher im Brandenburgischen und weniger in den bisher genannten Herkunftsgebieten zu suchen sei. Weiter ging Remus auf die Lagerung der Paramente ein, die im Moment in handgefertigten, säurefreien Kartonagen staub- und lichtgeschützt, allerdings nicht klimatisiert, aufbewahrt werden können. Auch verlange der Schutz gegen Schadinsekten eine große Beachtung, ein größerer Befall konnte bislang dank einer Entwesungsreinrichtung, die mit Stickstoff angereichert werde, verhindert werden. Mit gegebenen und beantragten Mitteln gäbe es Hoffnung, in Zukunft alle Räume klimatisieren und den Bestand noch besser schützen zu können. Zur Präsentation der Paramente verwies Heike-Kathrin Remus u.a. auf die Nikolaikirche in Berlin-Mitte, in deren Sakristei Kaseln, Altar- und Messtücher auf Ständern montiert oder in Schubladenschränken und auf Lochblech gelagert, gezeigt werden. Zu den ältesten Objekten, die Remus vorstellte, gehörte eine Samtkasel mit Besatz des 14. Jahrhunderts aus der Nikolaikirche in Berlin-Spandau, eine Goldstoffkasel aus Trechwitz bei Lehnin (Besatz um 1400, Kasel um 1500 datiert), eine Prozessionsfahne des 15. Jahrhunderts aus Pechüle bei Treuenbrietzen und ein Antependium aus Lindenhagen bei Prenzlau, um 1500 datiert. Da die Goldstoffkasel u.a. mit Gold überzogene Lederfäden aufweise, werden in der jüngeren Forschung Parallelen zu den Panni Tartarici diskutiert. Abschließend beschrieb Remus anhand zweier Berliner Kaselfragmente den Vorgang einer Textilrestaurierung, deren Ergebnisse zu einer Herkunftsbestimmung im Kontext der Danziger Paramente geführt haben.

Warum in Berlin ein weiterer, noch größerer Bestand an Danziger Paramenten zu finden ist, konnte KATRIN LINDEMANN, Sammlungsleiterin für Mode, Textil und Schmuck am Berliner Kunstgewerbemuseum erklären. In ihrem Vortrag vermittelte sie eine Bestandsaufnahme unter besonderer Berücksichtigung der Provenienzen. Die Bearbeitung der Berliner Paramente sei erst- und letztmalig unter Leonie von Wilckens erfolgt, eine der ersten Kunsthistorikerinnen mit Forschungsschwerpunkt in der textilen Kunstgeschichte. Katrin Lindemann thematisierte zunächst die musealen Voraussetzungen, die 1867 mit der Gründung des Deutschen Gewerbe-Museums zu Berlin begannen, das wiederum von der 1852 erfolgten Gründung des heutigen Victoria and Albert Museums in London inspiriert worden war. Eine heutzutage für selbstverständlich gehaltene Sammlung an handwerklich, maschinell oder industriell hergestellten Gebrauchsgegenständen war zu damaliger Zeit ein Novum und hatte zuvorderst als Mustersammlung eine Geschmacksbildung und Verbesserung der Handwerkerausbildung zum Ziel. Die rasch wachsende Textilsammlung folgte wirtschaftlichen Interessen: Gewebe, Gewirke, Stoff- und Rapportmuster, Kataloge, Zubehör und Handwerkszeug sowie entsprechende Fachliteratur wurden (groß-)zügig erworben. Durch die Auflösung mittelalterlicher Kirchenschätze gelangten weitere sakrale Textilien in die Sammlungsbestände. Bereits 1889 verzeichnet die Textilsammlung 11.000 Objekte, darunter Paramente aus der Danziger Marienkirche, 1875 im Inventarbuch eingetragen. Eben für dieses Jahr beschreibt Walter Mannowsky im ersten Band seines Kataloges zum Danziger Paramentenschatz einen Verkauf von 250 Stücken zum Preis von 1777 Mark an das Berliner Kunstgewerbemuseum. Heute bildet dieser Bestand einen wichtigen Teil der Berliner Stoffsammlung. Im weiteren Verlauf ihres Vortrags konzentrierte sich Katrin Lindemann auf