In Zusammenarbeit mit der von ihr geschäftsführend geleiteten Studiengruppe „Politik und Völkerrecht“ veranstaltete die Kulturstiftung, vom Bundeinnenministerium finanziell gefördert, in Berlin eine historisch-völkerrechtliche Fachtagung zum Thema „Das deutsche Kulturerbe in der Ukraine im Spiegel der Geschichte: Perspektiven für eine kulturelle grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Standards für Minderheitenschutz als EU-Beitrittskriterium“, an der zahlreiche renommierte Wissenschaftler aus Deutschland und der Ukraine sowie Repräsentanten der ukrainischen Regierung teilnahmen.
In einer Videogrußbotschaft dankte der Menschenrechtsbeauftragte der Ukraine Dmytro Lubinets der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen für die Ausrichtung dieser wissenschaftlichen Fachtagung zur Ukraine, ebenso wie Botschaftsrätin Oksana Dubovenko die persönlich die Gruß- und Dankesworte seitens der Botschaft der Ukraine in Deutschland überbrachte.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Oleksandr Tkatschenko, damaliger Minister für Kultur und Informationspolitik der Ukraine, in seiner Videobotschaft an die Teilnehmer der von der Kulturstiftung in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM) in der FUEN ausgerichteten Begegnungstagung „Heimatvertriebene und Heimatverbliebene – Zwei Seiten der gleichen Medailie“ der Kulturstiftung für die Solidarität und Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland ausdrücklich gedankt.
Der historische Teil der Fachtagung in Berlin hatte die Jahrhunderte lange Geschichte der deutschen Minderheit in der Ukraine, darunter die Schönbornfranken in Transkarpatien, die Schwarzmeerdeutschen, die Krymdeutschen, die Wolynien- und Galiziendeutschen, die Bessarabiendeutschen und die Bukowinadeutschen zum Inhalt. Prof. Dr. Guido Hausmann, Sprecher der Deutsch-Ukrainischen Historischen Kommission und Prof. Dr. Katrin Boeckh vom Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Regensburg referierten einleitend zur Geschichte der Ukrainer und der ukrainischen Staatlichkeit von deren Anfängen bis ins 20. und 21. Jahrhundert.
In einem völkerrechtlichen Teil thematisierte die Fachtagung den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Prof. Gilbert Gornig, Leiter der Studiengruppe Politik und Völkerrecht der Kulturstiftung referierte hierzu einleitend wieso aus Sicht des Staats- und Völkerrechts die Ukraine eindeutig ein souveräner Staat sei und erläuterte die zahlreichen völkerrechtlichen Vertragsbrüche seitens Russlands im Zuge dessen Angriffskrieges auf die Ukraine.
Ebenfalls wurde in einer Podiumsdiskussion das neue Minderheitsgesetz der Ukraine diskutiert zu der Dr. Beate Sibylle Pfeil, Rechtsexpertin für Minderheitenfragen in Europa, einleitend einen Impulsvortrag hielt. Seitens der Ukraine nahmen hieran Volodymyr Leysle, Präsidiumsvorsitzender des Rates der Deutschen der Ukraine, Ihor Lossovskyi, Stellvertr. Leiter des staatlichen Dienstes der Ukraine für ethnische Politik und Gewissensfreiheit, Volodymyr Kondur, Stellvertr. Direktor der Dienststelle – Abteilungsleiter für nationale Minderheiten, indigene Völker und religiöse Bekenntnisse im Sekretariat des Beauftragten für Menschenrechte der Werchowna Rada, Refat Chubarov, Vorsitzender des Medschlis des krymtatarischen Volkes, eh. Abgeordneter der Werchowna Rada, Ashot Avanesyan, Vorsitzender der Nichtregierungsorganisation „Rat der nationalen Gemeinschaften der Ukraine“ und Zemfira Kondur, Leiterin des Europarat-Projekts „Stärkung des Schutzes nationaler Minderheiten, einschließlich der Roma und Minderheitensprachen in der Ukraine“ teil.
In einem weiteren Panel war Pastor Oleksandr Gross aus Odesa online zugeschaltet, den die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Claudia Roth, bei ihrem Besuch in der Ukraine persönlich getroffen hat. Pastor Gross, der bereits bei mehreren Veranstaltungen der Kulturstiftung als Podiumsteilnehmer teilnahm, referierte zur Rolle der Kirche in Zeiten des Krieges und grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Gemeinden in Deutschland und im östlichen Europa.
Bernard Gaida, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM) in der FUEN und Vizepräsident der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) referierte im Anschluss hierzu zum grenzüberschreitenden Beitrag der deutschen Minderheiten in Ostmitteleuropa zur Bewältigung der ukrainischen Flüchtlingskrise.
Geschäftsführer Konhäuser: „Mit den wissenschaftlichen Fachtagungen ihrer Studiengruppe Politik- und Völkerrecht, deren Generalthema Friedensicherung – Menschenrechte – Rechtstaatlichkeit ist, und die bereits vor Kriegsausbruch russische Völkerrechtsverletzungen in der Ukraine thematisierte, fühlt sich die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen im Geiste der Charta der deutschen Heimatvertriebenen von 1950 verpflichtet für ein geeintes friedliches Europa auf der Basis von Partnerschaft freier Völker einzutreten. Entsprechend gilt ihre Solidarität den Menschen in der Ukraine, die unermessliches Leid durch den russischen Angriffskrieg erfahren müssen und den ukrainischen Flüchtlingen in Deutschland. Mit einer historisch-völkerrechtlichen ad-hoc Veranstaltung unmittelbar nach Kriegsausbruch, der Thematisierung des Ukrainekrieges bei ihren Begegnungstagungen und einer Ausstellung, Online-Gesprächen mit Betroffenen in der Ukraine steht die Kulturstiftung an der Seite der Menschen in der Ukraine, darunter den rund 33.000 Angehörigen der deutschen Minderheit.
Videomitschnitte der gesamten Tagung auf dem YouTube-Kanal der Kulturstiftung finden Sie hier.