Tagung, 27. - 30.04.2023

Internationale wissenschaftliche Fachtagung „Glaube und Kirche als Heimatort in der erzwungenen Heimatlosigkeit und als geschützter Identitätsraum in der Heimat“

Die Fachtagung wird in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kirchengeschichte von Böhmen-Mähren-Schlesien e.V. in Friedberg/Hessen und dem Institut für Kirchen- und Kulturgeschichte der Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa e.V. in Tübingen durchgeführt. Die Veranstaltungsstätte wird das Gästehaus des Priesterseminars Fulda sein.

Glaube und die Kirchen trugen bei den Heimatvertriebenen, die nach 1945 Zuflucht in Westdeutschland und in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)/DDR gefunden hatten, zentral zu ihrer Integration, Beheimatung und Verwurzelung bei. Für die in ihren Heimaten verbliebenen oder deportierten Deutschen war wiederum bis zum Zusammenbruch der kommunistischen Regime im östlichen Mitteleuropa und in der ehem. Sowjetunion die Institution der Kirche in vielen Fällen der einzige geschützte Rückzugsort nicht nur für ihren Glauben, sondern auch für ihre Sprache und Kultur. Umso wichtiger ist es für die Kulturstiftung, sich der Rolle der Kirchen und des Glaubens nach 1945, die in der öffentlichen Wahrnehmung oft unterschätzt und wenig präsent ist, in einer wissenschaftlichen Fachtagung mit Kirchenvertretern und Kirchenhistorikern zu widmen.

Mutter der Vertriebenen

Im ersten Teil der Tagung soll der Fokus auf die völkerverständigende seelsorgliche Arbeit der Kirchen an den Heimatvertriebenen in den beiden deutschen Staaten gerichtet werden. Aus dem außerordentlich reichen Themenspektrum werden einige Schwerpunktthemen ausgewählt, die in der gesamtdeutschen Perspektive von fundamentaler Bedeutung für die Vertriebenenseelsorge waren und zugleich einen starken hessischen Bezug – der Tagungsort wird die Bischofsstadt Fulda sein – aufweisen. Außerdem wird sich ein separater Themenblock mit dem Beitrag der Kirchen zur Integration der (Spät)Aussiedler in der Bundesrepublik beschäftigen.

Im zweiten Teil der Tagung soll untersucht werden, nach einzelnen Ländern differenzierend, welche Rolle die Kirchen nach 1945 in Ostmittel- und Osteuropa,  neben ihrer seesorglichen Tätigkeit, für die Erhaltung der Gruppenidentität der in der Heimat verbliebenen Deutschen spielten. Der letzte Themenblock wird der Seelsorge an deutschen Minderheiten nach der politischen Wende 1989/90 gewidmet, die z.T. eine ganz neue Situation für die Minderheitenseelsorge ergab. Hier sollen u.a. Geistliche zum Wort kommen, die vor Ort die Gläubigen betreuen, wobei die Seelsorge in der brutal angegriffenen Ukraine einer der Schwerpunkte sein wird.

 

An der Veranstaltung können Sie auch per Live- Stream (ohne Anmeldung und Tagungsbeitrag) per YouTube https://bit.ly/kulturstiftungvideo

 

 

 

 

Sollten Sie an der Veranstaltung in Präsenz teilnehmen wollen, wenden Sie sich bitte an den zuständigen Referenten
Matthias Lempart: matthias.lempart@kulturstiftung.org

 

Tagungsprogramm (Änderungen vorbehalten):
Donnerstag, 27.4.2023

16.30 Uhr Grußworte

Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez, Bistum Fulda
Bischöfin Dr. Beate Hofmann, Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
Dr. Ernst Gierlich, Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen
Prof. Dr. Alfons Nossol, Alterzbischof der Diözese Oppeln/Opole, angefragt
Reinhart Guib, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, angefragt

 

17.15 Uhr
Maximilian Kaller und seine Rolle als erster päpstlicher Sonderbeauftragter für die Heimatvertriebenen 1945-1947 und die Hilfsmaßnahmen der katholischen Kirche in Westdeutschland
Prof. Dr. Rainer Bendel, Universität Tübingen, Vorsitzender des Instituts für Kirchen-und Kulturgeschichte der Deutschen in Ostmittel-und Südosteuropa, Tübingen

18.15 Uhr
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die vertriebenen Ostdeutschen -Hilfsmaßnahmen, geistliche Bewältigung, Eingliederung.
Prof. Dr. Dorothea Wendebourg, Humboldt-Universität Berlin

19.15Uhr
Abendessen

Freitag, 28.4.2023

Themenblock 1

Der Beitrag der Kirchen und die Rolle des Glaubens der Heimatvertriebenen für deren Integration im Nachkriegsdeutschland

9.00 Uhr Grußwort
Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Bistum Erfurt, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen-und Aussiedlerseelsorge