gemalte Stoffe und zeichnerische Ergänzungen. So zeigte sie das wohl bekannteste und am häufigsten publizierte Sammlungsstück des Kunstgewerbemuseums aus dem ehemaligen Danziger Bestand: das Fragment eines Seidenbrokats, betitelt mit „Papageien in Zwölfecken“ aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. In diesem Zusammenhang kündigte sie die Dissertation einer Schweizer Kunsthistorikerin an, die sich dem Thema der historischen Stoffmalerei ausführlich widmen wird. Zum Ende ihrer Ausführungen kam Lindemann auf das besondere Thema der Dubletten und ihres Verkaufs oder Tausches zu sprechen. Das Zerteilen von Stoffen oder Herausschneiden einzelner Teile sei nicht nur eine Eigenart des Sammlers Franz Bock gewesen, sondern ziehe sich auch durch die Sammlungsaktivitäten des Berliner Kunstgewerbemuseums. So seien mit dem Verkauf von Stoffdubletten beträchtliche Verkaufserlöse erzielt worden. Wie schon von Gerhard Weilandt vorgetragen, konnte bereits zur Entstehungszeit der Wert eines 1-Quadratmeter großen Seidenstoffes mit und ohne Edelmetall dem Wert eines Hauses entsprechen. Gleichzeitig konnte mit dem Tausch von Dubletten die Sammlung vergrößert oder einzelne Teile sinnvoll ergänzt werden. Ein Ende des 19. Jahrhunderts hergestellter Katalog, als Stoff-Sammlung mit abgebbaren Dubletten erhalten, belege eindrucksvoll die wirtschaftlichen Aktivitäten zur Erhöhung des eigenen Ankaufsetats. Abschließend ermöglichte Katrin Lindemann noch einen Blick in die historischen Ausstellungsräume der Jahrhundertwende, beschrieb die Verluste durch die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs und kündigte für 2024/2025 den Bau eines neuen Textildepots am Rande Berlins an.

Über die Bedeutung der Danziger Paramente nicht nur für ein Museum, sondern darüber hinaus auch für seine Stadtbevölkerung, sprach DAGMAR TÄUBE. Die Kunsthistorikerin ist Museumsdirektorin in Lübeck und leitet dort drei renommierte Institutionen: das St. Annen-Museum, das Museum Holstentor und die museal genutzte Katharinen-Kirche. Ihren Beitrag mit dem Titel „Die Danziger Paramente im St. Annen-Museum in Lübeck. Ihr Weg in die Sammlung und ihre Präsentation“ begann sie, indem sie die traditionell engen Beziehungen der beiden Hansestädte beschrieb. Darüber hinaus konstatierte sie, dass mit etwa 7000 Bürgern heute die größte Gemeinschaft der ehemals aus Danzig Vertriebenen mit ihren Familien in Lübeck lebt. Aus diesem Zusammenhang ergibt sich ein besonderes Verhältnis zum Danziger Paramentenschatz, der ein wichtiger Identifikationsbestandteil der neuen Heimat ist. Im St. Annen-Museum werden die Paramente als Dauerleihgabe der Union evangelischer Kirchen (UEK) in der EDK Hannover unter optimalen konservatorischen Bedingungen gelagert und unter strenger Licht- und Zeitkontrolle im mittelalterlichen Ausstellungskontext gezeigt. Dazu gehören die berühmten norddeutsche Schnitzaltäre und eine kleinere, sehr qualitätvolle Sammlung an Malerei des 15./16. Jahrhunderts. Im Bestand des St. Annen-Museums befinden sich knapp 100 Gewänder und Textilien, die von Kaufleuten oder Bruderschaften für den Gottesdienst und im Sinne einer guten „Jenseitsvorsorge“ gestiftet wurden. Die Paramente aus Danzig erreichten Lübeck sukzessive in den Nachkriegsjahren. Mit Hilfe des Danziger Pfarrers Gerhard Gülzow, später an der Lübecker Lutherkirche, konnte im Zweiten Weltkrieg ein großer Bestand rechtzeitig evakuiert und vor Schäden bewahrt werden. 183 Objekte wurden nach Thüringen gebracht, während weitere Exemplare einzelnen Familien und Gemeindemitgliedern mit auf die Flucht gegeben wurden. Die 183 Thüringer-Objekte gelangten zu DDR-Zeiten zurück nach Danzig, die restlichen knapp 100 Objekte wurden Gerhard Gülzow in den Nachkriegsjahren übergeben und gelangten, bis auf wenige nach Nürnberg verbrachte Exemplare (heute im Germanischen Nationalmuseum), über die Lübecker Marienkirche 1990 in den Bestand des St. Annen-Museums. Nach einer ersten, musealen Präsentation in der Paramentenkammer, werden seit 2019 ausgewählte Stücke unter optimierten, konservatorischen Klima- und Lichtbedingungen, in neuen Vitrinen und im Zentrum der Mittelalterausstellung präsentiert. Anhand von ausgewählten Werkbeispielen stellte Dagmar Täube die besondere Qualität der Gewänder dar. Durch die Reformation in Vergessenheit geraten und über Jahrhunderte unbenutzt, zeigen die Samt- und Seidenstoffe feinste Stickereien mit wertvollem Gold und Silberanteil. Zugleich und äußerst selten, haben sich durch ihre vergessene Lagerung die Farben der Stoffe und Stickereien sehr gut erhalten, so dass sich gewebte Muster und sogar Inschriften deutlich identifizieren lassen. Als besonders schönes Exemplar stellte Dagmar Täube ein Gewand mit Chormantelschild des Hl. Georg aus dem 3. Viertel des 15. Jahrhunderts vor. Es wurde von der Danziger Georgs-Bruderschaft gestiftet und zeichnet sich durch aufwändige, vollplastische Stickereien mit Gold-, Seiden- und Silberfäden aus. Im weiteren Verlauf erläuterte Täube sowohl den gesellschaftlichen als auch den liturgischen Hintergrund der Paramente und konnte eine zeremonielle Kleiderordnung zu besonderen Anlässen herausarbeiten. Unter Hinweis auf den Katalog „Der Danziger Paramentenschatz“ von Birgit Borkopp-Restle beendete Dagmar Täube ihre Ausführungen und resümierte, dass die Paramente und die vertriebenen Danziger nach wie vor als Brücken zwischen den Hansestädten Lübeck und Danzig eine wichtige Bedeutung haben.

Mit dem Vortrag von ANNA LENA FRANK (St. Annen-Museum Lübeck) blieb der Themenschwerpunkt weiter in Lübeck, da die Kunsthistorikerin „Gemalte Paramente auf den Lübecker Altären“ untersuchte und mit den realen Vorlagen in Diskurs setzte. Zunächst ermöglichte sie einen Blick in den Ausstellungssaal der Paramente, dem ehemaligen, mittelalterlichen Refektorium des Annenklosters. Um den Museumsbesuchern ein spürbares Bild von der Glaubenswelt des Mittelalters zu vermitteln, sind im selben Raum weitere Kirchenausstattungsgegenstände präsentiert. In unmittelbarem Dialog gesetzt wurde ein Chormantel des 15. Jahrhunderts mit einem Altar der Zirkelbrüder, einer Patriziergesellschaft, die der Kapelle der Zirkelgesellschaft ihren Namen gab (Katharinenkirche). Die Querverbindungen vom Gewand zum Altarbild führen eindrucksvoll vor Augen, wie essentiell die Paramente für die Liturgie waren. Anna Lena Frank zufolge waren die Gewänder die heimlichen Protagonisten in der spätmittelalterlichen Gottesdienstdarstellung. Anhand einiger Bildbeispiele konnte Frank nachweisen, wie mit Schablonen und viel Akribie die Muster und die Stofflichkeit der Gewebe dargestellt wurden. So wurde das beliebte Granatapfelmotiv, neben zahlreichen anderen Bedeutungen auch ein Symbol des Priestertums, mittels Schablonen im Rapport hergestellt. Um die besondere Textur der Brokatstoffe abbilden zu können, wurden Schraffuren und parallele Riffelungen eingesetzt, die das Gewand im Bild plastisch, beinahe wie