9.15 Uhr
Die Königsteiner Anstalten als ein Zentrum der katholischen Vertriebenenseelsorge in Deutschland
Prof. Dr. Rainer Bendel, Universität Tübingen, Vorsitzender des Instituts für Kirchen-und Kulturgeschichte der Deutschen in Ostmittel-und Südosteuropa, Tübingen

10.15 Uhr
Werenfried van Straaten und das Konzept der Kapellenwagen und der „Glaubensburgen an der Zonengrenze“
Prof. Dr. Michael Hirschfeld, Universität Vechta

11.15 Uhr Kaffeepause

11.45 Uhr
Der Kampf mancher westdeutscher Diözesen gegen die Kirchenlieder der ostdeutschen Vertriebenen am Beispiel
des Bistums Mainz
Patrick Strosche, Pastoralreferent, Rüsselsheim am Main

13.00 Uhr Mittagspause

14.30 Uhr
Die politische Arbeit der beiden Amtskirchen für die Integration der Heimatvertriebenen: Gremien und politische Vernetzung
Robert Pech, Technische Universität Chemnitz

15.30 Uhr Kaffeepause

16.00 Uhr

Kirchliche Integration der evangelischen Heimat-vertriebenen in der SBZ und DDR

N.N.

18.00 Uhr Abendessen

Samstag, 29.4.2023

9.00 Uhr
Von der „Zuzugskirche“ zur Ortskirche. Die Heimatvertriebenen und die katholische Kirche in der DDR
Dr. Torsten W. Müller, Museumsdirektor, Museumsdorf Cloppenburg

10.00 Uhr
Die beiden großen Kirchen und der Lastenausgleich
Prof. Dr. Manfred Kittel, Universität Regensburg

11.00 Uhr Kaffeepause

Themenblock 2

Der Beitrag der Kirchen und die Rolle des Glaubens der Aussiedler und Spätaussiedler für deren Integration in der Bundesrepublik

11.15 Uhr
Katholische Seelsorge an Aussiedlern und Spätaussiedlern im vereinigten Deutschland nach 1990 und das offizielle Ende der Vertriebenenseelsorge durch die Abschaffung der Visitatoren als Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz
Gerhard Pieschl, emeritierter Weihbischof, Bistum Limburg

12.15-14.00 Uhr Mittagspause

14.00 Uhr

Freikirchliche Aussiedler und Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion und die Rolle des Glaubens bei deren Integration
Johannes Dyck, Leiter des Instituts für Theologie und Geschichte am Bibelseminar Bonn

Themenblock 3

Die Rolle der Kirchen zur Bewahrung der sprachlichen und kulturellen Identität der Deutschen nach 1945 in den kommunistischen Staaten Osteuropas am Beispiel der Sowjetunion, Rumäniens und der Tschechoslowakei.

15.00 Uhr
Die Rolle der Kirche in der Tschechoslowakei für die deutschen Minderheiten und für die Aussöhnung mit Deutschland
Prof. Dr. Rudolf Grulich, wissenschaftliche Leiter des Instituts für Kirchengeschichte von Böhmen-Mähren-Schlesien e.V., Friedberg/Hessen

16.00 Uhr Kaffepause

16.15 Uhr
Die Rolle der Religion für die Russlanddeutschen nach der Deportation: Zeitzeugen-Interviews, soziologische und historische Analysen
Prof. Dr. Olga Litzenberger, Bayerisches Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR), Nürnberg

17.15 Uhr
Die Rolle der Kirche für die deutschen Minderheiten unter dem Regime Ceaușescu
Dr. Maria Werthan, Präsidentin, Frauenverband des Bundes der Vertriebenen (BdV)

18.15 Uhr

Die Seelsorge an der deutschen Minderheit in Oberschlesien –Aufbruch in der Wendezeit 1989/90
Dr. habil. Piotr Tarlinski, Bischofsvikar und Minderheiten-Diözesanseelsorger, Diözese Oppeln/Opole (Polen), angefragt

19.15 Uhr Abendessen

Sonntag, 30.4.2023

Themenblock 4

Deutsche Minderheiten im östlichen Europa nach 1989/1990 und die Rolle der beiden Kirchen für die Bewahrung ihrer christlichen und nationalen Identität

9.00 Uhr

Kirche als Anker des Zusammenhaltes in Zeiten des Krieges
Pawlo Schwarz, Bischof der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine

10.00 Uhr

Podiumsdiskussion: Die Rolle des Glaubens für die deutschen Minderheiten

Dr. habil. Piotr Tarlinski, Bischofs vikarund Minderheiten-Diözesanseelsorger, Diözese Oppeln/Opole (Polen), angefragt
Johannes Dyck, Leiter des Instituts für Theologie und Geschichte am Bibelseminar Bonn
Evangelisch-Lutherische Kirche Russlands, NN
Josef Trunk, Pfarrer von Pausching/ Pawschyno in Transkarpatien, (Ukraine)
Alexander Gross, Pfarrer in Odessa (Ukraine)

11.30 Uhr Gemeinsamer Ökumenischer Gottesdienst

Die Veranstaltung steht unter Vorbehalt einer Förderung durch den Bund