genäht, erscheinen lässt. Dabei verhelfen die Paramente den Betrachtenden zu einer Distinktion zwischen ihren Trägern. Der rotgekleidete Kardinal ist als bekanntestes Beispiel sofort zu identifizieren, während sich Unterschiede zwischen messezelebrierendem Priester, helfendem Diakon oder betendem Mönch nur durch eine kenntnisreichere Betrachtung zu erkennen geben. Spannend ist auch die textile Destinktion zwischen Heiligen, bei der das Gewand zum Heiligenattribut werden kann. Eines der bekanntesten Kunstwerke des St. Annen-Museums, Hans Memlings Passionsaltar (1491), zeigt auf den Außentafeln nicht nur Johannes den Täufer im härenen Gewand, sondern auch den Schutzheiligen gegen Halsschmerzen, Heiliger Blasius, sowie den Kirchenvater Hieronymus und den Heiligen Ägidius. Als Bischof von Sebaste (Armenien) ist Blasius in vollem Ornat, mit Bischofshut, Stab und seinen klassischen Attributen, Kerze und Wollkamm, dargestellt. Mit der goldbestickten Mitra ist er als Bischof deutlich zu unterscheiden. Seine Kasel über der schlichten Albe ist mit kostbaren Apostelstickereien verziert und regt zu einem Vergleich mit der im Refektorium gezeigten Trauerkasel aus dem Danziger Paramentenschatz (Anfang 15. Jahrhundert) an. Im Kontext wird deutlich, dass die Paramente als nonverbales Kommunikations- und Distinktionsmittel dem Betrachtenden nicht nur Glaubensinhalt, sondern auch hierarchische Stellung der Heiligenfiguren deutlich machten. Durch einen Rundgang im St. Annen-Museum, so Anna Lena Frank, kann die Besucherin und der Besucher sich unmittelbar vor Augen führen, dass die Kunst im intermedialen Zwischenspiel in der Lage ist, Glauben zu stärken.

Das vierte Panel “Plurale Erinnerungs- und Geschichtskultur“ wurde von STEFAN CHWIN eingeleitet, Schriftsteller und Professor für Literatur an der Danziger Universität. Als Kind vertriebener Eltern thematisierte er seine Familiengeschichte, die er mit der Geschichte Deutschlands, Polens und Danzigs verknüpfte. Seinen Vortrag begann er mit dem Kriegsende, 1945, als seine Eltern Danzig erreichten. Vier Jahre später, 1949, wurde er in der Stadt an der Weichselmündung geboren. Sein Vater war aus Litauen vertrieben worden, seine Mutter und seine Großmutter aus Warschau. Stefan Chwin führte aus, dass bereits 1948 in Danzig 60 Prozent Mittelpolen lebten. Das Narrativ war, dass Danzig eine ehemalige deutsche Stadt gewesen sei, wo man sich gut niederlassen könnte. Späteren Zahlen zufolge waren 60.000 Deutsche zu diesem Zeitpunkt vertrieben worden. Nach Kriegsende wurde Danzig zu einer mononationalen Stadt aufgebaut, in der selbst die kaschubische Minderheit sich nicht mehr wiederfinden konnte. Auch ihre Straßennamen, wie die der deutschen, seien von den Kommunisten gelöscht und polonisiert worden. Ähnliche Maßnahmen waren vor dem Krieg von den Deutschen im Rahmen einer Germanisierung Danzigs durchgeführt worden, als man auf Orts- und Personennamen des Deutschen Kaiserreiches zurückgriff. Im weiteren Verlauf untermauerte Stefan Chwin auch anhand von polnischen Ortsnamen, die politisch motivierten Umbenennungen in der Zeit des Nationalsozialismus, die auch einem Zeitgeschmack (Vorliebe für preußisches Königreich oder deutsches Kaiserreich) unterlagen. Danzig, so führte Chwin aus, sei gewissermaßen ein Geschenk Stalins an Polen gewesen. Nicht weil er Polen mochte, hätte er es hergegeben, sondern weil er Deutschland schwächen wollte. Als Kind, so Chwin, wollte er, obwohl sie fast überall zu spüren war, die deutsche Geschichte nicht kennenlernen. Eine gewisse Fremdheit, die sich einstellte, wenn auf Steinen, Treppen oder Mauern wiederverwendete Steine mit deutschen Inschriften entdeckt wurden, mag er als Grund dafür sehen. Die Widersprüchlichkeit, die in der Stadt und ihrer Bevölkerung zu spüren war, hatte ihn erst später angetrieben, die Geschichte seiner Heimatstadt, und damit auch die Geschichte der Deutschen, zu erforschen. Als er sich in seinen Werken mit dieser Geschichte auseinandersetzte, sei er in ein Kreuzfeuer der Kritik geraten. Noch 1995 sagte seine Mutter, nachdem sie Hanemann gelesen hatte: „du hast zu gut über die Deutschen geschrieben, das haben sie nicht verdient.“ Er könne sich auch an keine Danziger erinnern, die Mitleid mit den vertriebenen Deutschen, eben auch Danziger, gehabt hätten. Die Haltung seiner Eltern war ähnlich, allerdings habe seine Mutter als junge Frau deutsche Soldaten, die im Warschauer Aufstand verletzt worden waren, geholfen und medizinisch versorgt. Obwohl sie vorher mitangesehen hatte, wie ihr Elternhaus bis auf die Grundmauern von deutschen Soldaten zerstört worden war. Nebenbei bemerkte Chwin, dass seine Mutter später mit Hilfe der Rockefeller-Stiftung an der Danziger Universität Medizin studieren konnte. Im weiteren Verlauf beschrieb Stefan Chwin seine Eltern auch als Opfer des Krieges. Zunächst als Vertriebene, später auch als Opfer des Kommunismus, die über Vergangenes nicht reden durften und konnten. Wie sich seine Haltung gegenüber den Deutschen, die im Polen der Nachkriegszeit vor allem für das Böse gehalten wurden, geändert habe, sei daher ein langer Prozess, den er selbst nicht richtig erklären könne. Vielleicht waren es gerade die polnischen Hasspredigten auf die Deutschen, die bei ihm dazu führen sollten, aus einem inneren Widerspruchsdrang, sich mit dem deutsch-polnischen Verhältnis zu beschäftigen. Das Narrativ, dass nur Russland Polen gegen die Deutschen schützen könne, und die Tatsache, dass auch polnische Priester diese feindlichen Töne gegenüber Deutschland angeschlagen hätten, habe in ihm wohl den Forscher- und Widerspruchsgeist geweckt. Er sei sich aber bewusst, dass ihm diese Haltung nur gegeben sei, weil seine Augen nicht das gesehen hätten, was die Augen seiner Eltern gesehen haben. Im weiteren Verlauf ging Stefan Chwin auf bestimmte Erlebnisse und Dissonanzen seiner Danziger Kinder- und Jugendjahre ein. So habe er als Kind ein Gefühl von Ungerechtigkeit gespürt, wenn deutsche Friedhöfe aus Rache eingeebnet und ihre Grabsteine wiederverwendet worden waren. Er sei der Meinung, dass Friedhöfe den Verstorbenen gehörten, nicht der Politik und sie daher exterritorial sein sollten. Die Verstorbenen hätten das Recht auf ewige Ruhe. Zu kanonischen Prinzipien der damaligen, politischen Bildung gehörte neben der moralischen auch die ästhetische Abwertung des Deutschtums. Zwar habe man einerseits lernen müssen, dass Deutsche durchgängig böse und hässlich waren, vom Kreuzritter bis zum Nationalsozialisten, anderseits habe man durchaus die Häuser und Gegenstände geschätzt, die die Deutschen hinterlassen hätten. „Wir haben mit deutschem Geschirr gegessen und haben auf deutsche Obstbäume geschaut. Das war alles im krassen Kontrast zum Narrativ der deutschen Bestialität.“ Auch habe er in einem Kalligraphie-Kurs die gotische Schrift zu schreiben gelernt, so dass er in der Lage gewesen sei, die meisten Grabsteine noch lesen zu können. In den letzten Jahren empfände er im deutsch-polnischen Verhältnis eine Art Zwischenspiel, zwischen Schönheit und Hässlichkeit. Beispielhaft nannte er die Diskussion und späte Anerkennung der Oder-Neiße-Linie im Jahre 1990 oder, als persönliches Beispiel, eine Autorenlesung im Jahr 1997, bei der er in einer Augsburger Schule während der Lesung eine Landkarte erblickte, auf der zu den Vertreibungsgebieten noch „unter polnischer Verwaltung“ gestanden hätte. Zum Ende seines Vortrags kam er auf aktuelle Herausforderungen zu sprechen. Er hätte früh auf die zu erwartenden Probleme mit Nord Stream 2 hingewiesen, die deutsche Annäherung an Russland sei irritierend gewesen. Auch sei die aktuelle bilaterale Beziehung ausbaufähig, allerdings funktioniere der Austausch, auch bei dieser Tagung, sehr gut. Schwierig sei, dass in Polen mit einem deutschfeindlichen Bild immer noch Wahlen gewonnen werden könnten, und dass die regierende Rechte Angst vor einer Entmachtung Polens und einer Übermacht Deutschlands in Europa habe.

Mit dem Forschungsbericht STEFAN SAMERSKIS über „Danzig und seine Paramente nach 1870 und nach 1945 in der Bundesrepublik“ fügte sich das neue Bild über die Paramente zusammen. Nachdem Ende des 18. Jahrhunderts einzelne Exemplare zufällig in der Marienkirche entdeckt worden waren, begann die Epoche der Romantik gezielt nach den Paramenten zu suchen. Die Paramente galten nicht mehr als altmodisch, sondern ihr wurde ein erinnerungskultureller, aber auch materieller Wert zugesprochen. Mit der Wiederentdeckung des (Spät-)Mittelalters galt auch die Meinung des Danziger Dominikaners Martin Gruneweg wieder, der um 1600 als einer der ersten Chronisten den Paramentenbestand wie folgt beschrieben hatte: „Altäre sehr reichlich… mit köstlichen Messgewändern, Silber, Gold, und teuren Perlen, und Edelstein und Heiligtum aus ganzer Welt zusammen gelesen“. Die mit dieser Einschätzung verbundene Kehrseite demonstrierte später die Danziger Brauergilde, als sie mit dem Verkauf ihrer Paramente ihre Schulden begleichen sollte. Aber schon ab 1820 wurde eine Trendwende noch deutlicher. Es wurde öffentlich dazu aufgerufen, nach Reliquien und historischen Messgewändern zu suchen, um diese als Ausstattungsgegenstände wieder der Marienkirche zuzuführen. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts tritt mit Kanonikus Franz Bock ein bedeutender Sammler in den Kreis von Gelehrten und Textilinteressierten. Er bereiste Deutschland und seine Nachbarstaaten, um gezielt nach liturgischen Gewändern und Stoffen zu suchen, die er zum einen selbst sammelte, zum anderen aber auch an Museen, wie dem Victoria and Albert Museum, verkaufte. Franz Bock war es auch, der die Stoffe umfassend beschrieb und ab 1859 inventarisierte und publizierte. Sein persönliches Ansinnen, die Erneuerung der liturgischen Textilien nach mittelalterlichen Vorbildern, machte die Paramente über Danzig hinaus bekannt. Dass er die Paramente zu persönlichen Zwecken zerschnitt oder ganze Rapporte heraustrennte, nimmt ihm die Textilrestaurierung bis heute übel. In die Fußstapfen Franz Bocks trat 1870 Albert Hinz, als er einen zweibändigen Katalog über die Bände herausgab. Albert Hinz hatte als Küster bei Renovierungsarbeiten weitere Paramente in verborgenen Kisten und Schränken, unter Tapeten und Holzvertäfelungen, gefunden. Der Katalog machte nun die Paramente in ihrer Gesamtheit bekannt und begehrenswert. Das wachsende Interesse führte zu einem Ausverkauf und einer Abwanderung, u.a. nach Berlin, wo das Kunstgewerbemuseum, wie von Katrin Lindemann erläutert, 1875 den Zugang von 250 textilen Objekten neu inventarisierte. Ferdinand von Quast, preußischer Denkmalpfleger, war zwar einer der ersten, der sich für den Verbleib der Stücke in Danzig einsetzte, jedoch konnten seine Bemühungen und die der zwischenzeitlich gegründeten Geschichts- und Denkmalvereine, keine großen Erfolge verbuchen. Auch war Danzig seit 1815 an Preußen gebunden und hatte als Provinzhauptstadt des Regierungsbezirks Danzig an Macht und Einfluss verloren. Rückblickend wird der Danziger Paramentenschatz auf eine Anzahl von ca. 1000 Stück geschätzt. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts lässt sich eine Germanisierung der Geschichtskultur erkennen und damit auch eine neue Sicht auf die Paramente. Sie wurden als eigenständige Kunstwerke mit eigenem Design betrachtet. Arthur Brausewetter legte 1896/97 ein neues Inventar der Schatzkammer vor und kurze Zeit später dazu eine kleine Kunstgeschichte. In beiden Publikationen nahm der Paramentenschatz großen Raum ein und wurde mit der Abbildung eines stofflichen Antependiums eröffnet. Ihren publizistischen Höhepunkt finden die Paramente in den 1930er Jahren, als durch Walter Mannowsky der erste Kunstwissenschaftler und Direktor der städtischen Kunstsammlungen Danzigs, ein 5bändiger Bestandskatalog herausgegeben wird. Anlass für dieses Mammutwerk war eine Ausstellung im Jahre 1929, in der zum ersten Mal die Paramente außerhalb der Marienkirche gezeigt wurden. Durch ihre wissenschaftliche Bearbeitung und vollständige Ausstellung im Danziger Stadtmuseum wurden auch ihre Verluste deutlich. Die veränderte politische Lage und ein zunehmender Nationalismus fanden sich nun auch im Katalog wieder. Für die hohen Verluste der Paramente wurde vor allem die polnische Besetzung Danzigs von 1570 verantwortlich gemacht. Stefan Samerski konstatiert in diesem Zusammenhang eine Gleichschaltung in der Geschichtsschreibung, in der die multiple Geschichtskultur Danzigs in eine monolithische geformt werde. Auch sei mit Gerhard Gülzow ein Pfarrer (Oberkonsistorialrat) an der Marienkirche gewesen, dem es an Begeisterung für die Paramente nicht mangelte, dem es in seinen kunsthistorischen Beschreibungen aber mehr um die Darstellung eines Nationalstolzes ging. Gülzow war es aber zu verdanken, dass 1944 die Evakuierung der Paramente veranlasst wurde und damit ein großer Teil des Bestandes gerettet werden konnte. 1959 gelangte schließlich der Bestand, der Gemeindemitgliedern anvertraut worden war, an die Lübecker Marienkirche, auch mit der Begründung, dass der Bestand vormals Eigentum der Danziger Kirchengemeinschaft war. Wie bereits von Dagmar Täube erläutert, fanden die Paramente aus konservatorischen Gründen ab 1990 eine neue Heimat im Lübecker St. Annen-Museum. Dort werden sie seit 2019 in der Mittelalter-Ausstellung und auf den Internetseiten als Dauerleihgabe der Union Evangelischer Kirche, dem Rechtsnachfolger der untergegangenen evangelischen Kirche in Danzig, ausgestellt.

Unter dem Eindruck der Vorträge reiste die Tagungsgruppe abschließend nach Danzig, wo bei einem Besuch des Nationalmuseums unter Führung von Dr. Beata Sztyber originale Paramente in Augenschein genommen werden konnten. Ein geführter Rundgang in der Marienkirche mit Filmvorführung, Kurzvortrag und Besichtigung der Sakristei mit ihrem Paramentenbestand bildete den Höhe- und Schlusspunkt der Tagung.

 

Birgit Aldenhoff, 25.11.2022